DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-09-2019 16:01
SXEU31 DWAV 131800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 13.09.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
An den Küsten ab der Nacht auf Sonntag wieder lebhafter Wind mit stürmischen
Böen an der See. Sonntag abgesehen vom Norden nochmal verbreitet Sommertag, im
Süden auch noch am Montag.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland am Rande einer durch Höhenströmung gut
definierten Frontalzone. Die Grundströmung ist dabei zonal ausgerichtet und
dreht von West in der Nacht auf Nordwest. Während das Wettergeschehen im Norden
klar von der Frontalzone geprägt ist, wird der Süden mit höherem Geopotential
eher antizyklonal beeinflusst.

Am Boden lässt sich tiefer Luftdruck vor allem über Nordeuropa ausmachen. Die
Kaltfront eines Tiefs über Nordfinnland ist vom Norden Deutschlands etwa bis zur
Mitte vorangekommen. Mittlerweile hat sich ihr Vorankommen durch das Fehlen der
frontensenkrechten Komponenten allerdings deutlich verlangsamt. Zudem setzt sich
von Westen ein flacher Höhenrücken durch, welcher ein Hoch mit Zentrum bei den
Britischen Inseln stützt und immer mehr Einfluss auf Deutschland nimmt.

Damit machen sich frontolytische Prozesse bemerkbar, sodass die Front kaum noch
Wetterwirksamkeit entfaltet. Abgesehen von dichten Wolken und vereinzelten
Spritzern ist am Abend und in den Nachtstunden nichts zu erwarten. Auch die
vorübergehenden Windböen entlang der Front im Osten, haben sich mittlerweile
abgeschwächt.

Immerhin teilt die Luftmassengrenze Deutschland klar in zwei Regimes eine. In
der Nordhälfte ist die Luft deutlich trockener, was sich vor allem an den
Taupunkten zwischen 6 und 10 Grad abzeichnet (im Vergleich in der Südhälfte 11
bis 16 Grad). Auch in der Vertikalen ist die Luftmasse deutlich trockner. So
liegen die ppw-Werte bei 15 mm (im Vergleich zu 28 mm im Süden). Zudem lässt
sich in den Mittagsaufstiegen im Norden eine klare und gut definierte
Absinkinversion bei etwa 800 hPa finden.

In der eingeflossenen Kaltluft polaren Ursprungs lockert die Wolkendecke ab dem
Abend rasch auf, sodass es im Norden nachts teils nur noch gering bewölkt oder
klar ist. In der trockenen Luft kann die Temperatur weit absinken. So werden die
Tiefstwerte zwischen 8 und 2 Grad erwartet, sodass örtlich vor allem bei
Sandböden und außerhalb der Ballungszentren Bodenfrost auftreten kann.
Der Wind, der vor allem eingangs der Nacht an der vorpommerschen Ostseeküste
noch stark böig weht, wird mit dem sich nach Deutschland ausweitenden
Bodenhochkern immer mehr nachlassen.

Im Süden ist der Himmel ebenfalls teils aufgelockert bei allerdings deutlich
milderen 15 bis 9 Grad. Im Bereich der Luftmassengrenze dominieren hingegen
dichtere Wolken (vor allem zwischen Main und Donau).

Bleibt noch der Nebel zu erwähnen. Die verschiedenen Modelle und
Vorhersageverfahren zeigen erhöhte Wahrscheinlichkeiten für warnwürdigen Nebel
insbesondere im Nordwesten (Niedersachsen) und südlich der Donau.

Samstag ... steigt das Geopotential überall wieder an. Dabei lässt sich im
Verlauf der Isohypsen ein flacher Rücken erkennen. Durch die eher nordwestliche
Höhenströmung sind aber eher kühle Luftmassen wetterwirksam.

Mit dem Höhenrücken wird auch das Bodenhoch gestützt. Eine Hochdruckbrücke
erstreckt sich vom nahen Ostatlantik über England bis in den Norden
Deutschlands. Durch den antizyklonalen Einfluss wird vielerorts ein freundlicher
Tag erwartet. Allerdings muss sich zunächst ersteinmal der Nebel und Hochnebel
aus der Nacht auflösen (Nordwesten und Süden). Aufgrund der gradientschwachen
Lage kann das Mitte September doch schon eine ganze Zeit dauern.

Zudem kommt noch die Restfeuchte der Front, die sich mittlerweile in den Süden
gequält hat, hinzu. In Kombination mit der Absinkinversion gibt es damit
zeitweise dichtere Wolkenfelder.

Niederschlag und Warnaktivität werden allgemein nicht erwartet. Die Höchstwerte
erreichen am Oberrhein, Saar und Mosel 25 bis 27 Grad, sonst werden 20 bis 25
Grad erwartet, im Norden und Osten liegen die Werte bei oder etwas unter 20
Grad.

In der Nacht auf Sonntag ändert sich am antizyklonalen Einfluss nichts
Wesentliches. Allerdings dreht die Strömung stärker auf westliche Richtungen,
sodass über Deutschland von Westen kommend sich wieder wärmere Luftmassen
durchsetzen können (die 850 hPa Temperatur steigt auf über 10 Grad.)

Im äußersten Norden machen sich im Laufe der Nacht bereits dichtere Wolken
breit, die zu dem nahenden Frontensystem gehören, es bleibt aber noch trocken.

Als Warnkriterium rückt der Wind wieder in den Fokus. Dieser frischt im
Nachtverlauf an den Küsten wieder stark böig auf, in exponierten
Küstenabschnitten sind auch erste Böen Bft 8 nicht ganz ausgeschlossen.

Zudem gibt es von allen Vorhersageverfahren und Modellen Hinweise auf
warnwürdigen Nebel südlich der Donau.

Die N8 wird erneut ziemlich frisch mit Tiefstwerten zwischen 11 und 3 Grad.

Sonntag ... kommt die gut definierte Frontalzone langsam wieder südwärts voran
und bekommt über Deutschland einen zunehmend zyklonalen Verlauf. Damit sinkt der
Bodendruck und die Hochdruckbrücke verschiebt sich nach Süden.

Das steuernde und kräftige Bodentief befindet sich vor der norwegischen Küste.
Seine Kaltfront beeinflusst im Tagesverlauf den Norden mit dichteren
Wolkenfeldern und nachfolgend etwas Regen. Zudem lebt der Wind im Norden und
Nordosten zum Teil stark böig auf. An den Küsten gibt es erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 8.

Von der Mitte bis in den Süden kann vom wahrscheinlich letzten hochsommerlichen
Tag ausgegangen werden. Abgesehen von hohen Wolkenfeldern schein häufig
langanhaltend die Sonne und die Höchstwerte steigen bei 850 hPa Werten um 15
Grad, auf 25 bis 30 Grad.

Einzig südlich der Donau kann sich in der ersten Tageshälfte noch der Nebel aus
der Nacht heraus zum Teil bis in den Vormittag halten. Zum späten Nachmittag und
Abend können sich in Richtung Alpen einige Quellwolken bilden. Für Schauer oder
Gewitter reicht es aber aller Voraussicht nach nicht.

In der Nacht auf Montag kommt die Kaltfront zögernd südwärts voran und erreicht
ausgangs der Nacht die mittleren Landesteile mit dichteren Wolken und Regen. In
der Südhälfte bleibt es hingegen noch vielfach gering bewölkt oder klar.
Allerdings kann sich in den bekannten Niederungen südlich der Donau wieder
dichter Nebel bilden.

Im Norden bleibt stärkere Böigkeit des Windes (Bft 7, exp. 8) auf die
Küstenregionen beschränkt ... und auf den Brocken (Bft 9).

Die Minima werden zwischen 16 und 7 Grad vorhergesagt.

Montag ... befindet sich die Kaltfront über der Mitte des Landes, kommt aber
kaum noch südwärts voran und nimmt damit die Funktion einer Luftmassengrenze an,
die eingeflossene Polarluft im Norden von der Sommerluft im Süden trennt. So
erreicht die 5 Grad Isotherme in 850 hPa Norddeutschland, während am Alpenrand
noch die 15 Grad Isotherme liegt.

Bei längerem Sonnenschein (abgesehen vom Morgennebel in der ersten Tageshälfte)
werden im Süden nochmal 24 bis 28 Grad erwartet, während in der Nordhälfte die
Höchstwerte nur noch zwischen 16 und 21 Grad liegen.

Während es in der Mitte des Landes nahezu ganztags grau und regnerisch ist, kann
es im Norden im Tagesverlauf auch kurze sonnige Abschnitte geben. Mit der Lage
im Trogbereich und der damit wirksamen Höhenkaltluft kann es an den Küsten
einzelne schwache Schauer geben, die aber kaum landeinwärts vorankommen.

Warnwürdig ist vor allem noch der Wind im Norden und Nordosten. Es werden
einzelne Böen Bft 7, direkt an der See auch Bft 8 erwartet. Zum Abend lässt der
Wind tagesgangbedingt, aber auch durch den von Westen nachschiebenden
Druckanstieg und damit einem Auseinanderziehen des Bodendruckgradienten,
deutlich nach.

Südlich der Donau besteht ein latentes Gewitterrisiko. Erhöhte Werte an
spezifischer Feuchte können in Verbindung mit labil geschichteten Luftmassen
etwas CAPE produzieren. Es ist aber aus heutiger Sicht fraglich, ob dies für
Gewitter tatsächlich ausreicht.



Modellvergleich und -einschätzung
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Im kurzfristigen Bereich zeigen die verschiedenen Vorhersagemodelle eine gute
Übereinstimmung. Kleiner Unterschiede gibt es allenfalls noch dahingehend, wie
rasch die Kaltfront am Montag südwärts vorankommt. GFS ist dahingehend etwas
langsamer als ICON und ECMWF.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer