DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-08-2019 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.08.2019 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit gebietsweisen Schauern und Gewittern, vor allem im Süden teils
auch kräftige Regenfälle. Dabei mäßig warm bis warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 23.08.2019


Nach den zeitweiligen Hitzeperioden seit Ende Juni hat sich das Sommerwetter nun
normalisiert bzw. ist bei den Temperaturen auf ein mäßig-warmes Niveau
zurückgegangen. Es stellt sich die Frage, ob der Sommer damit auch schon
ausgedient hat, oder ob er noch einmal zurückkehrt. Allgemein lässt sich sagen,
dass bis weit in den September hinein vielerorts noch Sommertage vorkommen
können. Im Speziellen ist in der Mittelfrist aber nur bedingt etwas vom Sommer
zu finden.

So wird die ab Montag beginnende Mittelfrist von einem Langwellentrog über dem
Nordostatlantik beherrscht, der durch Randtröge, die vom südlichen Grönland
kommen, beständig regeneriert wird. Während die Mobilität des Haupttroges durch
die Regenerierungen eingeschränkt ist, laufen davor Kurzwellen nach Osten ab und
traktieren Deutschland. Erst am Freitag macht der Langwellentrog Anstalten, sich
nach Osten über Deutschland hinweg fortzubewegen. Durch diese Konstellation
kommen feucht-warme Luftmassen mit T850 hPa über 10 Grad mal mehr, mal weniger
nach Norden voran. Im Süden werden zeitweise über 15 Grad erreicht, sodass
sommerliche Höchsttemperaturen über 25 Grad zumindest gebietsweise auftauchen
sollten.

Im Detail ergibt sich am Montag und Dienstag auf der Vorderseite des
Langwellentrogs eine südwestliche Strömung über Deutschland, in der die
Frontalzone eingebettet ist und eine Luftmassengrenze diagonal über dem Südosten
des Landes liegt. Sie trennt die feucht-warme Luft im Südosten von trockener und
kühlerer Luft mit T850 hPa zwischen 5 und 10 Grad nordwestlich davon. Südöstlich
der Luftmassengrenze sind konvektive Umlagerungen mit teils markanten Gewittern
zu erwarten. Insbesondere am Dienstag, wenn sich eine erste Kurzwelle nähert,
wird die Luftmassengrenze aktiviert und zeigt stärkere Regensignale. So werden
in der Nacht zum Mittwoch über Teilen Südostdeutschlands sogar Ansätze eines
größeren konvektiv durchsetzten Clusters (Durchmesser bis zu 300 km, eventuell
MCS?) abgebildet.

Am Mittwoch zieht dann eine Kurzwelle aus dem Trog heraus über den Nordosten
Deutschlands nach Nordosten ab. Einerseits wird damit die Luftmassengrenze bzw.
die Frontalzone nach Osten und Südosten abgedrängt und damit auch die
feucht-warme Luft, andererseits bringt die Kurzwelle aber vermehrte konvektive
Aktivität im Norden. Dabei ist dort das Potenzial für markante Gewitter
geringer.

Am Donnerstag nähert sich der Langwellentrog Mitteleuropa an und lässt von
Nordwesten erneut Konvektion aufkommen. Mit bodennaher Drehung der Strömung auf
Südwest wird die warme, diesmal aber nicht feuchte Luft mit T850 hPa über 10
Grad etwa bis zur Mainlinie geführt. Im Südosten werden sogar bis zu 15 Grad
erreicht.

Am Freitag schwenkt der Langwellentrog schließlich langsam über Deutschland
hinweg nach Osten, sodass vor allem in der Nordhälfte Schauer und Gewitter
durchziehen. Mit Drehung der bodennahen Strömung auf Nordwest wird wieder
kühlere Meeresluft mit T850 hPa unter 10 Grad eingesteuert.

In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag setzt sich zunächst ein schmaler
Rücken durch, der für Zwischenhocheinfluss sorgt. Am Sonntag bildet sich ein
neues Höhentief über den Britischen Inseln, das auf Richtung Frankreich Kurs
nimmt. Auf der Vorderseite wird nun wieder warme Luft nach Norden geführt, wobei
die 10 Grad-Isotherme in 850 hPa Norddeutschland touchiert. Im Westen geht das
mit einer Zunahme der Schauer- und Gewittertätigkeit einher.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-Laufs vom EZMW zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen ist bis zum Mittwoch hoch, danach nimmt sie deutlich ab. Ab Donnerstag
fällt eine langsamere Verlagerung des Langwellentrogs auf, sodass am Freitag
gegenüber dem gestrigen 00 UTC-Lauf ein Phasenunterschied von etwa 18 Stunden
festzustellen ist. Zudem tropft nun auch kein Höhentief mehr Richtung zentrales
Mittelmeer ab. Im gestrigen 12 UTC-Lauf wäre der Langwellentrog erst am Samstag
und Sonntag über uns zu liegen gekommen, wobei sich das Höhentief aus dem
gestrigen 00 UTC-Lauf über Süddeutschland positioniert hätte. Aufgrund dieser
Unterschiede fallen die Vorhersage zum Teil deutlich anders aus, deren Details
zu erklären an dieser Stelle den Text zu lang machen würden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON folgt der Lösung des EZMW in den wesentlichen Zügen, setzt den Durchgang
des Troges am Donnerstag/Freitag jedoch etwas weiter südlich an. GFS dagegen
lässt den Trog bis Donnerstagmorgen bereits durchschwenken und ein schwaches
Höhentief über dem zentralen Mittelmeer abtropfen (ähnlich der gestrigen 00
UTC-EZMW-Lösung). Danach gelangen wir in eine südwestliche Strömung und das
Höhentief zieht nach Polen weiter. Am Sonntag hat GFS wie das EZMW ein Höhentief
über den Britischen Inseln im Programm, das uns aber näher rückt als beim EZMW.
GEM und NAVGEM sind weitgehend dem EZMW ähnlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW offenbart von Dienstag bis Donnerstag mit sechs
Clustern zwar eine große Bandbreite, bei genauerem Hinsehen wird diese
allerdings für Mitteleuropa eingedampft, da dort die Unterschiede nur klein
sind. Alle sechs Cluster setzen auf den Trogdurchgang am Donnerstag, wobei C5
und C6 auch noch zum Abtropfen über dem zentralen Mittelmeer neigen. Diese
Lösung ist damit nicht komplett vom Tisch. Zwischen Freitag und Sonntag gibt es
ebenfalls sechs Cluster. Die Lösungen differieren erheblich, sodass oben
erwähntes Szenario des Hauptlaufs durchaus als zweifelhaft angesehen werden
kann.

Bei den Rauchfahnen herrscht bis zum Mittwoch noch relative Einigkeit, sind die
Spreads bis dahin nicht allzu groß. Danach öffnen sich die Rauchfahnen, das Gros
bei den T850 hPa verbleibt jedoch zwischen 6 und 11 Grad mit etwas ansteigender
Tendenz zum Ende hin. Beim Geopot 500 hPa sind die Verteilungen ab Freitag meist
inhomogen, was die Vorhersageunsicherheit ab diesem Zeitpunkt noch einmal
bekräftigt.

Fazit: Bis zum Mittwoch sind sich die Modelle größtenteils einig, sodass vor
allem der Südosten in den "Genuss" feucht-warmer Luftmassen mit Schauern und
Gewittern kommt, möglicherweise mit einem Höhepunkt in der Nacht zum Mittwoch
(Verclusterung). Weiter nordwestlich ist es mäßig-warm mit nur wenigen Schauern.
Ab Donnerstag folgt der Trogdurchgang, der wechselhaftes Wetter für den Norden
bereithält und die Temperaturen zunächst ansteigen, dann wieder fallen lässt. Am
Wochenende ist eine Vorhersage schwierig, am ehesten ist wohl der EZMW-Variante
zu glauben, weil einige andere Globalmodelle ähnliche Lösungen favorisieren.
Demzufolge würden die Temperaturen abermals steigen und insbesondere im Westen
Schauer und Gewitter auftreten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt vor allem am Dienstag im Süden und Südosten Signale für
überdurchschnittlich viel Niederschlag. Das bestätigen auch COSMO-LEPS und
EZMW-EPS, die Wahrscheinlichkeiten bis zu 50 % für mehr als 30 l/qm in 24
Stunden und bis zu 20 % für mehr als 50 l/qm in 24 Stunden haben. Die Trennung
zwischen Dauer- und Starkregen fällt dabei schwer, zumal eingelagerte Gewitter
oder Verclusterungen (Nacht zum Mittwoch) den Regen zeitweilig verstärken
können. Bereits am Montag ist - dann allerdings nur mit geringer
Wahrscheinlichkeit - im Süden Dauerregen möglich.

Darüber hinaus treten gebietsweise Gewitter auf, am Montag und Dienstag im
Süden, am Mittwoch und Freitag hauptsächlich in der Nordhälfte. Dabei sind
markante Entwicklungen hinsichtlich Starkregen und stürmischen Böen denkbar -
insbesondere nach Süden hin -, eine Schwergewitterlage zeichnet sich aber an
keinem der Tage ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler