DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-09-2019 16:30
SXEU31 DWAV 121800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 12.09.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Antizyklonale Westlage, am Freitag im Norden Durchzug einer wenig
wetterwirksamen Kaltfront.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... herrscht eine antizyklonale Westlage mit tiefem Geopotenzial über
dem Nordmeer bis nach Skandinavien und hohem Geopotenzial von den Azoren bis zum
südlichen Mitteleuropa. Der steuernde Tiefdruckkomplex liegt über dem Nordmeer
(Ex-Hurrikan "Dorian"). An dessen Südflanke zieht Ex-Hurrikan "Gabriele" als
schwaches Wellentief über Groß-Britannien. Die Frontalzone verläuft mit dem
Jet-Stream relativ weit nördlich über Südskandinavien. Deutschland befindet sich
dabei im rechten Ausgang des Jets unter Absinken, wobei sich der Azorenhochkeil
weiter Richtung Süddeutschland ausbreitet. Allerdings hält sich nördlich der
Donau dichtere Cumulusbewölkung. Unterhalb der markanten Absinkinversion auf
850-hPa ist mit einer westlichen Strömung feuchtere und relativ warme Meeresluft
eingeflossen, in der sich Cumuluswolken an der Inversion ausbreiten. In der
Mitte sorgen diese für allenfalls sehr schwach Schauer.
In der Nacht ziehen dann die Reste von Ex-Gabrielle als Welle über die Nordsee
nach Südskandinavien. Die Reste der Warmfront überqueren den Norden Deutschlands
mit dichteren Wolkenfeldern aber zunächst ohne Niederschlag. Erst gegen morgen
bringt die nachfolgende Kaltfront etwas Regen im Nordwesten. Im Rest des Landes
lösen sich die Cumuluswolken teilweise nur zäh auf, sodass Nebel nur örtlich
auftritt. Im Norden nimmt der Gradient noch etwas zu, sodass gegen morgen an
exponierten Küstenabschnitten mit stärkeren Böen zu rechnen ist.

Freitag ... zieht die Kaltfront von Ex-Hurrikan Gabrielle bis in die Mitte
Deutschlands. Sie führt rückseitig maritime Polarluft heran. Gleichzeitig baut
sich über dem Atlantik vorderseitig eines von Neufundland rasch ostwärts
ziehenden Tiefs hoher Luftdruck auf, wodurch ein Bodenhoch Richtung
Großbritannien vorstößt. Die Kaltfront von Gabriele wird von hohen Druck und
somit Absinken überlaufen und hat somit nur eine schwache Wetterwirksamkeit.
Dichtere Bewölkung stößt auf eine Absinkinversion in 700 hPa. So fällt
allenfalls sehr schwacher, schauerartiger Regen. Am Freitagmittag liegt die
kompakte Bewölkung der Front über der Mitte Deutschlands, wo sie sich am
Nachmittag allmählich etwas auflöst. Weitestgehend sonnig bleibt es unter
Hochdruck am Alpenrand. Weiter nördlich lockert die bodennahe Bewölkung in der
vergleichsweise trockenen Polarluft tagsüber auf. Dann dominieren dort höhere
Wolken am südlichen Rand des Jetstreams. Der Gradient nimmt im Nordosten noch
etwas zu, wodurch es zu starken bis stürmischen Böen an der Nordsee kommt. Die
850-hPa-Temperatur liegt bei etwa 12 Grad am Alpenrand und bei 4 °C in der
maritimen, erwärmten Polarluft im Norden.
In der Nacht zum Samstag kommt das Bodenhoch ostwärts voran. Im Norden lösen
sich die Wolken weitestgehend auf. In der trockenen Luft gehen die Temperaturen
recht schnell auf 7 bis 3 Grad zurück, wodurch örtlich mit Bodenfrost zu rechnen
ist. Weiter südlich halten sich längere Zeit dichtere Wolken.

Samstag ... hat das neue Atlantiktief Island erreicht. Die Hochdruckzone
beeinflusst nun ganz Mitteleuropa. Die Achse des Hochs verläuft dabei über
Norddeutschland. Anfangs breitet sich noch Cumulusbewölkung an der
Absinkinversion aus. Diese löst sich von Westen her im Laufe des Nachmittags
immer mehr auf. Am längsten wolkig bleibt es in den östlichen Mittelgebirgen.
Zudem setzt vorderseitig des Islandtiefs Warmluftadvektion ein.
Die Nacht zum Sonntag wird dann weitestgehend klar. Nur über dem äußersten
Norden zieht hohe Warmfrontbewölkung des sich ins Nordmeer verlagernden Tiefs.

Sonntag ... gibt es bezüglich der Großwetterlage wenig Änderung. Das steuernde
Tief liegt über dem Nordmeer und zieht nur langsam ostwärts. Über Mitteleuropa
herrscht sehr hohes Geopotenzial. Das Zentrum des Hochdruckgebietes hat sich
nach Osteuropa verlagert. Es bildet eine Brücke zu einem nachrückenden
Atlantikhoch. Nach Mitteleuropa wird warme Biskajaluft advehiert. Durch
großräumiges Absinken erwärmt sich die Luft auf über 15 °C auf 850-hPa. So
erwartet uns verbreitet ein sonniger Sommertag. Die Höchstwerte können am
Oberrhein nochmals die 30 °C-Marke knacken. Nur der äußerste Norden wird von der
schleifendenden Kaltfront des Nordmeertiefs erfasst. Diese Kaltfront wird sich
erst in der der Nacht zum Montag an der Ostflanke des sich über dem Atlantik
aufsteilenden Hochs stromabwärts langsam südwärts verlagern. Sie läutet zu
Beginn der neuen Woche einen deutlich kälteren Witterungsabschnitt ein.



Modellvergleich und -einschätzung
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ICON rechnet an der Kaltfront am Freitag, im Gegensatz zu den anderen Modellen,
so gut wie keinen Regen. Da ICON durch die Parametrisierung geringe
Niederschläge fast vollständig unterdrückt, sind hier andere Modelle zur
Regenprognose empfohlen (COSMO-D2/WRF).


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold