DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-09-2019 15:01
SXEU31 DWAV 111800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.09.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Küsten wiederholt böiger Südwest- bis Westwind, zeitweise auch stürmisch
auffrischend. Ansonsten im Norden und über der Mitte häufig wolkenverhangen mit
etwas Niederschlag. Im Süden häufig sonnig, spätsommerlich warm und in den
Nächten Bildung von teils dichten und zähen Nebelfeldern. Nacht zum Samstag und
Sonntag über dem Westen und der Mitte gebietsweise leichter Frost in Bodennähe.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt ein scharf konturierter Höhentrog über Deutschland, der in den
entsprechenden Wasserdampfkanälen gut zu erkennen ist. Dabei findet entlang der
Trogachse ungewöhnlich kräftiges Absinken statt, was auch in den letzten
Radiosondenaufstiegen zu sehen ist in Form einer sehr trockenen Luftmasse
zwischen 700 hPa und der oberen Troposphäre. Daher scheint im Süden und Osten
meist die Sonne abseits von lockerer Quellbewölkung, die aber bei weitem nicht
mehr die Ausmaße von gestern aufweist und abends wieder rasch in sich
zusammenfällt.
Auf den Westen und Nordwesten greift derweilen bereits die Warmfront von
Ex-DORIAN mit dichter Bewölkung über. Dabei ist deutlich zu sehen, dass die
Modelle den Niederschlag am Ostrand der Warmfront deutlich überschätzen, da
dieser beim Durchqueren der trockenen Luftmasse vor Erreichen des Bodens
verdunstet und sich aktuell (13 UTC) auf den äußersten Westen und Nordwesten
beschränkt. Allerdings muss abends von der Eifel bis nach Schleswig-Holstein
überall mit etwas Niederschlag gerechnet werden, der jedoch von der Menge her
mit wenigen Litern gering ausfällt. Einzig auf den Nordfriesischen Inseln mit
dem Einfluss des noch milden Nordseewassers (18 bis 19 Grad) könnten bei
vorübergehend in den stratiformen Niederschlag eingebetteten Schauerstraßen
12-std. Niederschlagsmengen um 10 l/qm bis 18 UTC gemessen werden.
Der steife bis stürmische Wind über der Deutschen Bucht und auf den
Nordfriesischen Inseln dauert bis zum Abend unvermindert an und exponiert (z.B.
auf Helgoland) sind auch Sturmböen Bft 9 nicht ausgeschlossen. Weit ins
Binnenland greift der Südwestwind jedoch nicht, einzig in Schleswig-Holstein
muss auch abseits der See mit warnwürdigen Böen gerechnet werden. Die
abendlichen Temperaturwerte liegen zwischen 19 und 13 Grad.

In der kommenden Nacht (Nacht zum Donnerstag) steigt das Geopotential über
Mitteleuropa in Folge einsetzenden Zonalisierung der Höhenströmung über
Nordwesteuropa, sodass die atlantische Front unter Abschwächung nur zögernd in
die Mitte und den Nordosten Deutschlands vorankommt. Aus dichter Bewölkung
regnet es zeitweise leicht mit unbedeutenden Mengen, bevor im Verlauf der
zweiten Nachthälfte postfrontal die Bewölkung im Umfeld der Deutschen Bucht
wieder auflockert.
Im Süden und äußersten Osten verläuft die Nacht noch teils klar, teils
hochnebelartig bewölkt und trocken, wobei sich bei Aufklaren gebietsweise
dichter Nebel bildet (bevorzugt entlang und südlich der Donau). Der Südwest- bis
Westwind schwächt sich über der Nordsee bis Mitternacht unter jegliche
Warnschwellen ab und weht an und über der Ostsee in der zweiten Nachthälfte noch
böig (exponiert mit einzelnen stürmischen Böen). Bei einer insgesamt sehr
ablandigen Windkomponente dürften Bft 8 Böen jedoch nur vereinzelt auftreten.
Auch im Oberharz weht der Südwestwind zeitweise stürmisch, im Tiefland hingegen
meist schwach bis mäßig aus Südwest. Die Tiefstwerte liegen unter den dichten
Wolken im Norden und über der Mitte um 12 Grad und gehen im Süden bei Aufklaren
auf 10 bis 7 Grad zurück (in Bodennähe noch frischer).


Donnerstag ... steigt das Geopotential über Mitteleuropa noch etwas an, sodass
sich die atlantische Front mehr oder weniger vor Ort (über der Mitte und dem
Osten/Nordosten) auflöst. Bedeutet, dass der Tag entlang und nördlich der
zentralen Mittelegebirge meist wolkenverhangen und hochnebelartig trüb beginnt,
bevor sich im Nachmittagsverlauf die Sonne immer besser gegen die Wolken
durchsetzt. Zeitweise regnet es leicht, dies bevorzugt in den Luvlagen durch
orografische Hebung. Mit 1-3 l/qm fallen die 12-std. Niederschlagsmengen sehr
gering aus.
Südlich der Donau hingegen bleibt der Gesamteindruck ein freundlicher, teils
setzt sich die Sonne für längere Zeit durch und es bleibt trocken (nach
Auflösung nächtlicher Nebelfelder).
Der Südwestwind weht im Süden meist nur schwach, im Norden zeitweise auch mäßig.
Am Südrand der Frontalzone gelegen frischt der Südwest- bis Westwind über der
Deutschen Bucht, über Schleswig-Holstein und der Ostsee zeitweise böig auf (Bft
7), mehr als "offshore" und Küstenwarnungen sollten jedoch nicht notwendig sein.
Sieht man von "Bergen im Nebel" ab verläuft der Tag deutschlandweit warnfrei.
Die Höchstwerte liegen zwischen 19 und 26 Grad mit den höchsten Werten entlang
des Oberrheingrabens.

In der Nacht zum Freitag greifen die Ausläufer des ehemaligen tropischen Sturms
GABRIELLE auf den Norden und Westen Deutschlands über. Dieser zieht in der
zonalen Strömung eingebettet zügig von der Nordsee nach Südschweden. Dabei
gelangen seine Fronten jedoch unter den Höhenkeil über der Mitte und dem Süden
Deutschlands. Als Folge dieser Entwicklung verdichtet sich die Bewölkung im
Verlauf der Nacht zügig von Westen und vom Niederrhein bis nach
Schleswig-Holstein fällt etwas Regen. Südlich und östlich davon bleibt der
Himmel klar und besonders über der Mitte und dem Süden bilden sich erneut teils
ausgedehnte und dichte Nebelfelder. Abgesehen von lokaler Nebelnässe bleibt es
in diesen Gebieten trocken. Der Südwest- bis Westwind weht im Süden schwach, im
Norden teils auch mäßig mit einzelnen stürmische Böen auf dem Brocken. Weiterhin
werden steife bis stürmische Böen über der Deutschen Bucht/auf den
Nordfriesischen Inseln und einzelne steife Böen im Umfeld der Ostsee erwartet.
Daher muss mit einer Verlängerung der Küstenwarnungen bis in die Nacht gerechnet
werden. Die Tiefstwerte liegen unter der dichten Bewölkung zwischen 13 und 9
Grad, im Süden auch etwas darunter.

Freitag ... bleibt die zonale Ausrichtung der Höhenströmung über dem südlichen
Nordeuropa und Nordwesteuropa bestehen, allerdings sinkt das Geopotential im
Zuge einer schwachen Höhentrogpassage über Mitteleuropa vorübergehend etwas. Das
ändert aber nichts daran, dass Deutschland auch weiterhin als Frontenfriedhof
fungiert, wobei die atlantische Front irgendwo über der Mitte und dem Osten zum
Liegen kommt. Hier wird ganztags mit dichter hochnebelartiger Bewölkung
gerechnet, aus der es hier und da etwas regnen kann. Im Norden lockert die
Bewölkung zeitweise auf und es bleibt abgesehen von einzelnen Küstenschauern
meist trocken, während südlich der Donau nach Auflösung der nächtlichen
Nebelfelder die Sonne teils längere Zeit scheint. Hier bleibt es auch trocken.
Der auf Nordwest drehende Wind frischt in der Nähe der Frontalzone (also über
der Deutschen Bucht und vor allem über der Ostsee) weiterhin stark böig auf und
dieses Mal besteht über der Ostsee und im Küstenumfeld (Rostock bis Rügen) die
höchste Wahrscheinlichkeit für einzelne stürmische Böen (Bft 8). Dabei findet
bei den Höchstwerten ein deutliches Nord-Südgefälle statt mit rund 19 Grad im
äußersten Norden und um 26 Grad im Süden.

In der Nacht zum Samstag festigt sich in der Höhe der Rücken erneut bzw. wandert
ein kräftiges Bodenhoch mit Kerndruck jenseits der 1035 hPa von England nach
Nordwestdeutschland. Die Frontenreste über der Mitte driften dabei allmählich in
den Süden Deutschlands und bringen dort dichte und hochnebelartige Bewölkung.
Abgesehen von einzelnen Tropfen bleibt es aber meist trocken. Postfrontal
lockert die Bewölkung über der Mitte und dem Norden mit Annäherung des
Bodenhochs durchgreifend auf und die Nacht verläuft meist klar und trocken.
Allerdings können sich bei windschwachen Bedingungen innerhalb der Grenzschicht
teils dichte und ausgedehnte Nebelfelder bilden. Der Nordwestwind schwächt sich
über der Ostsee allmählich ab mit letzten Bft 7 bis Bft 8 Böen, während sonst
mit einer nur schwachen Windbewegung zu rechnen ist. Die Tiefstwerte liegen im
Süden unter den Wolken bei rund 10 Grad und sacken besonders im Westen und
Nordwesten auf 8 bis 4 Grad ab, mit lokal noch tieferen Werten entlang
geschützter Muldenlagen der westlichen zentralen Mittelgebirge. Sicherlich muss
dann in diesen Bereichen gebietsweise mit leichtem Frost in Bodennähe gerechnet
werden.

Samstag ... steht dann ganz im Zeichen hohen Luftdrucks, da sich das Bodenhoch
weiter nach Deutschland verlagert und Deutschland abends zentral überdeckt.
Gleichzeitig bleibt in der Höhe noch leicht zyklonaler Einfluss bestehen, was
sich besonders bei den Temperaturwerten der mittleren Troposphäre zeigt, wo im
Nordosten noch mit etwas niedrigeren Werten zu rechnen ist. Diese
Temperaturverteilung ermöglicht über dem Nordosten teils dichte Quellbewölkung
im Tagesverlauf, während sonst die Sonne meist den ganzen Tag über von einem
wolkenlosen Himmel scheint. Eine weitere Ausnahme sind regionale Nebelgebiete im
Süden, wo sich die dichten Nebelfelder der Nacht teils nur sehr zögernd
auflösen. Die Höchstwerte liegen von Nord nach Süd zwischen 18 und 26 Grad,
wobei man in zähen Nebelgebieten Süddeutschlands ebenfalls je nach Auflösung
Werte von unter 20 Grad erwarten darf.

Die Nacht zum Sonntag verläuft unter Hochdruckeinfluss meist klar und trocken.
Besonders entlang der Mittelgebirge und im Süden bildet sich teils zäher und
dichter Nebel. Der Wind weht meist schwach aus Süd bis Südwest mit einzelnen
Böen entlang der Küsten. Die Tiefstwerte liegen zwischen 13 Grad (Küsten) und 3
Grad (Eifel) mit der Möglichkeit von leichtem Frost in Bodennähe über der Mitte
und dem Westen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Kurzfrist über gibt es keine signifikanten Diskrepanzen innerhalb der
Numerik.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy