DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-07-2016 09:00
SXEU31 DWAV 030800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.07.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Mittelding zwischen Wz und Wa (West zyklonal bzw. antizyklonal)

Heute im Norden einzelne Gewitter. Morgen ruhiger Wochenstart, am Dienstag vor
allem nach Norden hin wieder zyklonaler mit Wind und einzelnen Gewittern.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Aktuell liegt Deutschland auf der Südflanke eines hochreichenden
Tiefs über der Norwegischen See, das sein Drehzentrum im Laufe des Tages
allmählich nordwärts verlagert. Ausgehend von dem Tief erstreckt sich ein
Höhentrog bis nach Mitteleuropa, der bei uns eine zyklonal konturierte westliche
Höhenströmung generiert und in der zunächst noch besonders nach Norden hin
kurzwellige Troganteile ostwärts ablaufen, bevor sich das ganze ab dem
Nachmittag von Westen her beruhigt. Gleichzeitig strömt von der Nordsee und dem
Nordostatlantik ein Schwall erwärmter Meereskaltluft subpolaren Ursprungs nach
Deutschland (T850 um oder unter 5°C in der Nordhälfte), die nach Süden hin
bereits seit gestern - Zufall oder nicht? - unter den Einfluss eines
Azorenhochkeils mit dem Namen YOGI!! gelangt ist. Er sorgt heute in
Süddeutschland für einen ruhigen, teils heiteren, vielfach auch bewölkten
(leichte WLA von Westen her generiert teils stratiforme Bewölkung, bevor später
noch Quellungen dazukommen, die sich an einer Sperrschicht bei 700 hPa teilweise
ausbreiten) aber weitgehend trockenen Sonntag.
In der Mitte und im Norden ist der zyklonale Einfluss höher, wobei in
Norddeutschland die Meereskaltluft auch noch hochreichend (T500 etwas unter
-20°C) ist, was einigermaßen labile Schichtungsverhältnisse zur Folge hat. So
liegen die Lapse-Rates 2-4 km zwischen 0,65 und 0,75 K/100 m bei ML-CAPE-Werten
von 100 bis 300 J/kg, am Nachmittag punktuell nahe 500 J/kg (COSMO-EU).
Entsprechend breiten sich die derzeit schwerpunktmäßig im Küstenraum
auftretenden Schauer und Gewitter mit Unterstützung des Tagesgangs weit ins
norddeutsche Binnenland aus, wobei die eine oder andere steife Böe 7 Bft
auftreten kann. Zwar sind die Höhenwinde vergleichsweise moderat (in 850 hPa
z.B. maximal nur 20 Kt), trotzdem liegt eine gewisse Grundströmung vor, so dass
die Schauer und Gewitter nicht "stehenbleiben". Damit bleibt die Gefahr von
Starkregen trotz zum Nachmittag ansteigender PPW-Werte auf rund 20 mm eher
gering, wenn auch nicht gänzlich ausgeschlossen. In der Basis sollte es aber
ausreichen, die Gewitter mit "gelb" abzuwarnen.
Zur Mitte hin nimmt die Gewitterwahrscheinlichkeit aufgrund fehlender
Höhenkaltluft auf nahe null ab, gleichwohl kann es hier und da gelegentlich
regnen, wobei da nicht nur Konvektion, sondern teilweise auch die oben bereits
schon mal erwähnte WLA als Impulsgeber in Frage kommt.
Den meisten Sonnenschein dürfte es heute an den Küsten sowie in den östlichen
Landesteilen geben bei Tageshöchsttemperaturen, die landesweit zwischen 17°C
(Nordseeküste bei auflandigem Wind) und bis zu 23°C im Binnenland (im Süden
lokal vielleicht mal 24°C) liegen. Abgesehen von Schauer- und Gewitterböen weht
der südwestliche Wind an der See anfangs noch mäßig bis frisch mit Böen
vereinzelt 7 Bft, Tendenz im Tagesverlauf nachlassend.

In der Nacht zum Montag ändert sich an der großräumigen Strömungskonfiguration
nicht allzu viel. Die konvektiven Prozesse fallen mehr und mehr dem Tagesgang
zum Opfer, einzig Richtung Küste kommt es noch zu Schauern bei abnehmender
Gewitterneigung (die Höhenkaltluft wird allmählich aufgezehrt.
Ansonsten sorgt eine schwache, heute früh über dem Westeingang des Ärmelkanals
liegende und tagsüber bis nach Frankreich ziehende Welle im Südwesten des Landes
gebietsweise für etwas Regen.
Zwar können in der Nacht lokale Nebelfelder nicht ausgeschlossen werden,
insgesamt ist die Nebelneigung aufgrund der nicht überbordend feuchten
Grundschicht, der geringen Nachtlänge sowie zuletzt auch vielfach vorhandener
Bewölkung aber nicht allzu hoch.

Montag... verbleibt der Vorhersageraum zwischen tiefem Luftdruck über dem
nördlichen Teil Europas und einer langgestreckten, zonal exponierten
Hochdruckzone, die sich ausgehend vom Azorenhoch über Süddeutschland bis hinüber
zum Schwarzen Meer ausweitet. In der Höhe haben wir es mit einer glatten
westlichen Strömung zu tun, in der mangels Krümmung und Geschwindigkeitsscherung
keine nennenswerten dynamischen Prozesse auszumachen sind.
So gestaltet sich der Wochenanfang unter dem Strich vergleichsweise
unspektakulär. Die o.e. Welle kommt wahrscheinlich noch weiter bis nach Belgien
respektive Luxemburg voran, wobei sie aber zunehmende Auflösungstendenzen an den
Tag legt. Für dichtere Wolken und vor allem am Vormittag gebietsweise noch etwas
Regen/Nieselregen wird es in Teilen der Mitte und des Südens aber noch reichen.
Das südliche BW und auch Südbayern sollten davon allerdings weniger betroffen
sein, hier nehmen die Sonnenanteile im Tagesverlauf immer weiter zu. Bei
850-hPa-Temperaturen, die auf 10 bis 13°C steigen, sind dort 2m-Maxima bis 25°C,
an Hochrhein und Bodensee sogar bis 27°C möglich.
Nach Norden hin wird es so warm freilich nicht werden, gleichwohl geht es auch
dort aufwärts gegenüber heute - nicht nur bei der Temperatur, sondern auch beim
Wetter. Die eingeflossene maritime Luftmasse kann sich dank sonniger Abschnitte
und entsprechender Einstrahlung mit Ausnahme einiger Küstenabschnitte und dem
äußersten Norden SHs auf über 20°C erwärmen. Außerdem ist die Labilität der
Luftmasse aufgrund der ostwärts abziehenden Höhenkaltluft deutlich geringer als
heute, so dass sich zwar noch einzelne Schauer, wohl aber keine Gewitter mehr
entwickeln (sieht man vielleicht mal von anfänglichen Restgewittern aus der
Nacht im Küstenraum ab).

In der Nacht zum Dienstag spaltet sich aus der Hochdruckzone eine eigenständige
Parzelle ab, die sich in Richtung Rumänien absetzt. Trotzdem verbleibt der
Großteil des Vorhersageraums unter leichtem Hochdruckeinfluss. Allerdings zieht
von UK her eine weitere Welle in Richtung Nordsee, die mit einem flachen KW-Trog
in der Höhe korrespondiert. Vorderseitige leichte WLA greift in der zweiten
Nachthälfte auf Teile W- und NW-Deutschlands über, was dort nicht nur für
mehrschichtige Bewölkung sorgt, sondern gebietsweise auch etwas Regen bringen
kann. Allerdings sprechen die Modelle diesbezüglich noch nicht mit einer Zunge,
was ab - bezogen auf das Warnmanagement - aber keine große Rolle spielt, weil es
so oder so nix zu warnen gibt.

Dienstag... kommt wieder etwas mehr Bewegung ins hiesige Wettergeschehen, vor
allem nach Norden hin. So entwickelt sich die o.e. Welle zu einem kleinen
Randtief, das im Tagesverlauf unter langsamer Intensivierung via Deutsche Bucht
und Jütland gen dänische Inseln respektive Südschweden zieht. Gleichzeitig
überquert der kurzwellige Randtrog den Norden ostwärts, wobei man sagen muss,
dass die Höhenströmung über dem gesamten Vorhersagereich wieder etwas zyklonaler
wird.
Tatsache ist, dass es besonders im Norden, etwas abgeschwächt auch in Teilen des
Westens sowie der westlichen Mitte zu schauerartig verstärkten und mit einzelnen
Gewittern durchsetzen Regenfällen kommt, die sich von der Nordsee und Benelux
her ostwärts ausbreiten. Dabei kann es örtlich durchaus mal kräftig schütten,
etwaige Warnungen sollte das aber nicht bedingen. Die wird es - abgesehen von
den Gewittern, die meist im unteren Intensitätslevel anzusiedeln sind
(vielleicht ist mal eine stürmische Böe dabei) - aber aufgrund des
auffrischenden südwestlichen bis westlichen Windes geben. Tagsüber wird davon
vor allem der W und NW betroffen sein, bevor sich der Schwerpunkt am Abend und
in der Nacht zum Mittwoch in den NO und O verlagert. Meist liegen die
Spitzenböen - übrigens nicht nur in Verbindung mit konvektiven Umlagerungen,
sondern auch reim gradientbedingt - im Bereich 7 Bft, an der Nordsee sowie in
exponierten Kamm- und Gipfellagen auch darüber (meist 8 Bft, Brocken 9 Bft).
Nach Süden hin verläuft der spielfreie Tag ungleich ruhiger und auch
strahlungsreicher, was besonders BW und Bayern, teils aber auch den nördlich
daran anschließenden Arealen einiges an Sonnenschein bringen dürfte. Dabei kann
sich die Luftmasse weiter erwärmen, so dass verbreitet 25°C und mehr (für 30°C
wird es wahrscheinlich aber nicht reichen) auf dem Zettel stehen. Dagegen muss
man sich weiter nördlich und nordwestlich mit 18 bis 24°C begnügen. Ob es am
Spätnachmittag oder Abend am Alpenrand sowie zwischen Südschwarzwald und Alb ein
einzelnes Gewitter gibt, ist derzeit noch fraglich, aber nicht ausgeschlossen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Grundlegend von der beschriebenen Entwicklung abweichende Szenarien werden von
den externen Modellen nicht angeboten. So bleiben die üblichen Unschärfen
insbesondere beim Niederschlag und der Konvektion übrig, was im Text bereits
angerissen wurde und vielfach erst in situ beantwortet werden kann.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann