DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-07-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.07.2016 um 10.30 UTC



Unspektakuläres mitteleuropäisches Sommerwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 10.07.2016


Am Mittwoch passiert ein recht kurzwelliger Trog Deutschland in der ersten
Tageshälfte ostwärts. Im Bodenfeld herrscht hierzulande rückseitig des kräftigen
fennoskandischen Tiefs eine geostrophische nordwestliche Strömung, mit der
erwärmte Luft polaren Ursprungs zu uns gelangt.
Am Donnerstag folgt von den Britischen Inseln ein Rücken nach, der unser Land
abgeschwächt zum Tagesende erreicht. Im Bodenfeld wird ein Zwischenhoch wirksam.

Am Freitag zonalisiert sich die Höhenströmung vorübergehend, wobei Deutschland
allerdings unter recht hohem Geopotential verbleibt.
Am Samstag kräftigt sich ein zunächst um den Greenwich-Meridian gelegener Rücken
bei seiner Ostverlagerung und liegt als Langwellengebilde am Tagesende über
Deutschland. Die schwache südwestliche Bodenströmung dreht auf Süd zurück und
die 850 hPa-Temperatur steigt weiter an, womit um 24 UTC über der Südhälfte
unseres Gebietes mehr als 15 Grad erwartet werden.
Am Sonntag formiert sich über dem Ostatlantik allmählich ein langwelliger Trog,
der aber zunächst auf unser Wetter keinen Einfluss hat.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum kommt der LW-Trog bis nach Westeuropa voran
und Deutschland gerät mehr und mehr unter seine Vorderseite, so dass im Laufe
des Montags von Westen her eine Kaltfront auf unser Land übergreifen kann, die
bis Dienstagabend dann unser Gebiet überquert haben wird.

Der Großwetterlagen-Forecast-Tree nach Paul James, basierend auf dem gestrigen
12 UTC-ECMF-EPS, gibt für Mittwoch und Donnerstag ganz überwiegend (48 bzw. 47
Fälle) die Wetterlage NWa (Nordwest, antizyklonal), die auch am Freitag noch mit
27 Ensemblemitgliedern am häufigsten im Gesamt-Ensemble vertreten ist, gefolgt
von 15mal Wa (West, antizyklonal). Samstag und Sonntag wird die Prognose bereits
zunehmend unsicher, da zwar noch Wa die häufigste GWL im Ensemble ist, aber nur
mit 15 bzw. 12 Fällen. Der Rest teilt sich auf diverse, teils zyklonal, teils
antizyklonal geprägte Großwetterlagen auf.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-ECMF-Laufs im Vergleich zum gestrigen 00
UTC-Lauf ist bis Samstag 00 UTC gut, am Sonntag 00 UTC ist im Höhendruckfeld
erkennbar, dass der Höhenrücken über Deutschland liegt, während er gestern
bereits über Polen positioniert wurde. Die im gestrigen Lauf für Samstag/Sonntag
angedachte Kaltfrontpassage findet nach dem neuen Lauf nicht am Sonntag statt.
Am Montag 00 UTC sind die Unterschiede in 500 hPa noch markanter: Vom Trog an
Deutschlands Westgrenze ist nichts mehr zu sehen, vielmehr gibt es einen
Langwellentrog über dem östlichen Nordatlantik. Die 850 hPa-Temperaturen liegen
entsprechend meist etwa 5 K höher. Dienstag 00 UTC ist die Höhenströmung über
West- und Mitteleuropa nun deutlich stärker meridional orientiert mit einem
Randtief über Nordwestdeutschland und seiner Kaltfront über unseren zentralen
Teilen.
Im Vergleich zum gestrigen 12 UTC-Lauf gilt das oben Erwähnte gleichermaßen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Generell stützen ICON und GFS die Linie des deterministischen ECMF-Laufs
("ECMFdet"). Von 132 bis 168 h zeigt sich allerdings im ICON ein gegenüber den
ECMFdet etwas zyklonaler geprägtes Bodendruckfeld über Deutschland, während GFS
dieses merkbar antizyklonaler contouriert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das Ensemble wird durch ECMFdet bezüglich des Bodendruckfeldes gut
repräsentiert, lediglich das bereits erwähnte Randtief über NW-Deutschland, das
216stündig im operationellen Lauf erscheint, ist im Ensemble nicht
wiederzufinden. Auch bezüglich des 500 hPa-Geopotentialfeldes besteht gute
Übereinstimmung.
Der 120- bis 168stündige Vorhersagezeitraum wird in sechs Cluster aufgeteilt,
dabei liegen der Kontrolllauf und der operationelle Lauf im Cluster 3. C4 bis C6
umfassen allerdings insgesamt nur 11 Fälle. In den ersten drei Clustern liegt
168stündig Deutschland im Bereich eines mehr oder weniger stark ausgeprägten
Rückens.
Die Offenbacher Rauchfahnen zeigen in 850 hPa bis Donnerstag einen recht
verlässlichen Temperaturverlauf. Danach nehmen aber die Schwankungen innerhalb
des Ensembles deutlich zu. Der Anstieg von 4/5 Grad am Donnerstag morgen bis
etwa 14 Grad am Samstag abend scheint noch gut nachvollziehbar zu sein, danach
ist aber nicht mal mehr eine gewisse Bündelung der Ensemblemember auszumachen.
Zum Ende des Vorhersagezeitraums zeichnet sich allerdings schon ein gewisser
Temperaturrückgang ab. Ab Samstag gibt es Member, die auch recht hohe
Niederschlagssummen enthalten. Die Geopotentialkurve verläuft analog der 850
hPa-Temperatur-Kurve.
NAEFS simuliert 180stündig (für Sonntag 12 UTC) eine dem ECMFdet sehr ähnliche
Höhen- und Bodendruckverteilung und stimmt im Bodendruck auch gut mit ECMF-EPS
(ungewichtetes Mittel) überein.
Das Modell des brasilianischen Wetterdienstes CPTEC simuliert für Sonntag 12 UTC
einen etwas markanteren Trog über dem UK als ECMFdet und einen schon weitgehend
erfolgten Kaltfrontdurchgang in Deutschland.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt für Mittwoch markante Signale bezüglich Windböen im Bereich der
Nordosthälfte Deutschlands, die in Werten über 0.8 im Nordosten gipfeln. Am
Donnerstag gibt es noch im Nordosten Werte von 0.5 bis 0.7 (Maximum Rügen).
Bezüglich Niederschlag existieren keine Signifikanzsignale.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Burkhard Kirsch.