DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-07-2019 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.07.2019 um 10.30 UTC



Unbeständig und teils gewittrig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 04.08.2019


Am Mittwoch, zu Beginn des Mittelfristzeitraumes befindet sich Deutschland im
Einflussbereich eines hochreichenden Tiefs über den Britischen Inseln. Eine
dazugehörige Kaltfront ist bereits in der Nacht zu Mittwoch auf Deutschland
übergegriffen und sorgt vor allem im Südwesten für 850 Temperaturen unter 10
Grad. Im Nordosten und Osten hält sich aber noch deutlich feuchtere und wärmere
Luft die auch zu Gewittern neigt mit 850 Temperaturen 12 bis 14 Grad.

An der am Tage langsam nach Osten ziehende Kaltfront wird Hebung simuliert und
auch ein schwacher Jet ist an der Südflanke des Höhentiefs zu erkennen. Auch
Scherung, Cape und die PPWs weisen auf einen interessanten Luftmassenaustausch
mit Gewittern bis in den Unwetterbereich hin.
Gleichzeitig verlagert sich das britische Tief langsam in Richtung
Nordsee/Niederlande.

Die Kaltfront zieht in der Nacht zu Donnerstag allmählich ostwärts ab. Im Süden
können sich die kühleren Temperaturen nicht halten, da immer noch auf der
Vorderseite des Tiefs die Anströmung auf Südwest bis Süd ist. Somit gehen die
850 hPa Temperaturen wieder auf Werte um und über 10 Grad hoch (im Süden).
Insgesamt ist die Luftmasse aber trockener. An den Alpen hält sich am längsten
die feucht-milden Luftmassen, so das neben Gewittern auch Stauniederschläge
nicht ausgeschlossen sind.

Am Donnerstag hat sich das ehemalige britische Tief weiter aufgefüllt und
verlagert sich allmählich nach Nordwestdeutschland. Vor allem dort und
eigentlich in der ganzen Nordhälfte bleibt es wechselnd bis stark bewölkt und es
kann immer mal wieder zu Schauern oder auch kurzen Gewittern kommen. Am Boden
ist über Deutschland ein großer Tiefdruckkomplex mit mehreren Kernen und
geringen Luftdruckunterschieden zu erkennen. Von Afrika her wölbt sich zwar ein
flacher Höhenkeil auf. Über Süddeutschland ist aber nur eine schwache
antizyklonale Krümmung zu erkennen.

Über dem Atlantik entwickelt sich derweil ein neuer ausgeprägter
Langewellentrog. Auf dessen Vorderseite wölbt sich am Freitag ein Höhenkeil von
Spanien aus in Richtung Britische Inseln. Das ehemalige veritable Höhentief über
den Britischen Inseln ist nur noch als Residuum über Nordwestdeutschland zu
erkennen. Es bleibt unbeständig und auch einzelne Gewitter können nicht
ausgeschlossen werden.

Am Samstag soll der sich über Westeuropa aufwölbende Höhenkeil unter Verkürzung
seiner Amplitude langsam auf Mitteleuropa übergreifen. Dabei gelangen auch
wieder etwas wärmer Luftmassen zu uns, die unter Absinken geraten.

Am Sonntag jedoch sollte der ehemals variable Trog, nun ein eher verkümmertes
hochreichendes Tief, von den Britischen Inseln langsam auf Deutschland
übergreifen. Dies ist aktuell aber noch sehr unsicher.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt unser Wettergeschehen eher zyklonal
geprägt, wechselhaft und nicht allzu warm/heiß.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Groben simulieren die Vorläufe und der aktuelle IFS Lauf ein ähnliches
Szenario. Eine mehr oder weniger ausgeprägte Zonalisierung, die von Randtrögen
gestört wird. Ein Unterschied zu gestern jedoch ist das, das hochreichende Tief
über den Britischen Inseln sich etwas schneller auffüllt und bereits am
Donnerstag in Richtung Nordsee bzw. Nordwestdeutschland als Residuum verlagert.
An der Vorhersage wird sich nicht viel ändern. Es wird mäßig warm und
unbeständig werden.

Hohe Niederschläge werden weiterhin nicht erwartet, jedoch kann es strichweise
durch eingelagerte Gewitter zu Starkregenereignissen kommen. Eine Sturmlage ist
nicht in Sicht. In Verbindung mit Gewittern können aber Sturmböen oder auch mehr
auftreten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Wie auch gestern gibt es Diskrepanzen wie sich das hochreichende Tief über den
Britischen Inseln entwickelt. Nachdem IFS sich etwas mehr den gestrigen Läufen
(GFS) angepasst hat, sehen GFS und auch ICON die Abschwächung des Tiefs noch mal
schneller als IFS heute. Zum Wochenende hin gleichen sich die Modelle aber
wieder an.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In den IFS Plumes für Offenbach ist zu erkennen, dass der Haupt- und der
Kontrolllauf am kommenden Wochenende in der 850 hPa Temperatur- und 500 hPa
Potenzialfeld am oberen Rand der Verteilung liegen. Der Verlauf des GFS
Hauptlauf scheint dagegen etwas im Median zu liegen.

Es gibt wieder nur einen Cluster im Zeitbereich 120 bis 168h.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


In der Nacht zu Mittwoch und am Mittwoch könnten mit Kaltfrontpassage schwere
Gewitter auftreten. Sonst gibt es quasi an fast allen Tagen ein gewisses
Potenzial für Gewitter.

Ansonsten gibt es weder im EFI noch in den probabilistischen Verfahren Hinweise
auf markante Ereignisse.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EFI, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher