DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-07-2019 18:01
SXEU31 DWAV 131800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.07.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts vor allem in Sachsen-Anhalt, in Sachsen und im südlichen Brandenburg noch
markante Gewitter.
Am Sonntag im äußersten Osten sowie in Baden-Württemberg und im mittleren und
südlichen Bayern teils markante Gewitter. Unwetter durch Starkregen gering
wahrscheinlich.
Ab Montag meist ruhiges Wetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt großräumig zwischen einem kräftigen Höhenrücken
dicht westlich der Britischen Inseln und einem Höhentrog über Osteuropa in einer
nordwestlichen bis nördlichen, meist noch leicht zyklonal gekrümmten
Höhenströmung. Darin eingelagert ist über der Nordsee ein kleines Höhentief, das
SSO-Kurs besitzt. Es wird morgen früh bereits über Holland erwartet, wobei sich
eine Trogverbindung nach Osten zum Haupt-Höhentrog entwickelt. Durch Einmischung
der flach einströmenden Nordseeluftmasse herrscht im Nordwesten bereits eine
stabile Schichtung teils mit einer Sperrschicht zwischen 900 und 750 hPa.
Die feuchteste und labilste Luft liegt noch über dem südlichen Teil der
östlichen Bundesländer mit PPWs zwischen 25 und 30 mm und 300 bis 400 CapeMU.
Entsprechend klingen die Gewitter im Laufe der Nacht nur zögernd ab, so dass
anfangs noch mit Starkregen gerechnet werden muss.
Während Euro4 noch Starkregensignale bis in den Unwetterbereich in der ersten
Nachthälfte simuliert, hat der operationelle 12-UTC-Lauf von CosmoD2 kein
Starkregen im Programm. Die EPS-Ergebnisse von CosmoDE zeigen im Nordwesten von
Sachsen-Anhalt und in Sachsen noch erhöhte Wahrscheinlichkeiten von Regenmengen
über 20 mm innerhalb von 6 Stunden. Selbst in der 2. Nachthälfte gibt es
südöstlich des Harzes und sogar im Raum Rheinhessen noch Starkregensignale.
Gebietsweise lockert sich die Bewölkung auf bzw. es klart auf, so dass sich
einzelne Nebelfelder bilden können.

Sonntag ... bewegt sich der Randtrog nebst kleinem Höhentief über dem Süden
Deutschlands in Richtung Alpen. Die vorderseitig ausgelösten Hebungsprozesse
wirken besonders im Süden und Südosten des Landes, bevor im Tagesverlauf von
Norden eine allmähliche Abschwächung erfolgt. Vor dem Hintergrund der Tatsache,
dass gerade in diesen Regionen noch Reste der feuchten und labil geschichteten
Luftmasse von den Vortagen liegen, ist es mehr als plausibel, dass die Modelle
dort Gewitter und schauerartige Regenfälle simulieren. Das gilt in etwas
abgeschwächter Form auch für den äußersten Osten, wo die Antriebe aber ´aus dem
eigenen Saft´ kommen müssen. Nach wie vor steht Starkregen ganz oben auf der
Agenda, die Unwettergefahr nimmt im Zuge einer von Nordwest nach Südost sich
ausbreitenden Abtrocknung respektive Stabilisierung - dem Randtrog folgt ein
flacher Rücken - aber sukzessive ab. Nach CosmoDE-EPS muss nicht nur der
äußerste Osten sowie der Südosten Deutschlands mit Starkregen rechnen, sondern
auch der Raum Schwarzwald und anfangs auch die Südpfalz.
Im Norden und Westen macht sich der Keil des Hochs über Großbritannien mit
weitgehend trockenem Wetter bemerkbar. Allerdings entpuppt sich die
SC-/ST-Bewölkung, die sich dort ausgebreitet hat, als zähe Masse mit wenig
Neigung, der Sonne ein paar Lücken zu öffnen. Dies dürfte am ehesten ab dem
Spätnachmittag passieren.
Der NW-Wind nimmt insbesondere an der Nordsee zu mit meist 5er und 6er Böen. Das
Überschreiten der unteren Warnschwelle (7 Bft) ist aber nicht sehr
wahrscheinlich.
Temperaturmäßig pendeln wir uns zwischen 18 und 24°C ein, im Nordseeumfeld
örtlich noch etwas darunter.

In der Nacht zum Montag verstärkt sich der Hochdruckeinfluss, die anfänglich
noch auftretenden Regenfälle und Gewitter schwächen sich mehr und mehr ab bzw.
ziehen sich in die Alpen zurück. Zwischen dem stationären Hoch über UK/Irland
und einem Leetief über dem Skagerrak frischt der NW-Wind an der nordfriesischen
Küste soweit auf, dass dort Montagfrüh einzelne 7er-Böen möglich sind.

Montag ... und in der Nacht zu Dienstag kommt von Westen der Rücken näher, er
greift in der Nacht auf Benelux und Ostfrankreich über, wobei seine Amplitude
sich merklich verringert. Das o. e. Leetief zieht an der Westflanke des sich zur
südwestlichen Nordsee verlagernden Bodenhochs über das Kattegat in Richtung der
zentralen Ostsee, wo es recht rasch wieder seine Eigenständigkeit verliert. Es
ist am Abend und vor allem in der Nacht nur noch als schwaches Randtief eines
größeren und hochreichenden Tiefs vor der Küste Estlands auszumachen. Zwischen
dem ursprünglichen Leetief und dem Hoch über Westeuropa legt der Gradient
vorübergehend an Schärfe zu, was an den Küsten zu steifen, exponiert auch zu
einzelnen stürmischen Böen führen kann. Ansonsten fließt eine stabiler
geschichtete Luftmasse ein. In großen Teilen der Nordwesthälfte dürfte an einer
Inversion in rund 880 hPa verbreitet flacher Stratus breitlaufen. Südlich von
Hunsrück, Taunus, Rhön sowie Thüringer Schiefergebirge sind die Chancen für
Sonnenschein deutlich größer als nördlich des genannten Streifens. Auch von
Vorpommern bis zur Lausitz gibt es mehr Sonnenschein als in Nordwestdeutschland.

Im Süden Bayerns deutet die feucht-labile Luft die Bereitschaft an, sich jetzt
endgültig zu verabschieden, allerdings könnte der Abschied selbst wiederum mit
Schauern und ganz vereinzelt auch mit Gewitter verbunden sein, die aber
praktisch kein Unwetterpotential mehr besitzen (ICON-EU: CAPE 50 bis 200 J/kg,
PPW um 20 mm, Lapse-Rates bis -0,65).


Dienstag ... Der Höhenkeil über der Nordsee und Benelux schwenkt unter leichter
Abflachung nach Deutschland und das Bodenhoch verlagert sich nach Deutschland,
wobei es abends eigentlich nur noch als Azorenhochkeil erkennbar ist. An der
Nordflanke des entstehenden Keils dauert im Norden die Zufuhr relativ
wolkenreicher Luft an, während in der Südhälfte die Chancen für Sonnenschein
deutlich größer sind (rel. Sonnenscheindauer nach Mosmix meist über 60 Prozent).
Auch an der Ostsee sind die Chancen für Sonnenschein deutlich größer als in
Nordwestdeutschland. Bis auf wenige Tropfen bleibt es auch im Norden meist
trocken.
Dank des zunehmenden Hochdruckeinflusses steigt die Temperatur im Vergleich zum
Vortag meist um 1 bis 2 Grad an und erreicht Werte zwischen 19 Grad an der
Nordsee und 25 Grad in Mittelhessen. In den Südwestdeutschen Flussniederungen
werden gar 25 bis 27 Grad erwartet.
Dank des Hochdruckeinflusses ist nicht mit Wetterwarnungen zu rechnen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige kurzfristige Entwicklung wird von den Modellen ähnlich
simuliert. In den angesprochenen Regionen mit Gewitterneigung ist Nowcasting
angesagt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden