DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-08-2019 07:01
SXEU31 DWAV 030800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 03.08.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNa
Heute im Osten und Südosten sowie in Teilen der Mitte Gewitter mit Starkregen;
Unwetter vor allem nach Südosten hin nicht ausgeschlossen. Am Sonntag in Oder-
und Neißenähe sowie zum Bayerischen Wald hin noch einmal leichte
Gewitterneigung. Am Montag Gewitter wieder wahrscheinlicher als am Wochenende,
aber nur geringe Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Samstag... liegt Deutschland an der Ostflanke eines blockierenden Höhenkeils,
der sich von Frankreich bis nach Grönland erstreckt. Über Osteuropa liegt ein
Langwellentrog, was über Deutschland eine steile nord- nordwestliche Strömung
ergibt. Ein in diese Strömung eingelagertes und sich allmählich auffüllendes
Höhentief, das am besten im 700 hPa-Niveau ausgeprägt war, wurde über das
Vorhersagegebiet südostwärts gesteuert. Dies erklärt (im Zusammenwirken mit der
Orografie) die kräftigen Niederschläge im westlichen Bergland.
Durch den o.g. Keil wird ein schwaches Bodenhoch gestützt, das mit Abzug des
Höhentiefs zusehends seinen Einfluss auf Deutschland ausweitet. Im Osten und
Südosten ist aber die Strömung noch sehr zyklonal geprägt, weitere, nach
Süd-Südost ablaufende Kurzwellentröge generieren etwas Hebung. Zudem ist die
Schichtung dort labil; CAPE erreicht etwa 500 J/kg und der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser ca. 25 mm. Daher können im Osten und Südosten sowie in
Teilen der Mitte heute erneut Gewitter ausgelöst werden. Dabei besteht Gefahr
von Starkregen. Vor allem nach Südosten hin, wo die Orografie aufgrund der
steilen nordwestlichen Anströmung am wirksamsten ist, können Unwetter nicht ganz
ausgeschlossen werden.
Längere sonnige Abschnitte sind am ehesten ganz im Nordosten sowie, bedingt
durch den zunehmenden antizyklonalen Einfluss, auch im Südwesten zu erwarten. In
diesen Gebieten erreichten die Tageshöchsttemperaturen Werte um 25 Grad.
Ansonsten sind 18 bis 23 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Sonntag weitet der Bodenkeil seinen Einfluss auf Deutschland
aus. Die Konvektion sollte daher alsbald in sich zusammenfallen. Bei geringen
Luftdruckgegensätzen klart es verbreitet auf, so dass sich dort, wo es zuvor
viel geregnet hat, Nebel bilden kann.

Sonntag... greift der Keil unter Abflachung auf Deutschland über. Das Bodenhoch
(sofern sich dieses noch auffinden lässt) behält seinen Einfluss auf unser
Wettergeschehen. Die Reste feuchtlabiler Luft (mit den o.g. Parametern) werden
in den äußersten Osten abgedrängt, so dass sich im Tagesverlauf in Oder- und
Neißenähe sowie vielleicht noch einmal über dem Bayerischen Wald einzelne
Gewitter entwickeln können. Unwetter sind dabei unwahrscheinlich.
Abgesehen vom Nordwesten und Norden, wo aufgrund der Nähe zur Frontalzone teils
mehrschichtige Wolkenfelder (ohne nennenswerte Niederschläge) durchziehen) sind
längere sonnige Abschnitte zu erwarten. Zudem gelangt von Westen und Südwesten
her advektiv wieder wärmere Luft nach Deutschland. Dies lässt die Temperaturen
auf 24 bis 28, in tieferen Lagen Südwestdeutschlands bis 30 Grad steigen.
Lediglich ganz im Norden sowie im höheren Bergland wird es mit 19 bis 23 Grad
noch nicht so warm.
In der Nacht zum Montag überquert der Keil Deutschland nach Osten hin. Über dem
Atlantik ist bereits zuvor eine Zonalisierung erfolgt. Ein in der Zonalströmung
eingelagerter breiter Trog, der von einem Zentraltief nordwestlich von Irland
ausgeht, nähert sich Westeuropa. Warmluftadvektion lässt teils mehrschichtige
Bewölkung auf Deutschland übergreifen, ohne dass nennenswerte Niederschläge
fallen. Die Nebelneigung ist daher gering.

Montag... stellt sich über Mitteleuropa eine westliche Strömung ein, die die
zunächst noch antizyklonal geprägt ist. Im Tagesverlauf beginnt die Strömung auf
West-Südwest zu drehen. Mit dieser Strömung wird wieder feuchtere und vor allem
labilere Luft herangeführt. CAPE steigt dabei bis etwa 500 J/kg, der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser auf 30 bis etwa 35 mm. Die Auslösetemperatur sollte im
größten Teil Deutschlands mühelos erreichbar sein. Lediglich an den Alpen macht
sich eine leicht föhnige Komponente bemerkbar, was dort etwas Austrocknung und
eine Anhebung des Kondensationsniveaus auf mehr als 2000 m bewirkt.
Folglich können sich wieder vermehrt Gewitter entwickeln, wobei sich noch kein
Schwerpunkt der Gewittertätigkeit ausmachen lässt. Hierzu ist die Hebung noch zu
unsortiert. Am ehesten dürften die Gewitter über den Mittelgebirgen in Gang
kommen. Aufgrund der zunehmenden Strömung kommt mehr Dynamik mit ins Spiel, was
an der zunehmenden Scherung (sowohl hochreichend als auch niedertroposphärisch)
deutlich wird. Dabei zeichnet sich eine rasche Verlagerung der Konvektionszellen
ab, so dass Starkregen bis in den Unwetterbereich hinein eher unwahrscheinlich
ist. Allerdings sind dann stürmische oder gar Sturmböen wieder wahrscheinlicher.
Gegenüber Sonntag ändern sich die Temperaturen nur unwesentlich.
In der Nacht zum Dienstag nähert sich die Kaltfront des nunmehr vor Schottland
liegenden Zentraltiefs. Aufgrund der noch etwas rückdrehenden Strömung geht dies
schleifend vonstatten, wodurch vor allem in Nordseenähe kräftigere Niederschläge
aufkommen. Zuvor erfolgt ein Einschub labilerer Luft, so dass vor allem an der
Nordsee, mit etwas geringerer Wahrscheinlichkeit auch an der Ostsee Gewitter mit
Starkregen einhergehen können. Dabei wirken die hohen
Meeresoberflächentemperaturen konvektionsverstärkend.
Über dem Süden beginnt die Strömung vermehrt zu mäandrieren, was dort verstärkt
Hebung generiert. Hierdurch setzt dann im Süden und dort vor allem zu den Alpen
hin und auch aus den Alpen heraus, d.h. dort, wo es am Tag zuvor relativ ruhig
blieb, hochreichende Konvektion bis hin zu Gewitter ein. Ansonsten dürfte es
weitgehend niederschlagsfrei bleiben.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung.
Prognoserelevante Unterschiede lassen sich kaum ableiten. So ist allenfalls bei
EZMW(12) und auch bei GFS am Montag und vor allem in der Nacht zum Dienstag eine
leicht antizyklonalere Ausprägung erkennbar. Denkbar wäre es demnach, dass die
Gewittertätigkeit am Montag und in der Nacht zum Dienstag gegenüber ICON etwas
gedämpfter erfolgt und sich wahrscheinlich auf die Mittelgebirgsregionen
beschränkt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann