DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-09-2019 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 01.09.2019 um 10.30 UTC



Nach noch recht warmen Mittwoch kühler und vor allem zum Wochenende hin
wechselhafter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 08.09.2019


Der Herbst ist da! Diese Erkenntnis zum meteorologischen Herbstanfang am
heutigen Sonntag wird nicht nur durch den Temperatursturz an diesem Wochenende,
sondern auch durch die zu erwartende Witterung in der ab Mittwoch beginnenden
Mittelfrist unterstützt. Sommerliche Temperaturen bleiben immer mehr die
Ausnahme, Niederschlags- und Windsignale nehmen dagegen allmählich zu. Immerhin
scheint das Wetter gewillt zu sein, etwas gegen die zum Teil große Trockenheit
in einigen Gebieten Deutschlands zu tun.

Ausgangslage am Mittwoch ist dem jüngsten EZMW-Lauf vom heutigen Sonntagmorgen
zufolge ein Langwellentrog, dessen positiv geneigte Achse sich vom Nordmeer über
die Nordsee und den Ärmelkanal bis in die Biskaya erstreckt. Auf der Vorderseite
wird noch einmal recht warme Luft mit T850 hPa von 10 bis 13 Grad nach
Deutschland verfrachtet. Allerdings ist mit dem Trog ein Bodentief mit
Schwerpunkt über Skandinavien verbunden, dessen Kaltfront den Nordwesten des
Landes am Mittwochabend erreicht.

Am Donnerstag kommt das Gesamtkonstrukt mit Höhentrog, Bodentief und Kaltfront
leicht progressiv nach Osten voran, womit die Kaltfront bis in den Südosten
gelangt, dort aber etwas ins Schleifen kommt. Dahinter fließt deutlich kühlere
Meeresluft aus dem Nordwesten ein und die T850 hPa sinken auf 2 bis 5 Grad.

Am Freitag spaltet sich ein Teil des Trogs als Cut-Off ab und zieht ins zentrale
Mittelmeer, während das nördliche Residuum durch einen vom Nordostatlantik
kommenden Randtrog regeneriert wird. Zwischen beiden Gebilden herrscht in der
Mitte Deutschlands Zwischenhocheinfluss, der durch eine Hochdruckbrücke, die vom
Azorenhoch bis zu einem Hoch über Russland reicht, zustande kommt.

Am Samstag tropft auch das nördliche Residuum des Langwellentrogs durch einen
weiteren vom Nordmeer kommenden Randtrog ab, wobei es sich auf den Weg nach
Deutschland macht. Das erste Cut-Off über dem zentralen Mittelmeer füllt sich
derweil auf. Am Boden ist der neue Cut-Off mit einem neuen Bodentief mit
Schwerpunkt etwa über Dänemark gekoppelt. Damit wird wiederum frische Meeresluft
herangeführt, sodass die T850 hPa bei 3 bis 8 Grad verharren.

Am Sonntag schließlich nistet sich der Cut-Off bzw. das Höhentief über
Deutschland ein, das zugehörige Bodentief erreicht Nordwestdeutschland. Im
Zusammenhang mit dem Höhentief frischt der Wind auf, ohne dass eine größere
Sturmlage zu erwarten wäre.

In der erweiterten Mittelfrist ab Montag übernächster Woche "eiert" das
Höhentief in einer Kreisbewegung um sein Drehzentrum herum ganz allmählich nach
Polen, derweil wir unter seinem Einfluss verbleiben. Bei den Temperaturen gibt
es wenig Änderung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-Laufs des EZWM zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen ist bis zum Sonntag sehr hoch. Erst mit dem zweiten Cut-Off, das am
Sonntag über Deutschland liegt, werden etwas größere Diskrepanzen zutage
gefördert. Diese halten sich zwar im marktüblichen Rahmen, es fällt aber eine
Tendenz zur Abschwächung des Cut-Offs auf. Zudem soll er den beiden jüngsten
Läufen nach länger über Süddeutschland, Tschechien und Polen verweilen. Für die
Vorhersage indes bedeuten diese Unterschiede nur geringe Anpassungen, zumal im
gestrigen 00 UTC-Lauf ein neuer Randtrog die Wechselhaftigkeit am Laufen halten
sollte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch wenn es kleine Diskrepanzen zum EZMW gibt, entscheidend neue Ergebnisse
liefern GFS und ICON nicht. Interessant beim GFS ist vielleicht, dass das erste
Cut-Off über dem zentralen Mittelmeer am Freitag ausgelassen wird und damit am
Freitag kein Zwischenhocheinfluss bei uns herrscht. Zudem wird der neue Cut-Off
über Deutschland kräftiger gerechnet, was eher der gestrige 00 UTFC-Lösung des
EZMW entspricht. Beim ICON ist der größte Unterschied, dass bis zum Sonntag und
damit dem Ende des Vorhersagezeitraums der Abtropfprozess über Deutschland bzw.
Benelux noch nicht vollzogen ist und außerdem zwei Drehzentren vorhanden sind.
GEM geht den GFS-Weg ohne erstes Cut-Off über dem zentralen Mittelmeer mit,
platziert den zweiten Cut-Off am Sonntag aber über Frankreich anstatt über
Deutschland und kräftiger. NAVGEM ist dem GEM sehr ähnlich, allerdings findet
sich das zweite Cut-Off wie beim EZMW über Deutschland ein. Beim FIM existiert
ebenfalls kein erstes Cut-Off, dafür zieht der zweite Cut-Off über Polen hinweg.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles bestätigen für diverse deutsche Städte den
Hauptlauf. Dabei bleiben die T850 hPa-Rauchfahnen bis in die erweiterte
Mittelfrist meist eng gebündelt, Haupt- und Kontrolllauf betten sich jeweils gut
im engen Median ein. Beim Geopot 500 hPa gibt es ab Samstag jedoch meist größere
Varianzen. Damit wird unterstrichen, dass die Position und Stärke des zweiten
Cut-Offs noch variabel sein kann. Allgemein bekannt ist ja, dass Cut-Offs von
den Modellen nicht gut vorhergesagt werden können.

Die Clusteranalyse fällt mit 5 Clustern für den Zeitraum t+120-168 h
(Donnerstag, 00 UTC bis Samstag, 00 UTC) auf. Allerdings zeigen alle nur leichte
Variationen zum Hauptlauf, der damit eigentlich nicht groß infrage gestellt
wird. Bei t+192-240 h (Sonntag, 00 UTC bis Dienstag, 00 UTC) werden 4 Cluster
angeboten. C1 ist dem Hauptlauf sehr nahe. C2 regeneriert das Höhentief durch
einen neuen kräftigen Randtrog. Bei C3 bleibt das erste Cut-Off erhalten,
während das nördliche Residuum nach Osten abwandert und so am Wochenende einem
Rücken Platz macht, dem schon am Dienstag ein neuer Randtrog folgen würde. C4
lässt den ersten Cut-Off ebenso überleben, dieser nimmt aber Verbindung auf zu
einem neuen kräftigen und über Mitteleuropa sich amplifizierenden
Langwellentrog, der vom Nordostatlantik kommt.

FAZIT: Die Wetterlage bis zum Wochenende mit einem noch recht warmen Mittwoch
und mit der Abkühlung durch die Kaltfrontpassage ab Mittwochabend und am
Donnerstag und nachfolgendem leichten Zwischenhocheinfluss dürfte soweit sicher
sein. Dabei gehen die T850 hPa bis auf 2 bis 5 Grad zurück, womit sommerliche
Höchsttemperaturen (25 Grad oder mehr) ab dann in Ferne rücken. Am Wochenende
dominiert wahrscheinlich ein Cut-Off das Wetter bei uns, wodurch es
wechselhafter wird mit zeitweiligen Niederschlägen (nur selten Gewittern) bei
ähnlichen Temperaturen im mäßig-warmen Bereich (16 bis 23 Grad). Allerdings ist
die genaue Entwicklung am Wochenende noch mit einigen Fragezeichen versehen, da
der Cut-Off von den Modellen bisher unterschiedlich erfasst wird und in den
beiden jüngsten Läufen des EZMW eine Abschwächung zu erkennen ist, die sich in
neuen Läufen fortsetzen könnte.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt keine Signale für signifikante Wettererscheinungen in der Mittelfrist.

COSMO-LEPS zeigt leicht erhöhte Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8
an den Küsten von Dienstag bis Samstag.

Ansonsten hält sich die Numerik bisher auffallend zurück, was die
Gewittertätigkeit im Zusammenhang mit dem zweiten Cut-Off ab Samstag/Sonntag
über Deutschland angeht. Auch wenn keine größere Gewitterlage auftreten sollte,
könnten etwas verbreiteter als die Modelle anzeigen Gewitter vorkommen. Das
Potenzial für markante Gewitter ist aber nicht all zu hoch.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-Det., EZMW-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler