DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-10-2019 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 01.10.2019 um 10.30 UTC



Wechselhaft, gebietsweise regnerisch. Eher kühl.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 08.10.2019


Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Freitag liegt Deutschland zunächst auf
der Rückseite eines sich weit nach Süden erstreckenden Troges, der sich von
Nordeuropa bis ins zentrale Mittelmeer erstrecket. Mit Ausnahme des Nordens und
Nordostens, der von einem sehr kurzwelligen Randtrog überlaufen wird, herrscht
dabei zunächst weitgehend störungsfreies Wetter. Im Tagesverlauf greift ein
weiterer Kurzwellentrog von Westen über. Das korrespondierende Bodentief liegt
mit seinem Zentrum über den Britischen Inseln. Dieses Tief ist im Umfeld von
exLORENZO bei Irland als Randtief entstanden und zieht ost-/südostwärts Richtung
Norddeutschland. Die frontalen Regenfälle greifen von Westen auf Deutschland
über und breiten sich recht rasch auf ganz Deutschland aus. Mit 850
hPa-Temperaturen von 1 Grad im Norden und 5 bis 6 Grad im Süden bleibt das
Temperaturniveau recht gedämpft.
Am Samstag gliedert sich der Kurzwellentrog unter Amplitudenvergrößerung in den
östlich liegenden Trog ein, die Achse des dann recht umfangreichen Troges
verlagert sich nach Osteuropa. Das Bodentief zieht unter Abschwächung vom
Nordwesten Deutschlands Richtung Sachsen/Tschechien und weiter nach
Südpolen/Slowakei. Nachfolgend wölbt sich ein leichter Rücken auf und von
Nordwesten steigt der Druck. Die Niederschläge klingen demnach im Tagesverlauf
von Nordwesten allmählich ab, insbesondere im Südosten und dort vor allem in
Staulagen (insbesondere an den Alpen) kann es aber länger regnen.
Am Sonntag greift bereits ein weiterer, kurzwelliger Trog von Nordwesten über.
Das Frontensystem eines von Schottland bis nach Norddeutschland reichenden Tiefs
greift dann mit neuem Regen auf Deutschland über, insbesondere in den Staulagen
der südöstlichen Mittelgebirge und der Alpen kann es erneut länger regnen. Mit
einer nördlichen bis nordwestlichen Höhenströmung wird etwas kühlere Luft
(Temperatur in 850 hPa zwischen -1 Grad im Nordosten und +1 Grad im Süden)
herangeführt.
Am Montag macht sich ein flacher Rücken in der Höhe nur durch ein
vorübergehendes Niederschlagsminimum bemerkbar. Im Südosten klingen die
Regenfälle im Tagesverlauf nur zögerlich ab und im späteren Tagesverlauf
erreicht den Westen Deutschlands bereits ein neues Niederschlagsband. Dieses
Regenband gehört zu dem Frontensystem eines umfangreichen, atlantischen
Tiefdruckgebietes südlich von Island.

Am Dienstag schleift dann das zunehmend okkludierende Frontensystem über
Deutschland, nach derzeitigem Stand der Vorhersagen vor allem über den südlichen
Landesteilen. Dort kann es dann also erneut länger regnen. Ein sich entlang der
Front bildendes Teiltief zieht von der südlichen Nordsee nach Polen. Durch
Aufwölbung eines Höhenrückens verliert die schleifende Front über dem Süden
allmählich an Wetterwirksamkeit. Der Norden liegt am Südrand des umfangreichen
Tiefs vor Island, im Zusammenspiel mit dem noch warmen Nordseewasser kann es
insbesondere im Nordseeumfeld einzelne Schauer geben. Auf der Südseite der
Frontalzone kann wieder etwas mildere Luft einfließen (mit bis zu 10 Grad in 850
hPa).

Die erweiterte Mittelfrist wartet mit einer neuerlichen und kräftigen Austragung
über dem Ostatlantik auf, damit stehen die Zeichen mit einer zyklonalen West-,
vielleicht auch Südwestlage weiterhin auf "wechselhaft", aber eher mild. Von
einem gestern noch angedeuteten Vorstoß des Azorenhochs in Richtung Mitteleuropa
ist heute im deterministischen Lauf kaum noch etwas zu entdecken.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufes kann bereits zu Beginn des
mittelfristigen Vorhersagezeitraum nur als mäßig bezeichnet werden. Dies liegt
daran, dass der nun ehemalige Hurrikan LORENZO sich in ein außertropisches Tief
umwandelt bzw. umgewandelt hat und in das Wettergeschehen eingreift.
Im Verlauf der Mittelfrist überwiegt allgemein ein wechselhafter Grundtenor in
einer meist zyklonal geprägten West- bis Nordwestlage, in der erweiterten
Mittelfrist vielleicht auch Südwestlage.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Wie auch die Konsistenz der vorliegenden EZMW-Läufe nur mäßig ist, gibt es im
Vergleich zu anderen Globalmodellen (namentlich ICON und GFS) deutliche
Unterschiede im zeitlichen Ablauf und in der Ausprägung des Rücken-Trog-Musters.
Eigentlich simulieren sowohl ICON als auch GFS eine ähnliche Wetterlage, aber
eben mit entsprechenden zeitlichen und räumlichen Verschiebungen gegenüber den
Prognosen des EZMW. GFS simuliert zudem die Tröge weniger markant bzw. südwärts
ausgreifend als EZMW und ICON. Die Grundaussage ist aber allen gemein: Das
Wetter gestaltet sich wechselhaft. Die genaue Betrachtung wann welches
Regengebiet von welchem Modell stärker oder schwächer simuliert wird, scheint
aus jetziger Sicht wenig zielführend.
Noch größer werden die Unterschiede und damit Unsicherheiten naturgemäß zum Ende
des Mittelfristzeitraum bzw. zur erweiterten Mittelfrist hin.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Und auch die Clusterananlyse signalisiert eine relativ große Bandbreite an
Lösungen im Detail. Der Grundtenor ist klar, aber die genaue Betrachtung des
Trog-Rücken-Musters führt für den ersten Zeitraum von Freitag und Samstag (+72
bis +96 h) zu 6 Clustern mit 13, 10, 8, 8, 7 und 5 Membern mit Haupt- und
Kontrolllauf im 1. Cluster. Diese werden nahezu alle dem Muster "Atlantischer
Rücken" zugeordnet und unterscheiden sich etwas in der Ausprägung des
Kurzwellentroges, der von den Britischen Inseln ostwärts geführt wird und dann
in den osteuropäischen Haupttrog integriert wird. Die Auswirkungen auf die
Vorhersage dürfte aber eher gering sein.
Auch für den zweiten Vorhersageintervall von Sonntag bis Dienstag werden 6
Cluster angeboten (14, 10, 9, 7, 6 und 5 Member, Haupt- und Kontrolllauf im 1.
Cluster). Alle Cluster starten mehr oder weniger mit einer zyklonalen Westlage,
den weiteren Verlauf kann man in 2 Kategorien aufteilen: zum einen zyklonale
West- bis Nordwestlage (inkl. Haupt- und Kontrolllauf), zum anderen gewisses
Blocking und Wetterberuhigung durch Aufwölbung eines Rückens über dem nahen
Ostatlantik/Westeuropa (sowie auch der gestrige 00 UTC-Lauf).
Für den Zeitraum der erweiterten Mittelfrist von Mittwoch bis Freitag (+192 bis
+240 h) werden ebenfalls 6 Cluster (15, 11, 8, 8, 8, 1 Member, Hauptlauf in
Cluster 3, Kontrolllauf in Cluster 1) angeboten. Darin zeigt sich, dass etwaige
Lösungen mit Wetterberuhigung unter Einfluss eines westeuropäischen Rückens
vorhanden, aber nicht nachhaltig sind. Alle Cluster münden in mehr oder weniger
zyklonalem Wettergeschehen. Mit anderen Worten: Goldener Oktober derzeit nicht
in Sicht.

Die Rauschfahnen am Beispiel von Offenbach zeigen ebenfalls den wechselhaften
Wettercharakter mit großem Spread bei Geopotenzial und Temperatur in 850 hPa
bereits zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums. In punkto
Niederschlag sind kaum sicher trockene Abschnitte zu sehen, dies liegt
einerseits am wechselhaften Wettercharakter an sich, aber auch an gewissen
Phasenunterschieden zwischen den Membern.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Freitag bis Sonntag vor allem an den Küsten und im Bergland Böen Bft 7 bis 8,
exponiert Bft 9. Im Verlauf des Montags im Alpenraum voraussichtlich föhnig mit
Böen Bft 8 bis 9 in Kamm- und Gipfellagen.

An den Alpen Signale für Dauerregen sowohl im EFI für Samstag, ansonsten im EZMW
(EZMW-EPS) für Sonntag bis in den Montag hinein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, EZ-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger