DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-10-2019 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 05.10.2019 um 10.30 UTC



Wiederholt Regen, an der See und im Bergland windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 12.10.2019


Am Dienstag, dem Beginn der Mittelfrist, liegen wir am Rand eines
hochreichenden, steuernden Tiefs südlich von Island in einer westlichen Strömung
mit der ein Frontensystem von Westen her auf Deutschland übergreift. Dabei
gelangt in den Süden ein Schwall sehr milder Meeresluft in der bei guter
Durchmischung nahe 20 Grad möglich sind. Vor allem in einem Streifen über der
Mitte fallen 10 bis 20 mm Regen, in Staulagen der westlichen Mittelgebirge sind
auch an die 30 mm in 24 Stunden nicht ausgeschlossen. Damit wären wir zumindest
in der Nähe etwaiger Warnschwellen für Dauerregen. Dazu bleibt es windig mit
Sturmböen an der See und im höheren Bergland.
Auf der Rückseite folgt erwärmte, polare Meeresluft in der uns am Mittwoch und
in der Nacht zum Donnerstag von Westen her ein Trog überquert, der das
wechselhafte und relativ kühle Wetter aufrecht erhält. Die Kaltfront des o.e.
Tiefs überquert den Süden schleifend, womit auch dort, in Staulagen des
Schwarzwaldes und der Alpen, Mengen an die 30 l/qm nicht ausgeschlossen wären.
Dauerregen bleibt zumindest potentiell ein Thema, auch wenn nach aktueller
Modelllage ein Überschreiten der Warnschwellen nur vereinzelt ansteht.
Der Trog zieht am Donnerstag nach Osten ab und nachfolgend schiebt sich eine
Hochdruckzone nach Süddeutschland vor, während der Norden unter der Frontalzone
verbleibt und von der Warmfront eines Tiefs über dem Nordmeer erfasst wird.
Am Freitag und Samstag steigt das Geopotential von Süden her noch etwas an und
die Frontalzone wird weiter nach Norden gedrückt. Dabei kann allerdings das
Starkwindfeld eines über die Nordsee nach Südschweden ziehendes Tief
Norddeutschland streifen, während über dem Süden und teilweise über der Mitte
Hochdruckeinfluss überwiegt. Von Südwesten her verstärkt sich dann die Zufuhr
milderer Meeresluft, bzw. zu Ende hin subtropischer Luftmassen. Dem steht dann
natürlich ein gewisser Abkühlungsstrend in Bodennähe durch den Hochdruckeinfluss
entgegen.

In der erweiterten Mittelfrist soll die Strömung dann vor einem Trog über dem
Atlantik weiter rückdrehen und von Süden her wird unter antizyklonalem Einfluss
sehr milde Luft (T850 > 15°C) aus dem Mittelmeerraum zu uns gelenkt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS ist bis Mitte der nächsten Woche gut und es sind bis
dahin kaum Unterschiede zu den Vorläufen zu finden. Der Trog zur Wochenmitte
wird aktuell deutlich kurzwelliger simuliert und danach steigt das Geopotential
von Süden her an und die Frontalzone wird nach Norden gedrückt. Das Ganze mündet
zum Ende der Mittelfrist am nächsten Donnerstag bis Samstag in einer nördlichen
Westlage. Über der Südhälfte kann sich das Wetter entsprechend deutlich
beruhigen. Die gestrigen Läufe sahen die Zugbahn der Tiefs auch dann weiter
genau über Deutschland.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch das amerikanische GFS zeigt in der zweiten Hälfte kommender Woche den
Übergang zu einer antizyklonalen Westlage über weiten Teilen Deutschland, wenn
auch die Frontalzone nicht ganz so weit nach Norden verschoben ist. ICON hält
der an der zyklonaleren Variante fest und simuliert zum Ende sogar einen breiten
Langwellentrog über Mitteleuropa. Bis zur Wochenmitte gilt ähnliches wie bei der
Konsistenz: Unterschiede beschränken sich auf Details, wie z.B. die
Niederschlagsmengen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles bestätigen den bisherigen Eindruck. Sie stützen die Aussagen des
Hauptlaufs bis Mitte der nächsten Woche; dann wird der Spread größer und die
Entwicklung unsicher, auch wenn die Mehrzahl der Members den Aufwärtstrend bei
Temperaturen und Geopotential mitmachen. Niederschlagssignale sind ab Donnerstag
im Süden nur noch sporadisch zu finden und werden nach Norden hin zahlreicher.
Die extrem milde Variante des Hauptlaufs zum Ende der Mittelfrist markiert
übrigens auch die Obergrenze des Ensemblespektrums.
Die Clusterung liefert für den Zeitraum bis +168h 5 Cluster mit dem Hauptlauf in
Cluster 4. Allerdings zeigen auch die ersten 3 Cluster den vorübergehend über
Europa auftauchenden breiten Rücken, der die Bahn der Tiefdruckgebiete nach
Norden verschiebt. Das freilich immer mit leichten Unterschieden. Nur Cluster 5
(lediglich 7 Member) zeigt weiter die zyklonale Westlage und damit die gestrigen
IFS und heutige ICON Lösung.
In der erweiterten Mittelfrist wird nur noch ein Cluster gebildet, der die
Annäherung eines Troges über Westeuropa zeigt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis einschließlich Mittwoch bleibt es wechselhaft mit stürmischen Böen, bzw.
Sturmböen an der See und im höheren Bergland. Eine markante Sturmlage zeichnet
sich nicht ab. Es fallen zwar auch wiederholt Niederschläge, die aber auch nicht
sonderlich intensiv werden dürften. Akkumuliert geraten wir aber, vor allem in
Staulagen, wenigstens in die Nähe unserer Warnschwellen vor Dauerregen. Die
Probabilistik zeigt entsprechend (Dienstag, Mittwoch) in den Bergländern leichte
Signale für markanten Dauerregen. EFI hat mit der Frontalpassage Dienstag und
Mittwoch die (etwas) erhöhten Regenmengen im Portfolio ...
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM, ECM EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner