DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-08-2019 08:30
SXEU31 DWAV 290800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 29.08.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM
Heute zunächst im Norden und ganz im Süden, am Nachmittag und Abend von Baden
und der Südpfalz bis in den Südwesten Brandenburgs markante Gewitter,
kleinräumig auch Unwetter.
Am Freitag vor allem vom Südschwarzwald über die Alp bis zum Erzgebirge sowie in
Ostbayern örtlich kräftige Gewitter. Unwetter durch heftigen Starkregen möglich.

Am Samstag wahrscheinlich nur im Alpenraum Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Ein vom Zentraltief bei Island ausgehender Höhentrog hat die
Nordsee erreicht und schwenkt nach Skandinavien. Nach Süden hin ist der Trog
deutlich schwachgradientiger ausgeprägt und schwenkt ebenfalls nordostwärts. Ein
weiterer Troganteil ist über der Biskaya erkennbar und bewegt sich bis Tagesende
nach Benelux und Nordwestdeutschland. So bleibt die Strömung bei uns über Tag
leicht zyklonal geprägt und eine Kaltfront zieht von Holland und Belgien aus
langsam nach Nordwestdeutschland. Dabei stabilisiert sich postfrontal die
Schichtung. Präfrontal ist die Luft potentiell instabil geschichtet mit
CapeML-Werten zwischen knapp 500 und 1250 J/Kg, vereinzelt auch gut 1500 J/Kg
bei PPWs zwischen 32 und 40 mm. Bei schwachgradientigen Bedingungen herrscht
entsprechend nur geringe Scherung und so werden die Gewitter zunächst vor allem
über den Gebirgen ausgelöst bzw. an einer der Kaltfront vorlaufenden Konvergenz
und auch an der Kaltfront selbst. Am Nachmittag und Abend kristallisiert sich
ein Gewitterbereich heraus von Baden und der Südpfalz bis in den Südwesten
Brandenburgs, was zusammenfassend aus den Globalmodellen ersichtlich ist.
Kleinräumig ist mit unwetterartigen Regenmengen zu rechnen, was man bei EURO4
und CosmoD2 erkennt. Nach CosmD2-EPS liegt die Wahrscheinlichkeit für
Unwetterregenmengen örtlich bei 10 bis 40 Prozent.
Vom Alpenvorland bis ins Nürnberger Becken erkennt man nachmittags ein Minimum
beim Starkregen nach CosmoD2-EPS. Erst am Abend nimmt dann die Starkregengefahr
in Südostbayern wieder zu und der Gewitterschwerpunkt in der Mitte verlagert
sich auf einen Streifen vom Spessart bis nach Südwest-Brandenburg.
Die Luft kann sich heute vor allem im Oberrheingraben sowie im
Rhein-Main-Gebiet, in Unterfranken und in Teilen vom östlichen Deutschland auf
30 Grad und mehr erwärmen. Im Nordwesten kühlt es etwas ab auf 25 Grad und
weniger.
In der zweiten Nachthälfte klingen die Gewitter ab oder werden schwächer.
Gewitterschwerpunkt dürfte der Südosten Bayerns sein.

Freitag... sorgt südwärts gerichtete Kaltluftadvektion über dem offenen
Nordatlantik für eine Regeneration des Langwellentroges. Die Strömung über
Mitteleuropa steilt folglich wieder etwas auf und das Potential steigt etwas an.
Zuvor schwenkt aber der flache Randtrog (besonders in 300 hPa erkennbar) nach
Deutschland und löst sich auf.
Die Hochdrückbrücke bleibt über Mitteleuropa liegen, wobei sie in der 2.
Tageshälfte sich über Frankreich abschwächt.

Die Luftmassengrenze bleibt zunächst knapp südlich der Main-Linie liegen, wird
aber mit dem Druckfall im Westen am Nachmittag und Abend wieder nach Norden
geführt. Die schwül-warme und potentiell noch instabil geschichtete Warmluft
lässt sich grob noch südöstlich einer Linie Lausitz-Rhön-Südpfalz abgrenzen.
Durch das überlagerte Absinken ist die Luftmasse immerhin etwas abgetrocknet:
die spezifische Feuchte tendiert nur noch gegen 11 oder 12 g/kg und die PPW's
gehen auf 30 bis 35 mm zurück. So sollten sich nur noch einzelne Schauer und
Gewitter auf das Bergland beschränken, wobei wahrscheinlich ein Streifen vom
Südschwarzwald über die Alb bis zum Erzgebirge und der Bayerische Wald am
ehesten betroffen sein dürfte. Starkregen ist wegen der langsam ziehenden Zellen
schnell erreicht, punktuell auch heftiger Starkregen. Hagel sollte meist
kleinkörnig sein, aber Durchmesser von 2 bis 3 cm sind isoliert möglich.
Aber selbst in den genannten Gebieten ist die Sonne häufiger, im Norden und
Westen nach Nebelauflösung teils dauerhafter Begleiter. Trotz nahezu
unveränderter Höchstwerte zwischen 27 und 31 Grad fühlen diese sich nördlich der
Luftmassengrenze angenehmer an, da die Luft dort weniger schwül ist. An der
Nordsee bleibt es bei auflandigem Wind mit 21 bis 24 Grad kühler.
In der Nacht zum Samstag setzt sich die Meridionalisierung der Strömung fort.
Unter Verkürzung seiner Wellenlänge steuert der Langwellentrog mit seiner Achse
auf das Seegebiet dicht westlich von Irland zu. Dadurch setzt verstärkt WLA über
Südskandinavien ein, die den Rücken über Mitteleuropa kräftigt. Als unmittelbare
Folge dreht die Strömung zurück auf Süd, womit die inzwischen recht kontinental
geprägte Subtropikluft weiter Boden nach Norden gutmacht. Wettertechnisch
verläuft die Nacht aber ruhig mit lokalen Nebelfeldern vor allem im Süden sowie
entlang von Tälern und Flussläufen der zentralen Mittelgebirge.

Samstag... hat sich die Großwetterlage gewissermaßen regeneriert. Der Rücken
verlagert sich ein wenig ostwärts und liegt mit seinem Scherpunkt zur
Mittagszeit bereits über Polen. Damit gelangen wir erneut auf die Vorderseite
des Ostatlantiktroges, der sich mit seiner Achse bis zum Abend nach
Großbritannien vorarbeitet. Abermals existiert darüber hinaus ein Cut-Off im
Mittelmeerraum (zwischen Balearen und Sardinien).
Bei ausreichend hoher Auflösung lässt sich ein schwaches Höhentief über
Ostfrankreich ausmachen. Inwieweit das letztlich zur Auslöse neuerlicher
Gewitter im Grenzbereich zu Benelux ausreicht, bleibt noch abzuwarten. Die
bodennahe Anströmung aus Südost ist schon mal ungünstig und auch die Luftmasse
scheint aufgrund des Zwischenhocheinflusses noch ausgetrocknet genug, um
zumindest großflächige Konvektion zu unterbinden. Einzig im Alpenraum ist es
genügend labil (CapeML-Werte um 2000 J/Kg) für einzelne Schauer und Gewitter,
die leicht in den Starkregenbereich gehen können.

Unabhängig davon kann man sich landesweit auf das wohl letztmalig in diesem Jahr
kombiniert derart sonnige und hochsommerlich heiße Wochenende mit 29 bis 34 Grad
Maximumtemperatur einstellen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumigen Strukturen werden von den externen Modellen ähnlich berechnet.
Letztlich ist bei dieser schwachgradientigen Lage erneut Nowcasting angesagt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden