DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-07-2019 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 30.07.2019 um 10.30 UTC



Unbeständige Westlage mit heiteren Abschnitten. Warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.08.2019


Am Freitag zu Beginn des Mittelfristzeitraumes befindet sich fast ganz Europa im
Einflussbereich einer zyklonal geprägten Westlage. Ein Trog über Nordosteuropa
erstreckt sich nahezu zonal bis zur Nordsee. Am Boden (aber auch in der Höhe zu
sehen) befindet sich ein schwaches Tief über der Nordsee, das langsam auf
Nordwestdeutschland übergreift und sich dabei weiter abschwächt.

Über dem Atlantik nähert sich ein Langwellentrog Europa an. Auf dessen
Vorderseite wölbt sich ein Höhenrücken von Spanien in Richtung Britische Inseln
auf. Im Laufe des Freitags kräftigt sich der Rücken noch etwas und verlagert
sich nach Osten. Der osteuropäische Trog zieht sich mit dem nährenden Rücken
nach Osten zurück, und auch das schwache hochreichende Tief über
Nordwestdeutschland ist nur noch als schwaches Residuum zu erkennen. Es sorgt
aber weiterhin noch für stärkere Hebungsprozesse und dem nach zu starker
Bewölkung und schauerartig verstärkte und teils gewittrige Regenfälle in weiten
Teilen von Deutschlands. Die 850 hPa Temperaturen befinden sich in einem Bereich
zwischen 8 Grad im Norden und bis zu 14 Grad im Süden.

In der Nacht zu Samstag verlagert sich das Tief über Deutschland weiter nach
Osten, wobei es am Boden kaum noch zu erkennen ist. Gleichzeitig setzt mit
steigenden Druck Absinken ein und die Bewölkung sollte, von Südwesten her,
auflockern.

Am Samstag greift der Höhenrücken unter Verkleinerung seiner Amplitude auf
Mitteleuropa über. Auch der atlantische Trog nähert sich Westeuropa langsam an.
Das dazugehörige okkludierte Frontensystem überschreitet in der Nacht zu Sonntag
die Westküste Frankreichs. Ein hochreichendes Teiltief soll sich dabei über
Großbritannien abspalten und im Laufe des Sonntags über der Nordsee auf
Nordwestdeutschland übergreifen. Vorderseitig kommt es zu kräftiger Hebung, vor
allem entlang der Nordseeküste gibt es auch stärkere Niederschlagssignale. Aber
auch kräftige und bis in den Unwetterbereich neigende Gewitterentwicklungen sind
vor und entlang des teilokkludierten Frontensystem, das in der zweiten
Tageshälfte auf Deutschland übergreift, wahrscheinlich.

Der Höhenrücken baut sich derweil ab, nur über Südeuropa ist noch ein sehr
flacher Rücken zu erkennen. Über Deutschland hat sich erneut eine sehr flache
Druckverteilung etabliert. Das über Großbritannien abgespaltete Teiltief
verlagert sich langsam in Richtung Süddeutschland und ist ausgangs der Nacht zu
Montag nicht mehr zu erkennen.
Am Montag sieht synoptische Lage wieder so aus wie zu Beginn der Mittelfrist.
Ein mehr oder weniger hochreichendes Tief über Deutschland gestaltet das Wetter
wechselhaft. Auf der Vorderseite des quasi stationären hochreichenden Tiefs
nördlich von Irland wölbt sich erneut ein Höhenrücken von Spanien in Richtung
Großbritannien. Identisch ist die Lage aber nicht. Der Rücken ist deutlich
stärker ausgeprägt und greift im Laufe des Tages bis zur Nordsee über.
Eine stabile Hochdrucklage ist dennoch nicht in Sicht. Der Rücken soll Dienstag
noch über Deutschland für Absinken und verbreitet für heitere Verhältnisse
sorgen. In der Nacht zu Mittwoch greift aber ausgehend von dem hochreichendem
atlantischen Tief ein Randtrog auf West und Mitteleuropa über.

Nachfolgend stellt sich wieder eine zyklonal geprägte zonale Wetterlage ein. Es
bleibt mit Sicherheit unbeständig. Das Tief über dem Atlantik soll bis zum Ende
des IFS Laufs quasi stationär nördlich von Irland verharren.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Samstag simulieren der gestrige und der aktuelle IFS Lauf ein ähnliches
Szenario. Nachfolgend jedoch ergeben sich größere Unterschiede, die sich am Ende
der Mittelfrist damit äußern, dass sie komplett phasenverschoben sind. Am Montag
simulierte der gestrige Lauf einen Trog über Westeuropa, der aktuelle hat
hingegen einen Keil, der am Dienstag auf Mitteleuropa übergreifen soll. Das
Temperaturniveau bleibt aber ähnlich, da die 850 hPa Temperaturen in beiden
Varianten um die 10 Grad Isotherme pendelt.

Hinweise auf eine Dauerregen- oder Sturmlage gibt es nicht. Gewitter mit
Unwetterpotenzial sind in der weitgehend zyklonal geprägten Westlage aber nicht
ausgeschlossen.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


An sich simulieren die betrachteten Globalmodelle die Entwicklung der Wetterlage
ähnlich. Das Teiltief, dass sich am Sonntag abspalten soll wird nicht von den
anderen Modellen getragen. ICON hat zwar ebenfalls eins, aber an einer anderen
Stelle.
Auch wenn der synoptische Ablauf ähnlich ist, gibt es Unterschiede in dem
zeitlichen Ablauf oder einfach darin, das bei einem Modell der Höhenrücken
stärker oder schwächer simuliert wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In den Offenbacher Plumes des IFS ist bis Samstag ein recht enger Spread in der
850 hPa Temperatur und 500 hPa Potenzialfeld zu sehen. Nachfolgend öffnet sich
der Spread deutlich.
In der Verteilung des GFS ist ein ähnliches Muster zu erkennen.

In den Zeitbereichen 72 - 96 h, 120 - 168 h sowie 192 - 240 h gibt es jeweils
nur einen Cluster. Die zonale Westlage wird uns wohl noch ein wenig erhalten
bleiben.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im EFI und in den probabilistischen Verfahren gibt es keine Hinweise auf
markante Wetterereignisse.

Jedoch muss man immer mal wieder mit kräftigen und bis in den Unwetterbereich
reichenden Gewittern gerechnet werden. Strichweise sind auch
Starkregenereignisse nicht ausgeschlossen.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher