DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-08-2019 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 03.08.2019 um 10.30 UTC



Unbeständige Westlage mit teils schweren Gewittern.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 10.08.2019


Zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag befindet sich Deutschland auf der
Vorderseite eines Höhentiefkomplexes über Irland und Großbritannien. Dabei wölbt
sich von Afrika ein schwacher Rücken in Richtung Skandinavien auf. Eine am
Montag bereits auf Deutschland übergegriffenes und teilokkludiertes
Frontensystem verlässt Deutschland rasch nach Osten. Die dazugehörige Kaltfront
bleibt aber etwa über der Mitte Deutschlands fast schleifend liegen. Nördlich
der zu wellen neigenden Kaltfront befinden sich 850 hPa Temperaturen um 8 Grad,
südlich jedoch steigt es bis auf 15 Grad an. In diesen feuchten und warmen
Luftmassen bleibt es potenziell instabil. Gewitter sollten aber bei dem
vorherrschenden Absinken wohl nur mit orografischer Unterstützung möglich sein.

Nach dem nach Osten abgezogenen Randtrog/ Frontensystem formiert sich ausgehend
von dem fast quasi stationären Höhentief über den Britischen Inseln, über der
Biskaya ein neuer Randtrog. Dieser greift in der Nacht zu Mittwoch auf die
westlichen Grenzen von Deutschland über. Entlang der Frontalzone wird eine recht
kräftige Hebung simuliert, auch eine vorlaufende Konvergenz wird vom IFS
angedeutet. Es gelangen noch mal ein Schwall feuchtwarmer Luftmassen in den
Süden mit 850 hPa Temperaturen bis 18 Grad. Gewitter bis in den Unwetterbereich
sind dabei nicht ausgeschlossen.

Am Mittwoch hat sich aus der Frontalzone, die anfangs mittig über Deutschland
lag eine nennenswerte Welle entwickelt. Die dazu gehörige Warmfront greift auch
auf den Norden Deutschlands über. Die Welle zieht bis zum Abend ostwärts ab.
Derweil entwickelt sich über der Biskaya ein neuer Randtrog der die Entwicklung
einer neuen Welle entlang der Luftmassengrenze bzw. über Frankreich begünstigt.
Über dem Süden Deutschlands hält sich die schleifende Luftmassengrenze, die dort
wiederholt für kräftige und gewittrige Niederschläge sorgt. In den
Wahrscheinlichkeitsfeldern des IFS gibt es auch Hinweise auf eine markante
Dauerregenlage (40 mm in 48 h).
In der Nacht zu Donnerstag rückt der Trog weiter nach Osten vor und die
Anströmung steilt wieder etwas auf. Somit gelangen erneut feuchtwarme Luftmassen
nach Deutschland.

Am Donnerstag verlagert sich das vorher fast ortsfeste Höhentief von den
Britischen Inseln über der Nordsee in Richtung Norddeutschland. Dabei sollen
sich niedertroposphärisch kühle und trockene Luftmassen aus dem Norden unter die
feuchtwarmen Luftmassen schieben, was mit Sicherheit nicht ohne imposanter
Lightshow auskommt. In der Nacht zu Freitag greift das Höhentief auf
Norddeutschland über, wobei die "Kaltluftzufuhr" erst mal bestehen bleibt. Im
Norden sinken die 850 hPa Temperaturen auf Werte um 6 Grad, während es im Süden
nur noch Werte bis 10 Grad sind.

Am Freitag gestaltet sich das Wettergeschehen im Zeichen des abziehenden Troges
und der eingeflossen, höhenkalten Luft. Vermehrt werden vor allem im Norden und
Osten gewittrige Schauer auftreten. Über dem Atlantik nähert sich vom mittel
atlantischen Ozean ein neues veritables und hochreichendes Tief. Auf dessen
Vorderseite wölbt sich von Spanien bis Island ein Rücken auf. Dieser greift in
der Nacht zu Samstag auf Deutschland über und soll sich am Samstag direkt über
Deutschland befinden. Flankiert wird der Rücken von jeweils einem hochreichenden
Tief westlich von Irland und über Weißrussland.

Lange soll sich der Rücken aber nicht über Deutschland halten. Ausgehend von dem
atlantischen Höhentief formieren sich immer wieder Randtröge, die den Rücken
überlaufen und für ein eher unbeständiges Wetter sorgen sollen. Insgesamt wird
es aber wieder deutlich wärmer, im Süden auch heiß.


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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Großen und Ganzen stimmen die Prognosen der Vorläufe mit dem aktuellem IFS
Lauf überein. Es bleibt bei einer vorwiegend westlichen Strömung, bei der immer
mal wieder "Störungen" auf Europa übergreifen. Dabei ergeben sich natürlich
gewisse Unsicherheiten, wann genau ein Randtrog oder Front auf Deutschland
übergreift.

Es gibt geringe Wahrscheinlichkeiten, dass kommenden Mittwoch und Donnerstag
(48h) entlang einer schleifenden Frontalzone mehr als 40 mm an den Alpen bzw.
Südostdeutschland fallen.
Wind dürfte außerhalb von Gewittern auch weiterhin keine große Rolle spielen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON stimmt recht gut mit dem aktuellen IFS Lauf überein. GFS jedoch weicht ab
etwa Donnerstag immer mehr vom IFS ab. GFS lässt das Höhentief etwas eher und
mit einer nördlicheren Laufbahn nach Osten abziehen. Dafür setzt das neue
Höhentief am Boden eine kräftige Zyklogenese in Gang, sodas Samstag 00 UTC ein
995 hPa Bodentief über England zu finden ist und für starke bis stürmische Böen
auch über Deutschland sorgt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Offenbacher Plume ist der Spread im 850 hPa Temperaturfeld bis Donnerstag
recht eng. Im 500 hPa Potenzial bleibt er sogar recht eng bis einschließlich
Samstag. Nachfolgend gibt es viele teils stark differierende Lösungen. Ein
ähnliches Bild ist auch beim GFS zu erkennen.

In der Clusteranalyse des IFS gibt es nur einem Cluster im Zeitbereich 120 - 168
h.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Neben dem fast täglich recht hohen Risikos vor mäßigen bis schweren Gewittern
gibt es nur schwache Signale für eine 48-stündige Dauerregenlage am Alpenrand.
Wahrscheinlich werden aber nur mit Gewittern mit Starkregen die Mengen erreicht
werden. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 20% für mehr als 40 mm in 48h.

Hinweise im EFI gibt es nicht.

An sich ist eine weitgreifende Windlage im Mittelfristzeitraum eher
unwahrscheinlich, jedoch gehen die 6h Max Böen des IFS Ensemble am Donnerstag
hoch bis auf 30 m/s. Anscheint gibt es doch ein paar Lösungen die auf Sturm
stehen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, MosMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher