DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-09-2019 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 06.09.2019 um 10.30 UTC



Im Osten Dauerregen und teils starke Gewitter wahrscheinlich. Ab Mittwoch dort
sowie sonst schon in den übrigen Regionen meist keine Wettergefahren.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 13.09.2019


Montag ... liegt der Kern eines abgeschlossenen Höhentiefs über Tschechien,
Polen sowie dem östlichen Bayern. Im Bodendruckfeld wird das Tiefzentrum über
dem südwestlichen Polen simuliert. Damit bleibt Deutschland zum einen im Zustrom
erwärmter Meeresluft polaren Ursprungs (T 850 hPa um +4 Grad), zum anderen kommt
es in der Osthälfte zu Niederschlägen, die besonders vom Erzgebirge bis zur
Ostsee schauerartig verstärkt sein können. In der Nacht zum Dienstag wird das
erwähnte Höhentief in einen Trog eingebunden, der weite Teile West- und
Mitteleuropas beeinflusst. Sowohl bodennah, als auch in 500 hPa ändert sich an
der Grundkonstellation aber nur wenig. Weiterhin muss vor allem im Osten mit
kräftigen Niederschlägen gerechnet werden. Durch die schauerartigen, teils auch
gewittrigen Verstärkungen (Warmlufteinschub über dem Nordosten Deutschlands)
erscheint das Überschreiten von Warnschwellen für Dauerregen bzw. Starkregen in
diesen Regionen wahrscheinlich.

Dienstag ... zum Mittagstermin befindet sich das Bodentief schließlich mit
seinem Kern über Usedom. Damit ist davon auszugehen, dass die stärkeren
Niederschläge über Ostdeutschland weiter anhalten - zumal sich auch am deutlich
erkennbaren Warmlufteinschub in 850 hPa ebenfalls nichts markantes ändert. In
den südlichen und westlichen Landesteilen macht sich dagegen eine schwache
Hochdruckbrücke bemerkbar, die von den Britischen Inseln bis nach Südosteuropa
reicht. Die Tageshöchstwerte pendeln in der erwärmten Meeresluft je nach
Sonnenschein um 20 Grad. In der Nacht zum Mittwoch wird der über der Ostsee
befindliche Randtrog durch einen nachrückenden Rücken ostwärts abgedrängt. Das
Bodentief verlagert sich in Richtung Gotland. Damit sind die Randbedingungen
gegeben, dass die Niederschläge im Osten im Laufe der Nacht zum Mittwoch
abklingen. In der feuchten Grundschicht muss bei Aufklaren gebietsweise mit
Nebel gerechnet werden.

Mittwoch ... befindet sich Mitteleuropa zwischen einem Höhentiefkomplex über dem
westlichen Mittelmeer und mehreren Randtrögen über dem Norden des Kontinents.
Die schwache Hochdruckbrückensituation sorgt dabei für Absinken und eine meist
trockene Witterung. Außerdem kann sich die eingeflossene Meeresluft etwas
erwärmen (T 850 hPa zwischen 4 Grad im Norden und etwas über 10 Grad im Süden).
Diese Konstellation wird auch von den externen Modellen gestützt, sodass sich
die zu Wochenbeginn bestehenden Unsicherheiten mit fortschreitender Zeitachse
reduzieren. In der Nacht zum Donnerstag erreicht aber bereits der nächste
Randtrog den Nordwesten. Das damit in Verbindung stehende okkludierende
Frontensystem verursacht dort bereits im Laufe der Nacht etwas Regen. Ein
wesentlicher Luftmassenwechsel ist damit allerdings nicht verbunden.

Donnerstag ... weitet sich ein Azorenhochkeil bis nach Mitteleuropa aus, das
Höhentief bleibt mit seinem Zentrum im Bereich der algerischen Mittelmeerküste.
Die zuvor erwähnte Okklusion gelangt daher in eine frontolytische Umgebung und
löst sich im Tagesverlauf auf. Ab der Nacht zum Freitag erreicht den Nordwesten
die Warmfront eines nordeuropäischen Tiefs. Diese geht allerdings nur mit
dichteren Wolkenfeldern einher, Niederschläge werden kaum simuliert.

Freitag ... steigt T 850 hPa in der Südwesthälfte auf Werte zwischen 10 und 13
Grad. Im Süden ändert sich an der Brückensituation wenig, im äußersten Norden
lagert dagegen die Kaltfront des vorher erwähnten Tiefs. Deren
Verlagerungsgeschwindigkeit nach Süden ist aber nur eingeschränkt vorhanden,
allerdings reicht es für eine Zweiteilung des Wetters: Sonne im Süden, Wolken
und etwas Regen im Norden.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit den Vorläufen ist zu Beginn des
Vorhersagezeitraums (Montag und Dienstag) nur eingeschränkt gegeben. Allerdings
sind gewisse Ähnlichkeiten zwischen den beiden letzten 00-UTC-Läufen zu
erkennen. Sowohl die synoptischen Muster in 500 hPa, als auch die Zugbahn des
Bodentiefs divergieren nur wenig. Im Gegensatz dazu fällt der letzte 12-UTC-Lauf
mit einer etwas östlicheren Variante aus dem Rahmen. Daraus kann die
Schlussfolgerung gezogen werden, dass sich die Wahrscheinlichkeit für kräftige
Niederschläge mit Warmlufteinschubgewittern in der Osthälfte etwas erhöht hat.
Ab Mittwoch steigt der Konsistenzgrad wieder deutlich an.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorher geschilderten Unsicherheiten bezüglich der stärkeren Niederschläge
über den östlichen Landesteilen können aber aufgrund der Zusammenschau der
verschiedenen Modelle deutlich nach unten korrigiert werden. Sowohl ICON, als
auch GFS (mit Einschränkungen) stützen das synoptische Grundmuster des EZMW. Am
Mittwoch ergeben sich keine großen Abweichungen zwischen den Globalmodellen (von
regionalen Unschärfen abgesehen). Ab Donnerstag hat ICON allerdings im Südosten
Bayerns Aufgleitniederschläge im Programm (stärkerer Einfluss des
Mittelmeertiefs), die EZWM so nicht stützt.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


CLUSTER:
120h bis 168h ... es liegen 3 Cluster vor, die fast einhellig "Blocking"
indizieren. Cluster 1 besteht aus 26 Membern (mit Kontrolllauf), Cluster 2 wird
durch 13 Member gestützt (mit Hauptlauf). Markante Unterschiede sind zwischen
den beiden Clustern nicht auszumachen, am ehesten bestehen diese noch in der
Lage des Höhentiefs über dem westlichen Mittelmeer. Dies ist auch der Grund für
das 3. Cluster, denn darin würde sich das Höhentief nach Süditalien verlagern.
Für Mitteleuropa ergeben sich daraus aber keine Auswirkungen.

192h bis 240h ... gestaltet sich das Bild deutlich differenzierter. Nicht nur
die Clusteranzahl (6), auch das daraus abgeleitete Strömungsregime (alles außer
"Negative NAO") geben die Unsicherheiten wieder. Zudem weist kein Cluster mehr
als 12 Member auf. In der Zusammenschau ist allerdings zu erkennen, dass ein
Rücken über Westeuropa wahrscheinlich ist.


EPS:
Aus technischen Gründen können leider keine aktuellen Analysen erfolgen.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


REGEN und GEWITTER:

Am Montag und Dienstag gibt es vom Osterzgebirge bis zur Ostsee gebietsweise
erhöhte Wahrscheinlichkeit für mehr als 30 mm/24h bzw. mehr als 40 mm/48h.
Unwetterartige Mengen sind lokal ebenfalls möglich (über 50/60 mm in 24/48h).
Durch schauerartige Verstärkung, teils auch durch Gewitter, ist auch Starkregen
bzw. heftiger Starkregen lokal möglich. Dabei können sowohl die stündlichen, als
auch die 6-stündlichen Kriterien überschritten werden.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det., MOSMIX
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri