DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-08-2019 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.08.2019 um 10.30 UTC



Wechselhaft, an der Nordsee am Wochenende zeitweise Sturmböen, im Süden und
Südosten Gewitter bis hin zum Unwetter. Anfangs noch sommerlich warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 12.08.2019


Am Donnerstag liegt Deutschland im Bereich der Frontalzone. Ein darin
eingelagerter breiter Trog überquert dabei das Vorhersagegebiet. Dieser sorgt im
Küstenbereich für Schauer und kurze Gewitter, wobei die warme
Meeresoberflächentemperatur konvektionsverstärkend wirkt. An den Alpen
entwickeln sich im Tagesverlauf einzelne und zum Teil kräftige Gewitter.
Ansonsten führt schwacher Hochdruckeinfluss zu großräumigen Absinken.
Am Freitag gelangt Deutschland an die Vorderseite eines sich Westeuropa
nähernden Troges. Der diesem Trog vorgelagerte Keil greift dabei auf Deutschland
über. In dessen Bereich gelangt von Westen und Süden her merklich wärmere Luft
nach Deutschland, was in diesen Gebieten mit Hilfe der Sonne die Temperatur auf
deutlich über 30 Grad steigen lässt.
Am Samstag schwenkt die Achse des Keils nach Polen. Der vor Westeuropa liegende
Trog weitet sich nach Süden in Richtung Kanaren aus, ein erster kurzwellige
Anteil schwenkt über die Nordsee hinweg nordostwärts, ein zweiter Kurzwellentrog
folgt am Sonntag. Das mit dem Haupttrog korrespondierende kräftige Bodentief
verlagert sich vom Raum Schottland in die Nordsee. Dessen Kaltfront greift am
Samstag schleifend von Nordwesten her auf Deutschland über. Präfrontal, d.h. vor
allem im Süden und Osten, können sich in der Warmluft subtropischen Ursprungs
Gewitter bis hin zum Unwetter entwickeln. Zuvor sind dort noch einmal
Temperaturmaxima deutlich über 30 Grad vorstellbar. Am Sonntag und
wahrscheinlich auch noch in der Nacht zum Montag verbleibt die Front schleifend
über dem Süden Deutschlands, wobei die Bildung von Wellen nicht ausgeschlossen
werden kann. Im Schelfbereich der Front, d.h. möglicherweise bis in den
Mittelgebirgsraum hinein, setzt länger andauernder Regen ein, der in Richtung
Alpen und nach Süden hin mit Gewittern durchsetzt ist. Unwetterartige
Regenmengen sind dabei nicht auszuschließen.
Am Wochenende frischt, bedingt durch die o.g. Kurzwellentröge, der Wind auf, so
dass zeitweise stürmische, in exponierten Küstenlagen auch Böen bis Sturmstärke
auftreten können.
Am Montag erreicht der Haupttrog Frankreich und rückt rasch nach Osten vor.
Rückseitig schiebt sich ein Bodenhochkeil nach Deutschland. Die bisherige
feuchtlabile Luftmasse sollte hierdurch nach Polen und zu den Alpen abgedrängt
werden. Nachfolgend setzt ein merklicher Temperaturrückgang ein.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verbleibt Deutschland unter
der leicht mäandrierenden relativ zonal ausgerichteten Frontalzone., was eine
von Nord nach Süd gerichtete ausgeprägte Temperaturstaffelung zur Folge hat. Zur
Wochenmitte hin dürfte sich dann auch wieder eine leichte Erwärmung bemerkbar
machen. Insgesamt bleibt es dabei jedoch wechselhaft.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den gestrigen
Läufen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis
dahin nicht ableiten. Am Montag ergeben sich hinsichtlich der Phasenlage der
Tröge deutlichere Unterschiede, die auf ein längeres Schleifen der Kaltfront
(und damit höhere Niederschlagssummen) und einen eher etwas verzögert
einsetzenden Temperaturrückgang zu Beginn der neuen Woche hindeuten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum kann von Konsistenz keine Rede
mehr sein. So hatten die beiden gestrigen Simulationen einen auf Westeuropa
übergreifenden (und möglicherweise sogar austropfenden) Trog im Programm, was
über Deutschland teils heftige Niederschläge bis hin zum Unwetter zur Folge
hätte. Der aktuelle Lauf lässt von diesem Trog nur noch eine zyklonale
Westströmung übrig.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung. Bereits ab Freitag ergeben sich Unterschiede. GFS lässt
den o.g. Keil bis Freitagmittag bereits auf Polen übergreifen, was eine
gegenüber EZMW und ICON um annähernd 1000 km nach Osten verschobene Keilachse
bedeutet. Dies ist als Resultat einer beim GFS kräftigeren und weiter östlich
ansetzenden Zyklogenese zu sehen. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes
folgt dagegen eher der EZMW-ICON-Variante. Demzufolge setzt nach GFS der von
Nordwesten beginnende Temperaturrückgang auch bereits deutlich früher, d.h. ab
Samstag, ein.
Ab Sonntag ergibt sich nach allen Modellen eine mehr oder weniger zyklonale
Westlage, wobei sich für Dienstag ein leichter Zwischenhocheinfluss abzeichnet.
Dieser hat nach dem kanadischen Modell am längsten Bestand und wird nach GFS am
raschesten abgebaut. EZMW hält zumindest im Süden dann noch schwachen
Hochdruckeinfluss aufrecht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Entwicklung. Demnach wäre im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum sogar eine Drehung der Strömung
auf Nordwest vorstellbar, was zumindest im Norden und Westen dann auf einen eher
kühlen Witterungsabschnitt mit unternormalen Temperaturen hinauslaufen würde.
Der Spread des Ensembles ist dabei relativ gering. Dabei zeichnet sich ein sehr
wechselhafter Wettercharakter mit häufigen Niederschlägen, die im Bergland zum
Teil längere Zeit andauern können, ab.
Das EPS des EZMW zeigt ebenfalls eine zyklonale Westlage, wobei etwas länger als
beim deterministischen Lauf noch eine west- südwestliche Komponente bestehen
bleibt. Die beim Clustering angebotenen Szenarien ergeben keine signifikanten
Unterschiede. Für eine verstärkte Niederschlagstätigkeit werden einige, wenn
auch schwache Signale geboten. Mit Schwankungen, die aus der mäandrierenden
Strömung resultieren, weist der Temperaturtrend ab dem Wochenende stetig und
nach Südosten hin etwas verzögert hin zu tieferen Werten. Signale für kräftige
Niederschläge vor allem zu den Alpen hin sind zwar zu finden, aber eine
ausgeprägte Dauerregenlage zeichnet sich nicht ab.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag sind im Küstenbereich einzelne kurze Gewitter zu erwarten. Auch an
den Alpen entwickeln sich im Tagesverlauf Gewitter, die kräftiger ausfallen;
Unwetter sind jedoch unwahrscheinlich. Am Freitag ist die Wahrscheinlichkeit für
Gewitter an den Alpen geringer als am Donnerstag. In der Nacht zum Samstag
greift jedoch in Verbindung mit einer Kaltfront auf den Nordwesten und Westen
schauerartiger Regen über; eingelagerte Gewitter und Starkregen sind nicht
auszuschließen.
Am Wochenende kommt die Kaltfront schleifend und nur sehr zögernd weiter
südostwärts voran. Daher können sich am Samstag in der Warmluft, d.h. im Süden
und Südosten, erneut Gewitter entwickeln. Dabei sind Unwetter durch größeren
Hagel, schwere Sturmböen und auch heftigen Starkregen wahrscheinlicher als
bisher. Auch in Nordseenähe muss mit einzelnen, aber deutlich schwächeren
Gewittern gerechnet werden.
Am Sonntag entwickeln sich im Südosten und an den Alpen erneut Gewitter, wobei
weiterhin Unwettergefahr besteht. In der Nacht zum Montag wird die Kaltfront
wahrscheinlich rückläufig, wodurch von Gewittern durchsetzter kräftiger Regen
nordwärts bis auf den Mittelgebirgsraum ausgreifen kann. Unwetter sind auch dort
nicht auszuschließen.
Im Nordwesten und Norden frischt der Wind auf, an der Nordsee besteht dabei
zeitweise die Gefahr von Böen bis Sturmstärke.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann