DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-07-2019 17:01
SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.07.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Leicht abnehmende Temperaturen, Ab Freitag zunehmende Labilität im Südwesten mit
erhöhten Unwetterrisiko vor Starkregen und Hagel.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland noch im Einflussbereich eines ausgeprägten
Höhenkeils, der sich von Afrika bis nach Skandinavien erstreckt. Im Westen und
Osten des Keils befinden sich Langwellentröge, die den Keil immer mehr "in die
Zange" nehmen. Auch am Boden ist ein Hoch zu erkennen, dessen Schwerpunkt
verlagert sich mit Annäherung einer Tiefdruckrinne von Westen aber zunehmend in
der Nacht zu Freitag in Richtung Nordosteuropa. Die Tiefdruckrinne ist dem
westlichen Langwellentrog vorgelagert und greift ausgangs der Nacht auf den
Westen von Deutschland über. Dabei werden potenziell instabile Luftmassen in den
Südwesten Deutschlands geführt.

Heute Abend sind aufgrund der Antizyklonalität und der vorherrschenden Deckelung
nur in den Alpen und im äußersten Westen einzelne Gewitter gering
wahrscheinlich. Aufgrund der geringen Verlagerungsgeschwindigkeit und PPWs um 30
mm sind Unwetterentwicklungen möglich. Auch kleinerer bis größere Hagel ist bei
CAPE Werten zwischen 500 und 1000 J/kg im Westen und bis 1500 J/kg in den Alpen
bei einer auslöse wahrscheinlich.

In 850 hPa liegen die Temperaturen im Südwesten zwischen 20 und 23 Grad, während
im Nordosten ausgehend von dem östlichen Trog langsam etwas kühlere Luftmassen
um 15 Grad (in 850 hPa) geführt werden. Somit wird auch in der kommenden Nacht
vielerorts, vor allem in den westlichen und südwestlichen Ballungsgebieten und
Großstädten Tropennächte mit Tiefstwerten zwischen 20 und 24 Grad erwartet.
Sonst liegen die Tiefstwerte zwischen 16 und 19 Grad.

Der östliche Trog ist im Gegensatz zu dem westlichen Trog, der von Grönland sich
nach Spanien erstreckt, eher zonal orientiert und erstreckt sich etwa von
Wolgograd bis nach Weißrussland.

Freitag ... wird der Höhenkeil, ausgehend von den Trögen weiter eingeschnürt.
Eine abgeschlossene Antizyklone entwickelt sich dabei über Skandinavien. Auch
wenn es in der Höhe eine schwache antizyklonale Krümmung im Potenzialfeld zu
erkennen ist, strömen mit der langsam aus Südwesten kommende Tiefdruckrinne ein
Schwall feuchtere und deutlich labilere Luftmassen in den Südwesten Deutschlands
ein. Eine verbreitete Gewitterlage wird dank der gewissen Deckelung in der Höhe
nicht erwartet. Dennoch gibt es Signale dass es südlich einer Linie Niederrhein
- Vogtland immer wieder zu teils unwetterartigen Gewitterentwicklungen kommen
kann. In Verbindung mit den Gewittern ist lokal bei der eher geringen
Verlagerung, PPWs bis 40 mm und CAPE Werten zwischen 1000 und 2000 J/kg heftiger
Starkregen und auch größerer Hagel möglich. Auch einzelne Sturmböen sind
aufgrund des Spreads nicht ausgeschlossen.

Die 850 hPa Temperaturen werden zwar minimal geringer, liegen aber im Südwesten
weiterhin zwischen 20 und 22 Grad, im Nordosten Deutschlands gelangen ausgehend
von dem östlichen Trog weiter geringfügig kühlere Temperaturen um 15 Grad in 850
hPa. Es wird also wieder ähnlich heiß wie am Donnerstag mit Höchstwerten
zwischen 33 und 39, ganz vereinzelt auch 40 Grad. Im Nordosten mit Werten um 27
Grad etwas kühler.

Der westliche Trog nähert sich im Laufe des Tages Mitteleuropa weiter langsam
an, wobei sich die Wellenlänge noch vergrößert und die Trogachse nach Frankreich
schwenkt. Vorderseitig des Troges verlagert sich die Tiefdruckrinne weiter in
den Südwesten Deutschlands.

In der Nacht zu Samstag lässt der antizyklonale Einfluss allmählich nach und die
Tiefdruckrinne kann weiter auf den Südwesten übergreifen. Nach Norden hin wird
das Übergreifen der Tiefdruckrinne durch das blockierende Hoch über Skandinavien
gehindert.
Auch wenn der Tagesgang eher dämpfend wirkt, besteht ein erhöhtes Gewitter und
Unwetterpotenzial im Südwesten.

Samstag ... erreicht der östliche Trog, der sich immer mehr zum Höhentief
entwickelt Mecklenburg-Vorpommern, während sich der westeuropäische Höhentrog
weiter Richtung Süd- und Ostfrankreich ausweitet. Der antizyklonale Einfluss
verschwindet über Deutschland, wobei sich das Höhenhoch über Skandinavien weiter
kräftigt. Somit stellt sich eine "High over Low"-Konstellation ein, wobei
trogvorderseitig über West- und Süddeutschland gebietsweise recht markante
Hebung simuliert wird.

Im Bodenfeld nimmt die Tiefdruckrinne eine zunehmend zonale Ausrichtung an,
kommt aber aufgrund der Blockadewirkung durch das Skandinavienhoch nur wenig
nach Norden, bis etwa zu den mittleren Landesteilen, voran. Somit steht dem
Norden und Osten des Landes erneut ein recht sonniger Tag bevor, lediglich in
den äußersten Nordosten können mit dem Höhentief ein paar lockere Wolkenfelder
driften.

Ganz anders im Südwesten bis in die mittleren Landesteile (in etwa bis zu einer
Linie Niederrhein - Ostsachsen). Dort bleibt die potenziell instabile Luftmasse
wirksam mit PPW-Werten über 35 mm, teils auch über 40 mm. Bereits morgens gibt
es dort gebietsweise Schauer und Gewitter, örtlich auch schauerartig verstärkten
Regen (inklusive mehrstündigen Starkregens). Nach Durchschreiten des
vormittäglichen "Konvektionsminimums" (auch dann kann es aber noch einzelne
Schauer und Gewitter geben) lebt die Gewittertätigkeit mittags und nachmittags
wieder auf. Vor allem dort, wo die Sonne vorübergehend mal länger scheint und
die von den Modellen simulierten 500 bis kleinräumig über 1000 J/kg simulierte
CAPE generiert werden kann, sind auch kräftige Gewitter zu erwarten. Bzgl. des
Starkregens sind aufgrund der geringen Zuggeschwindigkeit schnell die
Unwetterkriterien erreicht, auch extreme Entwicklung liegen durchaus im Bereich
des Möglichen. Hagel sollte natürlich ebenfalls in Betracht gezogen werden,
ebenso wie Sturmböen. Wo die Schwerpunktregionen der Gewittertätigkeit liegen
werden, ist aktuell noch schwer abschätzbar.

Insgesamt geht die Temperatur in 850 hPa aufgrund des zunehmend zyklonalen
Geschehens zurück auf Werte zwischen 12 Grad an der Ostsee und etwa 17 Grad in
der Mitte Deutschlands (im Bereich der Rinne). Die Höchsttemperaturen erreichen
somit Werte zwischen 26 und 33 Grad, mit den höchsten Werten am Nordrand der
Rinne von der Lausitz bis ins Emsland.

Sonntag ... befindet sich über Deutschland ein hochreichender Tiefdruckkomplex
mit mehreren Kernen und schwachen Druckgegensetzen. In 850 hPa liegt das
Temperaturniveau auf etwas Erträglicheren 12 bis 15 Grad. Die PPWs steigen im
Vergleich zum Vortag noch etwas an und gehen bis 50 mm. Nach dem Deutschen
Modell gibt es vor allem im Norden und Osten die höchsten PPWs von 40 - 50 mm
und CAPE Werte zwischen 500 - 2000 J/kgson. Somit sollte es auch am Sonntag ein
gewittriger und unwetterträchtiger Tag werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Gerade für Samstag und Sontag gibt es im Detail größere Unterschiede in den
betrachteten Modellen. Wann und wo die Gewitter entstehen ist aktuell noch
unsicher.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christina Speicher