DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-08-2019 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.08.2019 um 10.30 UTC



Wechselhaft, im Norden und in der Mitte allenfalls noch mäßig warm. Im Süden am
Sonntag Gewitter mit Unwettergefahr, danach dort ebenfalls zurückgehende
Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 20.08.2019


Deutschland liegt unter einer west- südwestlichen Strömung, die über den
gesamten Atlantik hinweg sehr zonal ausgerichtet ist. Ein darin eingelagerter
flacher Keil überquert Deutschland ostwärts. Dieser stützt ein Zwischenhoch, das
sich zwar nach Südosten verlagert, aber mit Absinken für längere sonnige
Abschnitte sorgt.
Am Wochenende stellt sich an der Vorderseite eines sich Westeuropa nähernden und
am Sonntag auf die Britischen Inseln und die Bretagne übergreifenden Troges eine
südwestliche und zusehends aufsteilende Strömung ein. In diese ist eine
Kaltfront eingelagert, die in der Nacht zum Sonntag schleifend auf den
Nordwesten übergreift und bis Montagfrüh die Alpen erreicht. Bedingt durch das
Schleifen der Front und mögliche Wellenbildungen sind länger andauernde
Niederschläge zu erwarten. Präfrontal erfolgt ein Einschub von Subtropikluft,
was die Temperaturen am Samstag im Süden auf Maxima bis 30 Grad steigen lässt.
Allerdings ist diese Luftmasse labil geschichtet, so dass sich Gewitter
entwickeln können; auch Unwetter sin nicht auszuschließen. Am Sonntag halten
sich noch in Alpennähe und ganz im Osten Reste feuchtlabiler Luft. Ansonsten
setzt sich bereits trockenere Atlantikluft durch, was einen Temperaturrückgang
mit sich bringt.
Zu Beginn der neuen Woche gelang Deutschland in den Bereich des o.g. Troges,
wobei dessen Hauptachse noch weiter westlich verbleibt. Zum Dienstag hin wird
der Trog über dem nahen Ostatlantik regeneriert. Als Folge bleibt eine west-
südwestliche, aber zyklonal geprägte Strömung bestehen. Reste feuchtlabiler Luft
sorgen an den Alpen noch für weitere Niederschläge; auch Dauerregen ist dort
nicht auszuschließen. In Küstennähe macht sich der Trog durch eine rege
Schauertätigkeit bemerkbar, wobei auch kurze Gewitter auftreten können.
Ansonsten verstärkt sich der Hochdruckeinfluss, was vermehrt Auflockerungen mit
sich bringt. Dabei bleibt es größtenteils mäßig warm. Allenfalls im Süden und
Südosten sind bei entsprechender Einstrahlung noch Maxima um 25 Grad
vorstellbar.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum greift der nach Südwesten
austropfende Haupttrog auf Mitteleuropa über. Danach, d.h. weiter stromaufwärts,
setzt die Frontalzone weiter nördlich an und es wölbt sich ein nach Island und
Grönland gerichteter Rücken auf. Durch diesen wird eine Hochbrücke gestützt, die
sich von der Nordsee über Südskandinavien hinweg nach Westrussland ausweitet.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden gestrigen
Modellläufen weitgehend konsistent. Allerdings wird das Sturmtief, das am
Samstag über die Nordsee hinweg nordostwärts ziehen sollte, bei den aktuellen
Vorhersagen nicht mehr zu finden. Zu Wochenbeginn nehmen die Unterschiede zu den
beiden gestrigen Modellläufen allmählich zu. So wird der Trog, der am Dienstag
über Deutschland hinweg ostwärts schwenkt, vom aktuellen Modelllauf nicht mehr
so kräftig gerechnet wie dies bei den beiden Modellläufen des Vortages der Fall
war.
Größere Unsicherheiten bestehen ab Mittwoch, da von jedem Modelllauf der o.g.
Austropfprozess unterschiedlich simuliert wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Sonntag zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin kaum
ableiten. Allerdings ergeben sich hinsichtlich der Kaltfrontpassage am Sonntag
leichte Differenzen. EZMW geht hier von einer eher verzögerten Variante aus (so
dass der Tagesgang im Südosten seine Wirkung entfalten kann), nach GFS hat die
Kaltfront dann bereits die Beskiden erreicht. ICON liegt etwa dazwischen.
Der zu Wochenbeginn im Süden und in der Mitte einsetzende Hochdruckeinfluss wird
vom EZMW am ausgeprägtesten gezeigt. ICON ist dagegen am zyklonalsten
aufgestellt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ist der o.g. Austropfprozess
wie auch die sich über Südskandinavien hinweg ostwärts ausweitende Hochbrücke
nur bei den EZMW-Prognosen zu finden. GFS und auch das Modell des kanadischen
Wetterdienstes belassen es bei einer Zonalströmung, wobei sich in der Mitte und
im Süden Hochdruckeinfluss durchsetzt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Entwicklung. Demnach bleibt die
Westströmung bestehen, zur Wochenmitte wird die Strömung eher wieder zyklonaler,
als Folge hiervon dürfte sich auch im Süden Deutschlands ein spürbarer
Temperaturrückgang bemerkbar machen. Im Norden ist der Spread relativ gering,
wobei die Niederschlagssignale ab Wochenbeginn merklich weniger werden. Nach
Süden hin wird der Spread zusehends größer mit ausgeprägten
Niederschlagssignalen vor allem zu den Alpen hin, was auf Unsicherheiten
hindeutet, inwieweit auch die südlichen Teile Deutschlands von der kühleren Luft
erfasst werden.
Das EPS des EZMW zeigt ein ähnliches Verhalten, lässt aber die Hochbrücke, die
beim deterministischen Lauf relativ weit nördlich nach Osten ausgreift, weiter
im Süden, d.h. über Mitteleuropa hinweg, sich nach Osten ausweiten. Wie beim EPS
des GFS ist auch beim EPS des EZMW der Spread im Norden und in der Mitte gering,
nach Süden hin dagegen erhöht und vor allem zu den Alpen hin mit ausgeprägten
Niederschlagssignalen versehen. Von der übergroßen Mehrzahl wird ein
Austropfprozess über West- oder Mitteleuropa gezeigt. Nur ein Cluster (mit 5
Einzelläufen) lässt diesen Trog bereits über dem nahen Ostatlantik austropfen.
Auf den Austropfprozess über West- und Mitteleuropa spricht auch der EFI an, der
im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum über dem Süden und Südosten
Deutschlands schwache Niederschlagssignale zeigt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag sind unter erneutem Einfluss eines Zwischenhochs keine markanten
Wettergefahren zu erwarten.
Am Samstag kommt im Nordwesten schauerartiger Regen auf, auch einzelne Gewitter
sind nicht ausgeschlossen. An der Nordsee besteht eine geringe
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen.
Am Sonntag entwickeln sich im Osten und Süden Gewitter, dabei muss mit Unwettern
gerechnet werden. Außerdem können an der Nordsee sowie auf exponierten
Berggipfeln stürmische Böen auftreten.
In der Nacht zum Montag und am Montag kann vor allem im Südosten noch längere
Zeit Regen fallen, der an den Alpen anfangs noch von Gewittern begleitet ist,
danach ist im Stau der Alpen Dauerregen nicht auszuschließen.
Ansonsten treten im Nordwesten wiederholt Schauer und auch kurze Gewitter mit
stürmischen Böen auf, in exponierten Küstenlagen sind Sturmböen möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann