DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-07-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.07.2016 um 10.30 UTC



Westlage, vor allem im Norden wechselhaft, nach Süden hin deutlich mehr
Sonnenschein als im Norden, im Süden sommerlich warm, im Norden mäßig warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 09.07.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes(Dienstag-Mittwoch) erfolgt von Nordwesten
her die Fronpassage eines über Jütland wandernden Randtiefs sowie ein
Trogdurchgang. Dabei kommt es zu teils konvektiv geprägten Niederschlägen, mit
erhöhtem Gewitterisiko am Dienstagabend im Norden sowie Richtung Alpen. An der
Westflanke des abwandernden Randtiefs verschärft sich der Gradient, so dass im
Norden Deutschlands am Mittwoch starke bis stürmische Böen möglich sind.
Donnerstag/Freitag folgt mit sich leicht aufwölbender Höhenströmung und
ansteigendem Potential eine Zwischenhochphase mit Wetterberuhigung und
Erwärmung. Dabei ist das Sonnenscheinangebot im Süden signifikant höher als im
Norden. In der Südhälfte dürften die Temperaturen auf sommerliche Werte
ansteigen.
Am Wochenende gelangt Deutschland dann auf die Vorderseite eines neuen, von
Westen heranschwenkenden Troges. Mit dem Übergreifen einer atlantischen Front
erreichen neue und teils konvektive Niederschläge den Vorhersageraum von Westen.
Im Süden und Osten bleibt es am Samstag noch recht warm.
Die Front kommt dabei, offenbar durch Wellenbildung zurückgehalten, nur langsam
südostwärts voran.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bezüglich des Fortbestandes einer Westwetterlage stimmen die 3 bis 4 letzten
EZMW-Modelläufe im Wesentlichen überein. Unterschiede resultieren insbesondere
bezüglich der Phase und Ausdehnung der kurzen Wellen. Auch wurde die der
anfänglichen Trogpassage folgende eher antizyklonal geprägte Periode zeitlich
ausgedehnt. Neue nennenswerte Niederschläge folgen nun mit Verzögerung erst am
Wochenende.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle laufen dabei zu Beginn noch auf
einer ähnlichen Prognoseschiene. ECM und ICON simulieren dann Donnerstag/Freitag
in ähnlicher Weise die antizyklonale Aufwölbung, allerdings bohrt sich bei ICON
unter hohem Potential bereits in der zweiten Tageshälfte des Freitags von den
Niederlanden und Nordfrankreich ein Frontensystem nach Deutschland hinein, das
vor allem dem Norden und der Mitte Regen bringt. Nach EZMW folgt das Übergreifen
der neuen Front von Westen her mit ca. 12h-Verzögerung.

Ein deutlich abweichendes Szenario findet man bei GFS:
Hier folgen in rascher Folge am Donnerstag und Freitag weitere Randtröge, am
Donnerstag ein Randtrog auf südlicher Bahn mit Auslösung konvektiver
Niederschläge im Alpenbereich, am Freitag eine weiterer diffluent strukturierter
Trog, auf dessen Vorderseite ein atlantisches Frontensystem rasch nach
Deutschland vordringt und verbreitet Regenfälle bringt!

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW-EPS zeigen zu Beginn(Dienstag-Mittwoch) die Passage
eines Troges und die Talsohle der Temperaturkurven. Im Anschluss folgt
Donnerstag/Freitag ein markanter Anstieg der Geopotentialkurven mit
Plateaubildung, gleichzeitig eine spürbare Erwärmung, die im Süden deutlich
ausgeprägter ist als im Norden. Allerdings bewegen sich die Lösungen des
deterministischen EZMW-Laufs wie des HRES-Laufs am oberen Ende des Spektrums,
was darauf hindeuten könnte, das EZMW vergleichsweise eine zu starke Erwärmung
simuliert. Zum Sonntag gehen die Temperaturen dann wieder leicht zurück. Die
Bandbreite des Temperaturspektrums nimmt ab Freitag stark zu.
Die Niederschlagssignaldichte weist Donnerstag ein Minimum auf, für die
östlichen Standorte sogar Donnerstag/Freitag.

Bei den EPS-ENS ensembles ist die Temperaturanstiegsphase Donnerstag/Freitag
kaum ausgeprägt, eine abgegrenzte niederschlagsarme Phase schlecht definiert,
angedeutet ist sie am Donnerstag.
Das Temperaturniveau liegt nahe am klimatologischen Mittel, teils sogar etwas
darunter. Am Wochenende gehen die Temperaturen leicht zurück.

Die großwetterlagen-Klassifikation des EZMW-EPS nach PAUL JAMES betont am
Dienstag noch die Großwetterlage "wz", kurzzeitig gefolgt von NWa, bevor zum
Wochenende wieder zyklonale Großwetterlagen in den Vordergrund treten.

Die CLUSTERANALYSE 120-168h beinhaltet 3 CLUSTER, die für den Donnerstag
allesamt ein leicht antizyklonales Intermezzo zeigen, am Freitag schwenkt etwa
ein Drittel der MEMBER (CLUSTER2) bereits wieder auf ein zyklonales Regime um.

Im Einklang mit den Unterschieden bei den deterministischen Modellen ist daher
die Wettervorhersage insbesondere ab Freitag sehr unsicher.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die MOS-Statistik weist für die zweite Tageshälfte des Dienstags ein erhöhtes
Risiko für Gewitter auf, aufgrund der CAPE-Prognosen sind am Alpenrand dann auch
lokale Unwetter denkbar.
Die EZMW-EPS-Windstatistik signalisiert die Gefahr von Böen Bft 8 in der Nacht
zum Mittwoch und am Mittwoch im Norden, an der See auch Bft 8/9.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Gorethel