DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-10-2019 09:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 04.10.2019 um 10.30 UTC



Wechselhaft, häufig Regen, markant zu bewarnende Niederschläge und Böen
weitgehend auf Berglagen bzw. die Küste beschränkt.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 11.10.2019


Am Montag liegt Deutschland unter einem Keil, der unter Verkürzung der
Wellenlänge nach Osten schwenkt. Durch diesen Keil wird ein Bodenhoch gestützt,
das von Skandinavien nach Mitteleuropa reicht. Bedingt durch einen nachfolgenden
Trog, der in der Nacht zum Dienstag auf die Nordsee übergreift, wird das Hoch
ins einem nördlichen Teil abgebaut, so dass der Weg frei wird für ein
Frontensystem, das am Dienstag auf Deutschland übergreift. Über dem Atlantik ist
bereits zuvor eine Zonalisierung erfolgt. Da sich die Frontalzone nun auch über
Mitteleuropa hinweg ostwärts durchsetzt, nimmt der Gradient etwas zu, so dass in
höheren Berglagen sowie zeitweise auch an der Küste stürmische und vereinzelt
auch Sturmböen auftreten können.
Am Mittwoch nähert sich von Westen ein breiter Trog, der am Donnerstag
Deutschland weitgehend überquert, was eine Labilisierung mit sich bringt. Die
Niederschläge werden von Nordwesten her zusehends konvektiv durchsetzt, auch
einzelne eingelagerte kurze Gewitter sind möglich, die mit stürmischen Böen
einhergehen können.
In der Nacht zum Freitag wird in der Frontalzone eine Welle ostwärts gesteuert,
die einigermaßen entwicklungsgünstig liegt, so dass deren Intensivierung
anzunehmen ist. Sturmböen sind dann wahrscheinlich nicht nur auf höhere
Berglagen beschränkt. Die Zugbahn dieser Welle ist noch sehr unsicher. Nach
deren Passage beginnt die Strömung zu mäandrieren, über dem nahen Ostatlantik
bildet sich ein kräftiger Trog und stromab, d.h. über Mitteleuropa, wird die
Strömung leicht antizyklonal deformiert. Folglich wird die Kaltfront der Welle
rückläufig.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum und somit am Wochenende macht
sich im Süden und im Lee der Mittelgebirge der Warmsektor mit Auflockerungen und
aufgrund der auf Südwest drehenden Strömung mit leicht föhnigem Einfluss sowie
der Zufuhr sehr milder Luft bemerkbar, wogegen sich sonst frontaler Einfluss mit
zeitweisen Niederschlägen hält. Wahrscheinlich setzt sich ab Montag wieder
frontaler Einfluss durch, wobei aber das Temperaturniveau im Süden und Osten
etwas höher ist als bisher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Lauf gegenüber den gestrigen
Modellläufen weitgehend konsistent. In der Nacht zum Freitag ergeben sich
Unterschiede, was die oben beschriebene Wellenentwicklung betrifft. Der gestrige
00 UTC-Lauf zeigte über dem gesamten Vorhersagebiet eine markante
Gradientzunahme, beim aktuellen Modelllauf ist dies auf den Süden und Teile der
Mitte beschränkt. Der gestrige 12 UTC-Lauf zeigte hingegen keinerlei
Gradientverschärfung.
Hinsichtlich der sich im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
einstellenden südwestlichen Strömung ergeben sich dann wieder Parallelen zu den
weiter zurückliegenden Simulationen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bereits ab Dienstag zeigen sich Unterschiede zwischen den verfügbaren Modellen.
EZMW baut den Keil über Mitteleuropa am raschesten ab, wodurch durchweg
schneller als bei den anderen Modellen frontale Prozesse auf Deutschland
übergreifen.
Hinsichtlich der Trogpassage zur Wochenmitte ergibt sich anhand von GFS und ICON
ein ähnliches Szenario, wogegen das Modell des kanadischen Wetterdienstes diesen
Trog Donnerstagmittag bereits ca. 1000 km weiter östlich sieht.
Größere Unterschiede ergeben sich am Freitag. Während nach ICON und GFS eine
ausgewachsene Troglage zu erwarten wäre, zeigt EZMW eine "glatte" west-
nordwestliche Strömung, die nach dem kanadischen Modell sogar leicht
antizyklonal geprägt ist.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum demonstrieren in Bezug auf die
zu erwartende mehr oder weniger steile südwestliche Strömung die Modelle eine
ähnliche Auffassung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt weitgehend dem deterministischen Lauf, wobei der nach
Osten vorrückende Trog im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum der
Südwestlage alsbald ein Ende bereiten dürfte. Die Einzellösungen beginnen erst
ab Freitag zu divergieren. Der am 2. Oktoberwochenende im Süden und in Teilen
der Mitte zu erwartenden Temperaturanstieg wird von der Mehrzahl der
Einzellösungen mitgetragen. Die Niederschlagssignale werden jedoch kaum
reduziert.
Das EPS des EZMW wird in mehrere Cluster untergliedert. Einzig die Passage des
Troges zur Wochenmitte ist als einigermaßen sicher anzusehen, danach bestehen
rasch zunehmende Unsicherheiten hinsichtlich der weiteren Entwicklung. So wird
die oben beschriebene Südwestlage nur von 2 Clustern gestützt, die drei Fünftel
der Einzellösungen beinhalten, wobei die Wahrscheinlichkeit der Andauer dieser
Strömung bis in den Wochenbeginn hinein eine geringere Wahrscheinlichkeit
aufweist. Ähnlich dem EPS des GFS beginnen die Einzellösungen des EPS des EZMW
auch erst ab Freitag merklich zu divergieren, wobei die Niederschlagssignale
kaum reduziert werden. An der Andauer des eher wechselhaften Wettercharakters
sollte daher kein Zweifel bestehen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag bestehen im Bereich eines Bodenhochs keine markanten Wettergefahren.
In der Nacht zum Dienstag kommen an der Nordsee (vor allem an der
Nordfriesischen Küste) stürmische Böen bis Bft 8 aus Südwest auf.
Am Dienstag ist auf höheren Berggipfeln, mit geringer Wahrscheinlichkeit auch an
der Küste mit stürmischen und exponiert mit Sturmböen bis Bft 9 aus Südwest zu
rechnen. Sonst ergeben sich keine markant zu bewarnenden Wettergefahren.
Am Mittwoch und Donnerstag sind im Bereich eines breiten Troges kurze Gewitter
zu erwarten, in deren Nähe sowie auf exponierten Berggipfeln besteht die Gefahr
stürmischer Böen bis Bft 8. Außerdem kann im Nordstau der Alpen mit geringer
Wahrscheinlichkeit Dauerregen auftreten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann