DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-09-2019 07:01
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.09.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW z
Abgesehen von stürmischen Böen und einzelnen Sturmböen in höheren Berglagen
vorerst keine markanten Wetterereignisse. Erst am Sonntag im Norden und in
Teilen der Mitte kräftigere Schauer und kurze Gewitter mit stürmischen Böen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland an der Vorderseite eines breiten Troges über dem
nahen Ostatlantik, der zusehends auf die Britischen Inseln übergreift. Die
Warmfront eines in diesem Trog eingelagerten Zentraltiefs erreicht heute den
Nordwesten und Westen mit Niederschlägen, die sich bis zum Abend auf den
gesamten Süden und Teile der Mitte ausweiten. Dabei wird durch Warmluftadvektion
ein zusätzlicher Hebungsantrieb generiert, der nach Nordwesten hin, also in der
Nähe des Okklusionspunktes, am größten ist. Folglich fällt dort auch der meiste
Niederschlag, ohne aber in die Nähe von Warnschwellen zu gelangen. Im Bereich
des Warmsektors legt der Gradient etwas zu, was bei stabiler Schichtung in
Hochlagen ein Auffrischen des Windes mit sich bringt. Somit sind in den
Gipfellagen der westlichen und südwestdeutschen Mittelgebirge sowie später auch
der zentralen und nördlichen Mittelgebirge stürmische und später am Tag auch
einzelne Sturmböen zu erwarten. An der Nordfriesischen Küste und auf deren
Inseln sollte es bei Wind aus Süd-Südwest nur für Windböen bis Bft 7 reichen.
Ein paar Auflockerungen sind am ehesten noch im Nordosten vorstellbar, so dass
dort die Temperatur bis 22 Grad steigen kann. Im weitaus größten Teil des Landes
hält sich mehrschichtige und meist geschlossene Bewölkung bei Höchstwerten
zwischen 16 und 20 Grad.
In der Nacht zum Freitag greift schleifend die Kaltfront auf den Nordwesten
Deutschlands über. Das vorgelagerte Niederschlagsband legt sich diagonal über
Deutschland und verläuft ausgangs der Nacht vom Nordosten bis in den westlichen
Mittelgebirgsraum. In dessen Bereich sind dann durchaus kräftigere Niederschläge
zu erwarten. In den Staulagen der Mittelgebirge können mehr als 20 mm innerhalb
von 12 Stunden zusammenkommen. Präfrontal, d.h. vorrangig über dem Süden
Deutschlands, kann es gebietsweise aufklaren, so dass sich dort bei einem
vergleichsweise schwachen Gradienten flache Nebelfelder bilden können.

Freitag... läuft in der trogvorderseitigen südwestlichen Strömung ein
Kurzwellentrog über Deutschland hinweg nach Nordosten ab. Hebung, die durch
diesen Trog generiert wird, hält das Niederschlagsgeschehen trotz übergreifender
Kaltluftadvektion aufrecht. Nachfolgend dreht die Strömung auf West-Südwest, was
eine leicht beschleunigte Verlagerung dieser Front in den Südosten Deutschlands
bewirkt. Nach wie vor sind aber die Niederschläge an dieser Front nicht
warnrelevant. Da der Haupttrog nur mühsam auf Westeuropa übergreift, wird die
Luftmasse nur zögernd von Nordwesten her labiler. Vielmehr entfaltet die
Kaltluftadvektion ihre Wirkung; Absinken sorgt im Norden und Westen durchaus
auch für größere Auflockerungen. Zur Nordsee hin macht sich jedoch die Labilität
in Form von Schauern und an der See auch kurzen Gewittern bemerkbar.
Hinsichtlich der Windentwicklung ergeben sich gegenüber dem Vortag keine
signifikanten Änderungen, so dass nach wie vor im Bergland Wind- und auf höheren
Berggipfeln stürmische bzw. Sturmböen auftreten können.
Gegenüber heute ändern sich die Temperaturen nur unwesentlich, wobei sich das
Maximum in der Donauregion und südlich davon abzeichnet. Dort sind präfrontal
Auflockerungen und zu den Alpen hin auch Aufheiterungen vorstellbar; zudem kann
es leicht föhnig werden, so dass dort bis 24 Grad möglich sind.
In der Nacht zum Samstag greift der Haupttrog auf den Westen Deutschlands über,
wodurch die vorgelagerte Kaltfront mit ihren Niederschlägen schließlich an die
Alpen gedrückt wird. Staffelartig fließt kühlere und vor allem labiler
geschichtete Luft in den Nordwesten, was mit einer Intensivierung der
Schauertätigkeit auch etwas weiter landeinwärts einhergeht. In Nordseenähe ist
dann wiederholt mit kurzen Gewittern zu rechnen. Generell zieht der Gradient
etwas an, so dass Windböen im Bergland und Sturmböen auf höheren Berggipfeln
wahrscheinlicher werden. Auch an der Nordsee kommen vermehrt Windböen, an der
Nordfriesischen Küste auch einzelne stürmische Böen auf. Die Nebelneigung bleibt
daher gering.

Samstag... hält sich der Trog über Mitteleuropa, flacht aber durch ostwärts
vorstoßende Warmluftadvektion und den hierdurch generierten Geopotentialgewinn
zusehends ab, so dass sich später am Tag eine zyklonale Westströmung ergibt. Die
durch den Trog bedingte Labilität dürfte im Norden und in Teilen der Mitte für
eine rege Schauertätigkeit sorgen. Zudem sind im Norden und Nordosten auch kurze
(ggf. auch eingelagerte) Gewitter nicht auszuschließen. Der Gradient legt noch
ein wenig zu, so dass, abgesehen vom Süden, in freien Lagen Windböen und im
Bergland stürmischen Böen auftreten. In höheren Berglagen ist durchweg mit
Sturmböen bis Bft 9, auf exponierten Berggipfeln mit schweren Sturmböen zu
rechnen. Auch in Verbindung mit kräftigeren Schauern und kurzen Gewittern sin
stürmische Böen selbst in tieferen Lagen nicht auszuschließen.
Im Süden, grob gesagt bereits südlich der westlichen Mittelgebirge, macht sich
dir durch die Warmluftadvektion bedingte Stabilisierung bemerkbar, so dass dort
kaum Schauer auftreten. Lediglich an den Alpen sind anfangs noch, bedingt durch
die dort vorhandenen Kaltfrontreste, geringe Niederschläge zu erwarten. Leichter
antizyklonaler Einfluss sorgt vermehrt für Auflockerungen, so dass
Höchsttemperaturen um oder etwas über 20 Grad möglich sind. Ansonsten bewegen
sich die Temperaturen zwischen 15 und 19 Grad.
In der Nacht zum Sonntag erreicht ein in der Frontalzone eingelagerter flacher
Rücken das Vorhersagegebiet. Somit wird die Frontalzone ein wenig nach Norden
gedrückt, wodurch sich das Niederschlagsgeschehen bei zunehmender Stabilisierung
im Wesentlichen auf Norddeutschland konzentriert. Ganz im Nordosten, d.h. von
Vorpommern bis in den Berliner Raum hinein, hält sich die labil geschichtete
Luft noch am längsten, so dass dort die Niederschläge weiterhin und bis in die
zweite Nachthälfte hinein konvektiv durchsetzt sind bis hin zu kurzen Gewittern
vor allem an der Vorpommerschen Ostseeküste. Der Gradient fächert nur
unwesentlich auf, so dass in höheren Berglagen wie bereits zuvor Böen bis
Sturmstärke auftreten können. Auch an der Küste sind noch Windböen zu erwarten.
Ansonsten sollte aber aufgrund der Stabilisierung der Wind in tieferen Lagen so
weit abflauen, so dass sich keine Warnrelevanz mehr ergibt. Für die Bildung
warnrelevanter Nebelfelder sollte der Gradient noch zu kräftig bleiben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann