DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-08-2019 18:01
SXEU31 DWAV 311800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 31.08.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts im Westen und Nordwesten, später in der Mitte sowie in den Alpen örtlich
teils kräftige Gewitter, Unwetter nicht ausgeschlossen.
Sonntag im Süden und Osten Gewitter, markant durch Starkregen. Ab der Nacht zum
Montag im Alpenraum Dauerregen.
Am Dienstag in der ersten Tageshälfte im Küstenbereich einzelne stürmische Böen.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt auf der Vorderseite eines kräftigen Troges über
den Britischen Inseln, der sich zur Nordsee und nach Mittelfrankreich verlagert.
Daran gekoppelt ist eine Kaltfront, die morgens den Westen und Nordwesten
erreicht. Vorgelagert ist eine Konvergenz, die um 06 UTC über dem Osten und
Südosten liegt, so dass der Wind bereits vor der Kaltfront auf West bis Südwest
dreht. Im Bereich der Konvergenz und davor ist die Luft labil geschichtet mit
CapeMU-Werten zwischen 400 und 1000 J/Kg, im Südosten mit teils über 1200 J/Kg.
Wegen des gut ausgeprägten Deckels braucht es einiges an Hebungsantrieb.
Allerdings überschwemmt Kaltluftadvektion Deutschland, die mögliche Hebung
häufig kompensiert. So werden in der ersten Nachthälfte nur im Westen und
Nordwesten und in der 2. Nachthälfte bis nach Mecklenburg Hessen und
Westthüringen sowie in Baden-Württemberg einzelne Schauer oder Gewitter
ausgelöst. Die Modelle zeigen dabei meist nur geringe Niederschlagsmengen. Bei
CosmoDE-EPS gibt es im Nordwesten sowie in Südostbayern Starkregensignale.
Unwetter sind nicht ganz ausgeschlossen (vor allem im Alpenraum).
In der 2. Nachthälfte frischt der Wind an der Nordsee im Frontbereich auf und
bringt einzelne steife Windböen.

Sonntag ... nähert sich der Höhentrog weiter an, auch wenn wir bis Tagesende
noch auf seiner Vorderseite verbleiben, da er sich westlich von uns regeneriert.
Kleinere Troganteile ziehen aber sehr wohl über uns hinweg. Bodentrog und
Konvergenz des zur Norwegischen See ziehenden Tiefs verlassen uns noch im Laufe
des Vormittags in Richtung Polen, während die Kaltfront mittags bereits über
Mecklenburg und Südbaden liegt.

Die mitteltroposphärische KLA hat, außer der Alpenregion, fast das ganze Land
geflutet und ist damit deutlich schneller als die Kaltfront selbst, die durch
ihre weitgehend höhenströmungsparallele Ausrichtung nur mit angezogener
Handbremse vorankommt.
Während postfrontal also stabile und relativ trockene Meeresluft subpolaren
Ursprungs einströmt (T850 runter auf 9 bis 5°C), in der es nach Abzug der
nächtlichen Schauer meist trocken bleibt (erst später mit etwas
Höhenkaltluft einzelne Schauer an und auf der Nordsee), kann sich die Luft
präfrontal ganz im Süden, vor allem aber im Osten noch mal kräftig aufheizen.
Bis zu 32°C heiß wird es im Osten von Brandenburg und Sachsen.
Labilität und Feuchte reichen, um mit Hilfe mehrstündiger Einstrahlung
ausreichend ML-CAPE zu generieren. Diese wird auch umgesetzt in konvektive
Umlagerungen, die mangels Scherung und abgesetzt von den weiter westlich
auftretenden synoptischen Systemen eher unorganisiert auftreten. Lokale Unwetter
durch Starkregen sind trotz leichter Mobilität drin, Sturm und Hagel sind
ebenfalls möglich, auch wenn die Hagelkorngröße wahrscheinlich nicht allzu groß
ausfällt (rund 2 cm).

In der Nacht zum Montag greift der Höhentrog endlich auf Deutschland über. Damit
wird auch die Kaltfront, die im Süden etwas zurückhängt, nach Osten
rausgedrückt. Die Gewitter lassen auch im Südosten nach und gehen mehr und mehr
in schauerartig verstärkten Regen über. Besonders an den Alpen und im südlichen
Vorland, wo sich eine Gegenstromlage einstellt, regnet es längere Zeit und
ergiebig, so dass wahrscheinlich eine markante Dauerregenwarnung fällig wird
(bis Montagabend). Gebietsweise fallen dort 30 bis 40 l/qm, in Staulagen können
um 50 l/qm in 18-24 h zusammenkommen. Die Probabilistik stützt diese Aussagen
mit deutlichen Signalen für markanten Dauerregen. CosmoLeps hat auch
nennenswerte Wahrscheinlichkeiten für unwetterartige Mengen zu bieten (bis 30
Prozent). ICON-EPS und EZMW-EPS liegen weit unter 10 Prozent.
Ansonsten lockert die Bewölkung in der frisch einfließenden Meeresluft auf, nur
auf und an der Nordsee (Höhenkaltluft, diabatischer Trigger) entwickeln sich
Schauer und kurze Gewitter.

Montag ... schwenkt der Höhentrog über Mitteleuropa langsam ostwärts, während
sich im Bodendruckfeld ein Keil des Azorenhochs über uns ins östliche
Mitteleuropa vorschiebt.
Der äußerste Südosten verbleibt noch längere Zeit auf der Trogvorderseite, was
dort die Gegenstromlage aufrecht hält. Der Dauerregen dauert also noch an, 10
bis 20 l/qm/12 h sind noch mal drin. Die Schneefallgrenze verbleibt bei
Temperaturen in 850 hPa über 5 Grad, meist oberhalb von 2000m.
Ansonsten schwenkt im Norden die Achse des Haupthöhentroges durch und rückseitig
schiebt sich der Hochkeil weiter nach Mitteleuropa vor. Durch relativ trockene
Luft werden eher im Norden und Nordwesten vor allem an der Küste nur einzelne
Schauer ausgelöst. Ein kurzes Gewitter ist möglich (Quellungen reichen bis etwa
-15 Grad). Der W-NW-Wind frischt vorübergehend etwas auf (meist aber nur Böen 6
Bft an der Nordsee). Bei einem Schauer kann eine 7er Böen nicht ganz
ausgeschlossen werden.
Dazwischen - also zwischen dem Regen im SO und den Schauern im NW - etabliert
sich ein weitgehend trockener breiter Korridor mit wechselnder Bewölkung und
längeren sonnigen Abschnitten im Südwesten. "850iger" von nur noch 4 bis 8°C!!
lassen nur noch Höchstwerte von 17 bis 23°C, bei Dauerregen und im Bergland
gerade mal 12 bis 16°C zu.

In der Nacht zum Dienstag zieht der Trog ab und die Niederschläge klingen auch
am Alpenrand ab. Auf den äußersten Norden greifen die Wolken und geringen
Niederschläge einer Warmfront, die über die Nordsee nach Osten zieht, über.
Ansonsten herrscht unter der Hochdruckbrücke Absinken und geringe Bewölkung. Die
Nebelneigung ist gering. An der See gibt es gradientbedingt steife, an der
Nordsee exponiert stürmische Böen.

Dienstag ... Nach Abzug des Höhentroges schwenkt ein flacher Höhenrücken nach
Deutschland, der sich infolge von WLA sogar noch etwas verstärkt. Dabei
überqueren dichte Wolken eines Frontensystems den Norden ostwärts und vor allem
im Küstenbereich und in Schleswig-Holstein regnet es etwas.
In der Südhälfte und im Südteil der östlichen Bundesländer macht sich aber der
nach Mitteleuropa gerichtete atlantische Hochkeil bemerkbar durch viel
Sonnenschein. Dabei steigt die 850-hPa-Temperatur auf 6 bis 10 Grad mit den
höchsten Werten am Hochrhein. So kann die Temperatur wieder steigen und zwar auf
Höchstwerte zwischen 22 und 25 Grad. Im Nordwesten und Norden ist es mit 19 bis
21 Grad etwas frischer.
Der Wind bleibt ganz im Norden in der Nähe der Frontalzone recht kräftig mit
steifen Böen an der See. Exponiert ist anfangs auch eine stürmische Böe möglich.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden