DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-09-2019 18:01
SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.09.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Auf einigen Berggipfeln zeitweise Böen Bft 8 bis 9. Am Freitag und Samstag im
Norden einzelne Gewitter mit stürmischen Böen möglich. Ansonsten keine markanten
Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... Der über uns liegende Höhentrog schwenkt im Laufe der Nacht nach
Westpolen. In der 2. Nachthälfte bewegt sich von Frankreich her ein Höhenrücken
unter Verstärkung nach Nordwestdeutschland und Ostfrankreich. Der Höhenrücken
wird von Warmluftadvektion überlaufen und dies führt zu Bewölkungsverdichtung im
Westen und Südwesten, später auch zu etwas Regen. Im Osten und Südosten ist die
Bewölkung im Laufe der Nacht jedoch teils aufgelockert und anfangs fallen noch
einzelne Schauer. Nebel ist am ehesten vom südöstlichen Schleswig-H. bis in den
Norden Brandenburgs zu erwarten (Mosmix-Wahrscheinlichkeiten verbreitet über 60
Prozent). Ansonsten gibt es nur vereinzelt Nebel. Es bleibt relativ mild bei 14
bis 9 Grad.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus Südwest. Auf exponierten Gipfeln des
Schwarzwaldes und der Alpen sind Sturmböen wahrscheinlich.

Donnerstag ... wandert der sich noch etwas verstärkende Höhenrücken ostwärts
über weite Teile Deutschlands hinweg. Er wird weiterhin von WLA überlaufen, die
im Tagesverlauf schwächer wird. Das hindert die Warmfront über Frankreich aber
nicht daran, von Westen her auf Deutschland überzugreifen und ebenfalls noch
Osten vorzustoßen. Die nachfolgende Kaltfront des Zentraltiefs westlich von
Schottland greift erst abends auf den Nordwesten über, so dass tagsüber weite
Teile des Landes in den breit aufgespannten Warmsektor gelangen. Dabei wird
vorübergehend etwas mildere, aber ziemlich feuchte Biscayaluft eingesteuert mit
850-hPa-Temperaturen zwischen 8 Grad im Nordosten und 11°C im Südwesten.
Der Warmfrontregen arbeitet sich langsam ost-nordostwärts voran, was aufgrund
des nur langsam abwandernden und sich noch etwas amplifizierenden Höhnrückens
ein schleichender Prozess ist. So verwundert es auch nicht, dass die meisten
Modelle die Regionen zwischen Erzgebirge und MV bis zum Abend noch weitgehend
trocken lassen mit der Chance anfänglicher Wolkenlücken (sofern sich der Nebel
rechtzeitig auflöst). Die Regenmengen bleiben fernab jeglicher Warnschwellen,
häufig reicht es nicht mal für mehr als 5 mm innert 12 h. Etwas mehr könnte es
gebietsweise im Nordwesten geben (bis zu 15 mm), wenn es tatsächlich am
Nachmittag und Abend mit Annäherung der Kaltfront und vielleicht etwas
dynamischer Unterstützung (PVA auf der diffluenten Vorderseite des
hochreichenden Zentraltiefs) zu einer Niederschlagsintensivierung kommen sollte.
GFS jedenfalls zeigt nicht so viel Regen.
Warntechnisch hat der Donnerstag fast nichts zu bieten, denn lediglich auf
exponierten Gipfeln des Hochschwarzwaldes kann es 8er Böen geben. Ähnlich wie
heute werden Höchstwerte von 17 Grad an der Nordsee und 21 Grad in
Südbrandenburg erwartet.

In der Nacht zum Freitag zieht Zentraltief LYSANDER nur wenig weiter ostwärts
und erreicht die Hebriden. Die Warmfront überquert mit dem zugehörigen
stratiformen Regen die östlichen Landesteile in Richtung Polen und Tschechien.
Gleichzeitig zieht die nachfolgende Kaltfront von Nordwestdeutschland weiter
ostwärts und zieht über den Norden und Westen hinweg. Dabei wird sie zunehmend
Strömungsparallel und kommt ins Schleifen. Im Bereich der Schleifzone deutet
sich eine Verstärkung des Regens an, was punktuell 10 bis 20 mm und in Staulagen
über 25 mm in 12 Stunden bringen könnte (ICON, Rothaargebirge, Bergisches Land).
Allerdings bringen die externen Modelle meist unter 10 mm.
Die postfrontal einfließende subpolare Meeresluft (T850 7/8°C) ist relativ
stabil und trocken, so dass Schauer oder gar Gewitter allenfalls über der
Nordsee generiert werden können (Diabasie). Zwar legt der Gradient etwas zu,
warnrelevante Böen sind wegen der stabilen Schichtung aber im Wesentlichen
exponierten Hochlagen der zentralen und südwestlichen Mittelgebirge (Böen 8-9
Bft) vorbehalten.
*
Freitag ... deutet sich der Übergang zu einer zyklonalen Südwestlage an. Das
zentralsteuernde Höhentief verlagert sein Drehzentrum nämlich nach Schottland
und zum Tagesende zur nordwestlichen Nordsee. Dabei gerät Deutschland unterhalb
einer kräftigen südwestlichen Höhenströmung, innerhalb derer ein Kurzwellentrog
das Vorhersagegebiet rasch nordostwärts überquert.
Höhenströmungsparallel eingebettet, kommt die Kaltfront über der Mitte des
Landes weiterhin nur zögernd südostwärts voran, wobei recht kräftiger Regen
fällt mit Mengen zwischen 5 und 10 und örtlich bis 15 mm /12 Stunden. EZMW hat
geringere Mengen auf der Karte. Bis zum Abend erreicht die Kaltfront in etwa die
Donau. Südlich davon wird noch einmal ein Schwall warmer Luft aus Südwesteuropa
eingesteuert, die Temperatur in 850 hPa steigt im Alpenvorland auf 10 bis 12
Grad. Dabei stellt sich dort leichter Westföhn ein und die Wolken lockern auf,
so dass die Temperaturen auf 20 bis örtlich 24 Grad steigen können.
Postfrontal gelangt subpolare Meeresluft in den Norden und die Mitte des Landes
(T 850 hPa 6 bis 8 Grad, T 500 hPa um -19 Grad). Diese ist bis etwa 500 hPa
leicht labil geschichtet und es können gebietsweise 100 bis 300 J/kg ML-Cape
generiert werden. Das reicht für einzelne Schauer und kurze Gewitter mit Böen
Bft 7 bis 8. Der Wind spielt sonst warntechnisch wohl nur in den Gipfellagen der
Mittelgebirge und der Alpen eine Rolle, wo es stürmische Böen oder Sturmböen aus
Südwest geben kann. Es bleibt auch postfrontal mit Höchstwerten zwischen 15 und
20 Grad mild.

In der Nacht zum Samstag erreicht das Zentraltief die nördliche Nordsee. Die
Kaltfront überquert bis Samstagfrüh mit schauerartigen, aber nicht sonderlich
ergiebigen Regenfällen zögernd die Alpen. Im Norden kann sich mit Trogannäherung
allmählich höhenkältere Luft breitmachen, die Temperatur in 500 hPa sinkt auf
rund -21 Grad. Mit Annäherung eines weiteren Höhen- und Bodenntroges lebt im
Nordwesten die Schauertätigkeit in der 2. Nachthälfte sogar noch ein wenig auf,
wobei es eine geringe Gewittergefahr gibt. Auch sonst kann es hier und da noch
einmal einen kurzen Schauer geben, vielerorts bleibt es aber auch trocken.
Im Bereich des Bodentroges verschärft sich der Gradient vor allem im Nordwesten
des Landes, im Nordseeumfeld treten auch außerhalb der Schauer vermehrt Böen Bft
7 aus Südwest auf. In den Kamm- und Gipfellagen der Gebirge sind 8er bis 9er
Böen zu erwarten.
Erneut verläuft die Nacht mit Tiefstwerten zwischen 13 und 8 Grad relativ mild.


Samstag ... zieht das Zentraltief zur Südspitze Norwegens und ein flacher Boden-
sowie Höhentrog schwenkt über uns hinweg nach Osten. Zum Abend setzt von Westen
bereits Warmluftadvektion ein. Damit findet im Westen eine Stabilisierung der
Troposphäre statt. Nördlich der Mittelgebirge ist die Luft aber labil
geschichtet, wobei in 500 hPa -20 Grad und nach Norden hin auch niedrigere
Temperaturen herrschen. Entsprechend baut sich CapeML auf (zwischen 100 und 200
J/Kg) und es entwickeln sich weitere Schauer und einzelne Gewitter, die durchaus
mit 8er Böen einhergehen, da in 850 hPa ein Mittelwind um 30 kt herrscht. In der
Mitte sind Schauer selten und Gewitter eher unwahrscheinlich. In Süddeutschland
ist es südlich der Jetachse und angesichts der Tatsache, dass hier der Höhentrog
bereits mittags durch ist, weitgehend trocken. Hier werden die Quellwolken bei
etwa -12 Grad durch eine Inversion ´ausgebremst´.
Im Bereich des Bodentroges ist der Gradient kräftig entwickelt, so dass im
Tagesverlauf bis zur Mitte einzelne 7er Böen ausgelöst werden. Auf den Bergen
sind 8er und 9er Böen wahrscheinlich.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die externen Modelle simulieren die Entwicklung recht ähnlich.

Allerdings zeigt EZMW am Samstag einen etwas stärkeren Gradienten mit
stürmischen Böen im Westen und Nordwesten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden