DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-09-2019 17:01
SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.09.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Dienstag gebietsweise Nebel. Sonst wechselhaft mit zeitweiligen
Regenfällen, aber kaum markante Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentrogs,
der Bestandteil eines noch erkennbaren Omegas ist. Ihm gegenüber steht ein
Höhenkeil, der sich vom Balkan über Ostdeutschland bis zum Nordmeer aufgewölbt
hat und in Kooperation mit einem vom ihm unterstützten Bodenhoch mit Schwerpunkt
über Skandinavien blockierende Wirkung entfaltet. So werden die von
Tiefdruckgebieten über dem Nordostatlantik oder den Britischen Inseln nach
Mitteleuropa geschickten Fronten auf ihrem progressiven Weg nach Osten
ausgebremst, um bei anschließendem Absinken unter die Räder zu geraten. Die
daraus resultierenden frontolytischen Prozesse machen Mitteleuropa zu einem
Frontenfriedhof, ein typisches Merkmal der in der Kurzfrist vorherrschenden
Großwetterlage Ww.
Heute Abend liegt solch eine "sterbende" Front, die mehr und mehr Züge eine
Okklusion trägt und mit einem sich abschwächenden Randtrog verbunden ist, über
der Mitte Deutschlands. Diese zu dem Tief "Klaus" mit Schwerpunkt im Seegebiet
zwischen Island und Schottland gehörende Front bringt in einem Streifen von
Schleswig-Holstein und dem westlichen Mecklenburg über Sachsen-Anhalt bis zum
Erzgebirge und bis zum Bayerischen Wald noch leichte Regenfälle mit
Niederschlagsmengen zwischen 1 und 8 mm bis zum Morgen.
Weiter nordöstlich bleibt es trocken, die Bewölkung wird aber allmählich
dichter. Weiter nach Westen dagegen lockern die Wolken postfrontal durch
kompensatorisches Absinken zum Teil auf, bei Temperaturrückgang auf 11 bis 4
Grad bildet sich häufig Nebel, insbesondere dort, wo es bis zum Abend oder in
die Nacht hinein noch geregnet hat. Entsprechend werden von den Modellen von der
Deutschen Bucht über Hessen bis ins östliche Baden-Württemberg und dem
westlichen Bayern die höchsten Wahrscheinlichkeiten für Nebel ausgegeben. Unter
Wolken kühlt es sich nur auf 14 bis 8 Grad ab.

Dienstag ... nimmt das Frontensystem des Ex-Hurrikans "Ex-Humberto" Anlauf auf
Mitteleuropa und Deutschland. Dieses wird ebenfalls durch einen Randtrog
unterstützt, der sich seinerseits abschwächt. Nichtsdestotrotz erreichen die
Ausläufer die Mitte von Deutschland und bringen Regenfälle bis zum Abend bis auf
eine Linie Emsland - Sauerland - Rhein-Main-Gebiet - Allgäu voran. Die
Regenmengen liegen zwischen 1 und 8 mm. Die Gewittergefahr ist nur gering, weil
erneut die Labilität fehlt (Lapse Rates um -0,5 Kelvin/100 m). Im Nordosten
fällt ebenfalls ein wenig Regen, der dort aus den Resten der immer noch
vorhandenen Okklusion von Tief "Klaus" rührt. 1 bis 3 oder 4 mm bedeuten in
diesen Gebieten aber nicht mehr als einen "Tropfen auf den heißen Stein" der
meist von Trockenheit geplagten Natur. In einem Bereich zwischen den
Regengebieten ist es meist trocken (schwacher Zwischenhocheinfluss) und die
Sonne zeigt sich auch mal gelegentlich. Die Höchstwerte liegen zwischen 17 und
22 Grad.
Es sei noch erwähnt, dass im Westen der Wind mit leicht zunehmendem Gradienten
etwas auffrischt, warnrelevante Böen gibt es am ehesten in der Eifel.

In der Nacht zum Mittwoch weitet das als Teil des Langwellentrogs über den
Britischen Inseln liegende Höhentief seinen Einfluss auf Mitteleuropa aus und
bringt damit das Frontensystem ein wenig nordostwärts voran. Dabei macht es bis
zum Morgen etwa 200 bis 250 km an Boden gut, sodass die Regengebiete bis auf
eine Linie Nordfriesland - Elbe ausgreifen. Mit 1 bis 10 mm, in Staulagen
vereinzelt knapp darüber, bleiben die Regenmengen fernab der Warnschwellen.
Nordöstlich des Regengebiets bestimmen dichte Wolken das Wettergeschehen, an der
Grenze zu Polen fällt noch hier und da geringer Regen (immer noch Restfeuchte
der Okklusion von "Klaus"). Die Temperaturen sinken unter den vielen Wolken nur
auf 14 bis 8 Grad.

Mittwoch ... transformiert das Höhentief über den Britischen Inseln und
Deutschland zu einem Randtrog, der abends über Norddeutschland liegt und dabei
immer mehr an Kontur verliert. Die Ausläufer von "Ex-Humberto" gelangen somit
mit meist skaligen Regenfällen in den Nordosten von Deutschland, dort fallen 1
bis 5 mm. Ansonsten wird die niedertroposphärisch feuchte Luftmasse mit Ankunft
leicht kälterer Luft in der Höhe (-18 statt -14 Grad in 500 hPa) und mit
leichter dynamischer Unterstützung des Randtrogs (PVA und WLA auf der
Vorderseite) zur Konvektion angeregt, sodass die Regenfälle zum Teil
schauerartig werden. Die Regenmengen bleiben mit 1 bis 10 mm im moderaten
Bereich. Das eine oder andere kurze Gewitter mit starken Böen Bft 7 ist dabei
nicht ganz ausgeschlossen. In den Bergen gibt es auch abseits von Schauern oder
Gewittern einzelne starke Böen Bft 7, exponiert stürmische Böen Bft 8. Die
Temperaturen bewegen sich mit 15 bis 20 Grad knapp unter dem Niveau der Vortage.


In der Nacht zum Donnerstag bleibt vom Randtrog noch ein kleines Höhentief über,
dass morgens an der Grenze zu Polen zu finden ist. Ansonsten wird der Randtrog
vom Langwellentrog mit Drehzentrum nordwestlich der Britischen Inseln
eingefangen. Dazwischen ist ein flacher Rücken über Frankreich erkennbar, der
kaum Auswirkungen auf unser Wetter hat.
Vielmehr dominiert bei schwacher Geopotenzialverteilung Tiefdruckeinfluss das
Geschehen. Da über Deutschland weiterhin feuchte Luft lagert, die die beiden
Tiefdruckgebiete der Vortage hinterlassen haben, ist es vielerorts stark bewölkt
und zeitweise fällt Regen. Im Nordosten bleibt es in der Nähe zum immer noch
vorhandenen Hochdruckgebiet über Skandinavien zum Teil trocken, dort bildet sich
stellenweise Nebel.
Die Regenmengen liegen weiterhin meist zwischen 1 und 10 mm, in Staulagen des
Südens um 15 mm. Einmal mehr bietet die deutsche Modellkette höhere Regenmengen
im Stau des Schwarzwalds und des Allgäus an, weshalb es dort für markanten
Dauerregen reichen könnte.
Der Wind weht in den Bergen in Böen weiterhin stark bis stürmisch.
Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 14 und 8 Grad.


Donnerstag ... schwenkt der Rücken von Frankreich über Deutschland hinweg.
Allerdings wird er von WLA überlaufen, sodass die Ausläufer des steuernden Tiefs
im Seegebiet zwischen Island und Irland auf Deutschland übergreifen können. So
gelangt neuerlich feuchte Luft zu uns, die sich mit der Restfeuchte aus den
vergangenen Tage zusammentut und abermals viele Wolken über das Land ziehen
lässt. Aus diesen ist weiterer Regen zu erwarten, der sich vornehmlich auf die
Gebiete im Westen und Süden konzentriert. Die Niederschlagsmengen werden von den
Modellen mit 1 bis 10 mm vorhergesagt. ICON bietet am Alpenrand um 20 mm an,
steht damit bisher aber allein.
Der Wind bleibt in den Hochlagen der südlichen Gebirge in Böen stark bis
stürmisch. Die Temperaturen erreichen 17 bis 21 Grad.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren sehr ähnlich. Einige Regenspitzen einzelner Modelle am
Alpenrand wurden erwähnt und müssen insbesondere ab Mittwoch hinsichtlich
Warntätigkeit noch beobachtet werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler