DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-08-2019 18:01
SXEU31 DWAV 091800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.08.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst im Westen und Südwesten, im Laufe der Nacht vor allem in der Südhälfte
teils schwere Gewitter. Teils auch mehrstündiger gewittriger Starkregen
(vereinzelt unwetterartig).
Am Samstag anfangs südöstlich der Donau noch teils gewittriger Starkregen,
Unwetter nicht ganz ausgeschlossen. Von der Eifel bis nach Schlesw.-H.
stürmische Böen, an der Nordsee Sturmböen.
Am Sonntag und Montag an der Nordsee Böen Bft 8. Zunächst im Südwesten, am
Montag im gesamten Süden teils markante Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... Ein kräftiger Höhenkeil hat den äußersten Osten erreicht und
schwenkt nach Polen. Ihm folgt von Westen die Vorderseite eines kräftigen
Höhentroges über Westeuropa, der ein Höhentiefkern bei Schottland besitzt. Die
Kaltfront des Bodentiefs, dessen Zentrum unter dem Tief liegt, erreicht aktuell
den Westen und schwenkt recht rasch bis morgen früh ostsüdostwärts und erreicht
eine Linie Bodensee-Erzgebirge-Vorpommern. Im Vorfeld der Front und an der Front
haben sich teils kräftige, mitunter unwetterartige Gewitter gebildet. Die von
Rheinland-Pfalz zur Mitte ziehen und teils ziehen in der Nacht Gewitter von
Ostfrankreich nach Süddeutschland. Gegen Morgen formiert sich vom Hochrhein bis
zur Oberpfalz ein teils gewittriges Starkregenband. Nach den CD2-EPS-Ergebnissen
ist in der Nacht vor allem Hessen und Thüringen betroffen von gewittrigem
Starkregen sowie der äußerste Südwesten, wobei dort die Unwettergefahr am
größten ist. Im Laufe der Nacht schwächen sich die Gewitter in der Mitte meist
ab und im Süden dehnen sich die teils unwetterartigen Gewitter ins Donaugebiet
und ins Alpenvorland aus und erreichen in den Frühstunden den Bayerischen Wald.

Derweil nimmt der Wind im Nordwesten zu und bringt steife Windböen an der
Nordsee. Im Westen kann es auf den Bergen stürmische Böen geben.

Samstag ... verlagert sich das Zentraltief bis zum Abend zur nördlichen Nordsee,
wo es sich beginnt abzuschwächen. An der Südflanke des Troges hat sich an der
Frontalzone ein ausgeprägter Jet-Streak etabliert, der sich mit über 110 Kt in
300 hPa von Südwesten her über den Westen und Norden Deutschlands schiebt. Auch
im Bodenfeld legt der Wind noch um Einiges zu. Im Nordwesten gibt es auch im
Binnenland verbreitet stürmische Böen (Bft 8) aus Südwest, an der Nordsee sowie
auf einigen Mittelgebirgsgipfeln auch einzelne Sturmböen (Bft 9), exponiert kann
eine Bft 10 nicht ausgeschlossen werden. Steife Böen (Bft 7) gibt es auch bis
weit in die mittleren Landesteile hinein, davon ausgespart sind nur der äußerste
Osten und der Süden.
Die Kaltfront schleift zunächst noch über dem Südosten des Landes, so dass es
dort vormittags noch schauerartig verstärkt regnen kann, eventuell anfangs noch
begleitet von einzelnen Gewittern mit Starkregen. Von Frankreich her schiebt
sich aber ein Bodenhochkeil nach Süddeutschland, so dass die Kaltfront bis
mittags den äußersten Südosten überquert und die Regenfälle gegen Mittag
schwächer werden. Es besteht anfangs aber südlich der Donau und im Raum
Bayerischer Wald Starkregengefahr, wobei Unwettermengen nicht ausgeschlossen
werden können.
Im äußersten Norden wird in Trognähe etwas höhenkältere Luft wirksam (-15 Grad
in 500 hPa), so dass die Luftmasse dort labilisiert wird. Vor allem im
Küstenumfeld reicht das für einzelne Schauer oder auch kurze Gewitter, die dann
durchaus von Sturmböen begleitet werden können.
Im breiten Streifen zwischen den Küstenregionen und der Donau setzt sich dagegen
neben lockeren flachen Quellwolken zeitweise die Sonne durch und es bleibt
trocken. Von Westen her gelangt erwärmte Meeresluft nach Deutschland, so dass
die Temperaturen in 850 hPa nicht unter 9 Grad über der Deutschen Bucht und 14
Grad im Süden sinken. Das lässt immer noch sommerliche Höchstwerte zwischen 23
und 28 Grad erwarten, etwas kühler bleibt es lediglich an den Küsten und
eventuell bei länger bedecktem Himmel an den Alpen bzw. im bayerischen Wald.

In der Nacht zum Sonntag hat sich das Höhentief endgültig verabschiedet und
wurde vom umfangreichen Trog über West- bzw. Nordwesteuropa mit Drehzentrum
knapp östlich von Island quasi "absorbiert". Das Bodentief verlagert sich in den
Raum Bergen und schwächt sich etwas ab. Die nach wie vor sehr kräftige und recht
glatte südwestliche Höhenströmung über Deutschland nimmt eine leicht
antizyklonale Kontur an und auch im Bodenfeld verstärkt sich über Süddeutschland
der Hochdruckeinfluss. Somit bleibt der scharfe Druckgradient vor allem im
äußersten Norden aufrecht, während er über der Mitte etwas auffächert. Während
der Wind also im Binnenland auch tagesgangbedingt deutlich abnimmt, bleibt es im
äußersten Norden windig mit stürmischen Böen an den Küsten, im Nordseeumfeld
sowie auf dem Brocken auch noch einzelnen Sturmböen. Vor allem an der Nordsee
und in Schleswig-Holstein kann es auch noch einzelne Schauer oder eventuell auch
ein kurzes Gewitter geben.
Im großen Rest des Landes steht aber eine wettertechnisch ruhige Nacht an.
Während es ganz im Süden und auch Richtung Küsten bewölkt bleibt, ist es sonst
locker bewölkt, teils auch klar. Dabei kühlt es auf 16 bis 9 Grad.

Sonntag ... schwenkt der Langwellentrog über Westeuropa nur langsam ostwärts und
erreicht mit seiner Achse die Biskaya. Die nach wie vor sehr kräftige
südwestliche Höhenströmung über Deutschland steilt dadurch etwas auf, wobei sich
durch WLA ein flacher Rücken über dem östlichen Mitteleuropa aufwölbt. Die etwas
höhenkältere Luft im Nordwesten könnte noch für einzelne Schauer im
unmittelbaren Küstenbereich der Nordsee ausreichen (es wird ein wenig Cape
simuliert), meist bleibt es aber trocken. Von Warnrelevanz bleibt aber nach wie
vor der Wind. Ausgehend vom allmählich nach Mittelskandinavien ziehenden
Bodentief reicht ein Trog über Südnorwegen südwestwärts bis zur Nordsee. An
dessen Südflanke fächert der Gradient zunächst kaum auf, obwohl über
Süddeutschland bereits wieder schwacher Druckfall einsetzt. So gibt es an der
Küste vor allem an der Nordsee noch einige 8er Böen und im angrenzendem
Binnenland einzelne steife Böen aus Südwest. Erst zum Abend hin lässt der Wind
wieder nach.

Im Großteil des Landes dominiert aber Hochdruckeinfluss und es scheint zunächst
meist die Sonne. Vor allem in die Südhälfte wird von Südwesten her wieder eine
wärmere und auch instabilere Luftmasse advehiert, vorderseitig des Troges über
Westeuropa wird vor allem über Frankreich auch dynamische Hebung simuliert. Zum
Abend hin sollte es im Südwesten Deutschlands bereits für einzelne teils
kräftige Gewitter (Unwetter können nicht ganz ausgeschlossen werden) reichen,
was ICON, EZMW oder auch GFS andeuten. Die Temperatur in 850 hPa liegt im
äußersten Nordwesten um 8 Grad, während sie im Südosten wieder auf bis zu 18
Grad steigt. Das lässt Höchstwerte zwischen 22 und 28 Grad in der Nordwesthälfte
und bis 30 Grad im Südosten erwarten.

In der Nacht zu Montag nähert sich der Westeuropäische Trog etwas an, ohne dass
sich die Geopotentialkonfiguration über Deutschland merklich ändert. Im Süden
und später im Raum Erzgebirge entwickeln sich in feucht-labiler Luft weiterhin
Gewitter bzw. es fällt konvektiv durchsetzter Starkregen, im Nordwesten und der
Mitte bleibt es, mit Ausnahme des Nordseeumfelds, trocken und teils klar. Das
sich der von Südskandinavien zur Nordsee weisende Bodentrog etwas abschwächt
fächert auch der Gradient über dem Nordwesten etwas auf, so dass der Wind
schwächer wird.

Montag ... erreicht der westeuropäische Höhentrog mit seiner Achse bis zum Abend
Mittelfrankreich. Über dem Süden Deutschlands wird die wellende Kaltfront wieder
nach Südosten geführt und so kann es im gesamten Südosten teils gewittrigen
Regen geben, der örtlich das Starkregenkriterium erfüllt. Andauernde
Kaltfluftadvektion lässt über Deutschland einen schwachen Hochkeil entstehen,
der von der Mitte langsam nach Süddeutschland schwenkt. So gibt es in der von
Westen einströmenden frischen Atlantikluft eine Mischung aus Wolken und
Sonnenschein und zunächst ist es meist trocken. Gegen Abend kommen durch die
Trogvorderseite im Westen und Nrodwesten einzelne Schauer oder Gewitter auf.
Nach GFS würden die Schauer sogar den gesamten Westen und Norden erfassen.
Die Höchstwerte liegen meist nur noch zwischen 22 Grad im Emsland und 27 Grad in
der Lausitz. An der Nordsee sorgt der anfangs noch frische bis starke West- bis
Südwestwind teils nur für 20 Grad. An der Westküste Schleswig-Holsteins sind
nach ICON 8er Böen möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren großräumig eine ähnliche Entwicklung.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden