DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-09-2019 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 05.09.2019 um 10.30 UTC



Wechselhaftes und meist kühles Wetter. Ab Sonntag im Südosten Dauerregen
möglich, der sich in den Osten ausdehnen kann und bis Dienstagabend andauern
kann. Ab Mittwoch vor allem nach Süden hin wieder freundlicher und wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 12.09.2019


Am Rande eines zur Nordsee gerichteten Azorenhochkeils strömt am Sonntag von
Norden und Nordwesten frische Meeresluft polaren Ursprungs nach Deutschland. Der
zugehörige langgestreckte Höhentrog tropft zum einen nach Norddeutschland und
zum anderen zu den Ostalpen ab. Auf seiner Ostseite wird feuchtwarme
Mittelmeerluft über Ostpolen zum Baltikum geführt, wobei sich an der
Luftmassengrenze zum Tagesende über dem Süden Polens ein Bodentief entwickelt.
Am Montag bleibt das eine Höhentief an der Deutschen Bucht liegen und das andere
zieht von den Ostalpen nach Südpolen und knapp nordwestlich des Höhentiefs liegt
dann auch das Bodentief, welches sich noch etwas verstärkt. Sein Regengebiet
beeinflusst auch den äußersten Osten und Südosten Deutschlands.
Am Dienstag ziehen Höhentief und Bodentief in den Raum Kaliningrad und damit
werden im Oder- und Neißegebiet sowie in Vorpommern weitere Regenfälle
verursacht. Im übrigen Deutschland sorgt der sich nach Mitteleuropa
vorschiebende Azorenhochkeil für Wolkenlücken und meist trockene Bedingungen.
Am Mittwoch zieht das Tief unter Auffüllung nach Südwestfinnland und eine
Hochdruckzone zwischen dem russischen Hoch und dem Azorenhoch sorgt zunächst für
Sonnenschein. In der 2. Tageshälfte greift ein atlantischer Tiefausläufer mit
Regen auf den Nordwesten Deutschlands über.
Am Donnerstag zieht der Tiefausläufer ostwärts ab und nachfolgend schiebt sich
der Keil eines Hochs über dem nahen Nordostatlantik wieder nach Mitteleuropa. Es
entwickelt sich damit eine nördliche Westlage.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bereits ab Montag gibt es beim neuen Lauf vom EZMW Unterschiede in der Lage des
entstehenden Cut-Off-Tiefs.
Das montagfrüh über dem Alpenraum durch einen Kaltluftvorstoß entstehende
Höhentief sollte im gestrigen 00-UTC-Lauf nur sehr langsam nordostwärts ziehen
und daher zum Tagesende noch über Oberösterreichs liegen. Im aktuellen Lauf wie
auch im gestrigen 12-UTC-Lauf liegt das Höhentief Montag, 24 UTC über dem
Südwesten Polens.
Demzufolge soll kräftiger Regen im alten Lauf nicht nur den Osten Bayerns
beeinflussen sondern auch große Teile Württembergs.
Am Dienstag zieht das Höhentief im alten Lauf nach Ostbrandenburg und damit
sollen Regenfälle bis in die zentralen Mittelgebirge reichen und in den
Nordosten. Im neuen Lauf zieht das Tief nach Kaliningrad und danach wird es
lediglich in der Oder-Neiße-Region und in Ostvorpommern nass.
Auch am Mittwoch sorgt es im alten Lauf noch für leichte bis mäßige Regenfälle
im Osten, während es im neuen Lauf im Osten meist trocken ist.
Am Donnerstag gleichen sich die Modellläufe wieder an, da sich generell eine
nördliche Westlage einstellt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON lässt am Dienstag im Höhenfeld ein Dipol entstehen, wobei das alte
Höhentief von Bayern nach Sachsen zieht (bei EZMW bewegt es sich nach
Kaliningrad) und das neue, ebenfalls aus einem Abtropfprozess entstandene Tief
zieht von Frankreich zum westlichen Mittelmeer. In seinem Umfeld bleibt das alte
Höhentief auch am Mittwoch noch über dem Osten liegen.
Bei NAVGEM driftet das alte Höhentief bereits am Montag als Trog zur mittleren
Ostsee und das neue Cut-Off-Tief, das sich Dienstagabend über Südwestdeutschland
bildet, drifte am Mittwoch zum Tyrrhenischen Meer und es bildet sich bei uns
eine kräftige Hochdruckbrücke, die auch am Donnerstag das Wetter bestimmt.
Selbst der Norden würde davon profitieren.

GFS und GEM simulieren zunächst recht ähnlich wie EZMW, jedoch sind die beiden
Modelle in der erweiterten Mittelfrist antizyklonaler aufgestellt als EZMW.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EZMW-Ensembles werden heute bis zum 7. Folgetag in 4 Cluster aufgeteilt, die
sich im groben stark ähneln und wo es zu einem 2. Abtropfprozess zum Mittelmeer
kommt und somit ab Mittwoch/Donnerstag zur Bildung einer Hochdruckzone bei uns.
Dabei wird das alte Höhentief zum Baltikum gesteuert. Eine Höhentieflage wie im
gestrigen Lauf oder wie im heutigen ICON-Lauf mit einem Kern über dem östlichen
Deutschland ist in den Clustern nicht zu sehen.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt bis Dienstag recht niedrige
850-hPa-Temperaturen zwischen 5 und 2 Grad. Ab Mittwoch erholen sich die
Temperaturen wieder auf Werte zwischen 6 und 11 Grad. Ab Samstag sinkt aber bei
rund 2/3 der Modell-Runs die Temperatur wieder. Das Geopotential bleibt aber in
der Mehrzahl der Läufe recht weit oben. Hierbei kommt zum Ausdruck, dass
offensichtlich zum Samstag hin eine Kaltfront antizyklonal über die Mitte
Deutschland hinweg zieht. Das spiegelt sich auch bei den Regensignalen nieder,
die nur gering bleiben.
Auch in den EPS-Meteogrammen ist die Umstellung der Wetterlage auf West
antizyklonal am Mittwoch deutlich zu sehen am Anstieg der 2-Meter-Temperatur.
Meist liegen die Werte dann zwischen 19 Grad im Norden und 25 Grad am Oberrhein.
Im Norden kühlt es aber im Mittel ab Samstag wieder ab, während es im Süden im
Mittel kaum kühler wird bei allerdings großer Schwankungsbreite der Temperatur.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab Sonntag gibt es nach CosmoLEPS und nach EZMW-EPS im Südosten und im Osten
eine mäßig erhöhte Wahrscheinlichkeit für Dauerregen über 30 mm innerhalb von 24
Stunden. Auch 48stg. Dauerregen ist möglich. Selbst Unwettermengen über 60 mm
sind nicht ausgeschlossen. Die Dauerregensituation könnte sogar bis in den
Dienstag hineinreichen.

Die Wahrscheinlichkeit von stürmischen Böen an der See ist dagegen nur marginal
erhöht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, operationelle Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden