DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-07-2019 17:01
SXEU31 DWAV 071800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 07.07.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Richtung Alpen bis in die Nacht hinein noch Gewitter (Unwetter nicht
ausgeschlossen), Montag nur noch direkt an den Alpen einzelne Gewitter. Im
Norden und Nordosten windiges Schauerwetter, kurze Gewitter nicht
ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland an der Südflanke eines breit angelegten
Langwellentroges mit mehreren Drehzentren bzw. Höhentiefs über Nord- bzw.
Nordosteuropa unterhalb einer westnordwestlichen Höhenströmung. Dabei verlagert
sich ein kleinräumiges Höhentief im Laufe der Nacht über Dänemark hinweg zur
südwestlichen Ostsee. Die vorher recht glatte Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet nimmt dadurch eine etwas zyklonalere Kontur an, zudem wird die
Höhenströmung vorderseitig des Höhentiefs über Norddeutschland zunehmend
diffluent und es kann PVA generiert werden, wodurch die schwache Inversion in
800 hPa etwas angehoben wird. Zwar wird die Hebung durch KLA etwas kompensiert,
dennoch sollte es in erster Linie im Küstenumfeld für einzelne Schauer reichen,
die Gewitterwahrscheinlichkeit bleibt aber gering.
Im Bodenfeld hat die Kaltfront des quasistationären Tiefdruckgebietes über dem
Nordwesten Russlands das Alpenvorland erreicht. Präfrontal bleibt der Alpenraum
und somit auch das südlichste Deutschlands noch im Einflussbereich instabiler
Luftmassen, in der sich am Nachmittag erneut kräftige, teils auch unwetterartige
Gewitter entwickelt haben. Diese dürften sich im Laufe der ersten Nachthälfte
abschwächen bzw. in schauerartigen Regen direkt am Alpenrand übergehen. Der
Kaltfront folgt ein Schwall erwärmter Polarluft, wobei sich, ausgehend von der
von den Azoren bis zu den Britischen Inseln reichenden Hochdruckzone, ein Keil
bis nach Südwest- bzw. Süddeutschland schiebt.
Insgesamt bleibt vor allem über dem Norden und Nordosten ein recht scharfer
Druckgradient auch über die Nacht hinweg erhalten, allerdings schwächt sich der
Wind tagesgangbedingt ab. Für Böen Bft 7 reicht es später meistens lediglich an
exponierten Küstenabschnitten.
Dem großen Rest des Landes steht eine wettertechnisch ruhige Nacht bevor.
Nördlich der Mittelgebirge bleibt es meist stark bewölkt (typischer Sc
cumulogenitus an der Inversion), ebenso in Süddeutschland. Dazwischen kann es
aber auch mal größere Lücken geben und mit Tiefstwerten zwischen 16 Grad in
Südbaden und 4 Grad bei länger klarem Himmel im westlichen bzw. zentralen
Mittelgebirgsraum fällt die Nacht recht frisch aus.

Montag ... zieht das kleinräumige Höhentief weiter nach Polen und schwächt sich
ab bzw. wird vom hochreichenden, knapp südlich des Ladogasees gelegenen
Zentraltief absorbiert. Mit ihm gelangt recht höhenkalte Meeresluft vor allem in
den Norden und Nordosten des Landes, im Nordosten sinkt die Temperatur in 500
hPa auf etwa -22 Grad, in 850 hPa auf etwa 3 bis 4 Grad. Die Troposphäre ist bis
etwa 650 hPa leicht labil geschichtet, was für kurze Schauer reichen sollte. Das
ein oder andere Gewitter kann dabei nicht ausgeschlossen werden. Mit 25 bis 30
kn in 850 hPa gibt der Oberwind zwar nicht allzu viel her, dennoch kann es
aufgrund der recht trockenen Grundschicht ("inverted-V"-Profile in den Temps)
und der dadurch generierten D-Cape in Schauer- und Gewitternähe durchaus für
steife, im "Extremfall" vielleicht auch für eine stürmische Böe (Bft 7 bis 8)
reichen. Außerhalb der Schauer und Gewitter gibt es im Tagesverlauf wohl
lediglich an den Küsten Böen Bft 7 aus West bis Nordwest.
Die Kaltfront des Tiefs über Nordwestrussland erreicht die Alpen, so dass die
potenziell instabile Luftmasse mehr und mehr in den inneralpinen Bereich
verdrängt wird. Dabei fällt an den Alpen bis ins südliche Alpenvorland und zum
Bodensee zunächst noch schauerartiger Regen, eventuell mit eingelagerten
Gewittern (wenige 100 J/kg MU-Cape), lokal eng begrenzt kann es Starkregen
geben, am ehesten wohl in den Staulagen der Alpen.
Vor allem in die Nordhälfte strömt weiterhin recht kühle Meeresluft, die 5 Grad
in 850 hPa erreicht bis zum Abend sogar in etwa die Mainlinie. Dazu bleibt es
überwiegend wolkig bis stark bewölkt. Das lässt nur Höchstwerte zwischen 15 und
19 Grad erwarten. In der Südhälfte wird es mit 18 bis 23 Grad immerhin noch
mäßig warm, nach wie vor bleibt der Bodenhochkeil nach Südwestdeutschland
gerichtet, so dass vor allem südlich von Mosel und Main bzw. nördlich der Donau
relativ häufig die Sonne scheint.

In der Nacht zum Dienstag bleibt der Vorhersagebereich an der Südwestflanke des
hochreichenden Zentraltiefs über dem Nordwesten Russlands unterhalb einer
relativ glatt konturierten und nach Nordosten zu auffächernden nordwestlichen
Höhenströmung. Der Höhenrücken über den Britischen Inseln verstärkt sich und
wölbt sich ein wenig nach Norden auf, so dass die Höhenströmung etwas nach
rechts dreht.
Dadurch kann sich auch der nach Deutschland gerichtete Bodenhochkeil verstärken
und sich nach Nordosten ausweiten. Der Gradient fächert auch über
Norddeutschland weiter auf, so dass der Wind warntechnisch keine große Rolle
mehr spielen sollte (lediglich IFS von 00 UTC simuliert noch Bft 7 entlang der
nordfriesischen Küste). Vor allem Richtung Ostseeküste kann es noch einzelne
Schauer geben, ansonsten breitet sich die Quellbewölkung wieder zunehmend
entlang der sich morgens in etwa 800 (Nordwesten) bis 750 (Nordosten) hPa
befindlichen Absinkinversion aus.
Auch an den Alpen klingen die schauerartigen Regenfälle rasch ab, allerdings
bleibt es auch dort überwiegend stärker bewölkt. Größere Wolkenlücken mit
vielleicht auch mal länger klarem Himmel gibt es am ehesten zwischen Mosel, Main
und Donau. Dabei kühlt es im gesamten Land, also auch ganz im Süden, auf recht
frische 12 bis 6 Grad ab, an den Küsten bleibt es etwas milder, im westlichen
Bergland wird es bei länger klarem Himmel örtlich auch noch kälter.

Dienstag ... ändert sich an der Verteilung der Geopotenzialgebilde kaum etwas,
über den Nordosten wird im Tagesverlauf ein in die nordwestliche Höhenströmung
eingebetteter kurzwelliger, aber ziemlich wetterinaktiver Troganteil geführt.
Für Schauer sollte es wohl nur noch im benachbarten Polen reichen. Der
Höhenrücken über der Biskaya bzw. den Britischen Inseln kann sich etwas dem
Festland annähern, im Bodenfeld bleibt der Hochkeil nach Deutschland gerichtet
und somit gelangt niedertroposphärisch mit nordwestlicher Strömung vor allem in
den Norden und in die Mitte des Landes weiterhin kühle Nordseeluft (T 850 hPa um
oder gar knapp unter 5 Grad). Unterhalb der recht markanten Absinkinversion in
800 hPa kann sich in der Nordhälfte wieder vielerorts recht kompakte
Sc-Bewölkung ausbreiten, die zwar im Tagesverlauf hier und da Lücken bekommt,
vor allem aber in einem recht breiten Streifen von der Nordsee über
Niedersachsen bis ins Weserbergland bzw. zum Harz wohl ziemlich dicht bleibt.
Gebietsweise kann es auch etwas nieseln. Dazu weht vor allem an den Küsten
weiterhin ein spürbarer Nordwestwind, der aber keine Warnrelevanz mehr aufweisen
sollte.
Deutlich freundlicher gestaltet sich der Wetterablauf im Süden und Südwestend es
Landes, wo häufig die Sonne scheint. Vor allem an den Alpen bildet sich wieder
verstärkt Quellbewölkung, für einen Schauer oder gar ein Gewitter sollte es aber
nicht reichen. Während es in der Nordhälfte und im Nordosten mit 15 bis 20 Grad
recht frisch bleibt, steigen die Temperaturen im Süden und Westen auf angenehme
19 bis 24 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch erreicht die Achse des Höhenrückens Westfrankreich und
die Nordsee, wobei der Rücken zunehmend von WLA überlaufen wird, die diesen auch
stützt.
Im Bodenfeld greift die Warmfront eines Tiefs über dem nahen Ostatlantik von den
Britischen Inseln allmählich auf die Nordsee über. Im Vorhersagegebiet dominiert
weiterhin schwacher Hochdruckeinfluss, wobei die Achse des Hochs über
Südwestdeutschland bleibt und somit von Nordwesten her weiterhin kühle
Nordseeluft in die Nord- und Osthälfte gelangt. Dort kann sich die Sc-Bewölkung
wieder etwas verdichten, im Westen/Nordwesten zieht im Vorfeld der Warmfront
auch verstärkt mittelhohe bzw. hohe Bewölkung auf, es bleibt aber noch trocken.
Vor allem im Süden und Südwesten verläuft die Nacht dagegen erneut locker bis
gering bewölkt. An den Tiefstwerten ändert sich gegenüber den Vornächten nur
wenig.

Mittwoch ... bleiben wir weiterhin noch knapp westlich der Rückenachse unterhalb
einer nordwestlichen Höhenströmung. Dabei wird allerdings auch über dem
Vorhersagegebiet zunehmend WLA wirksam.
Der Hochkeil im Bodenfeld schwächt sich ein wenig ab, kann sich aber etwas nach
Osten ausweiten, so dass nur noch der Nordosten und äußerste Norden innerhalb
der nordwestlichen Grundströmung verbleiben. Vor allem nordöstlich von Weser und
Werra kann sich nach wie vor Sc-Bewölkung ausbreiten, die im Tagesverlauf zwar
größere Lücken bekommt, sich aber wohl nicht komplett auflöst. Ganz im Nordosten
könnte ein durchschwenkender Kurzwellentrog für vereinzelte Schauer sorgen, für
Gewitter sollte es aber kaum reichen.
Die Warmfront des Ostatlantiktiefs kommt nur zögernd nach Osten voran und greift
im Tagesverlauf auf Benelux über. Vor allem im Westen und Nordwesten, später
auch in den mittleren Landesteilen werden die Wolken dichter, eventuell kann es
am Nachmittag oder Abend ganz im Westen auch etwas regnen. Insgesamt gelangen
auch niedertroposphärisch allmählich mildere Luftmassen vor allem in den
Südwesten und Süden des Landes. Die 850 hPa-Temperatur steigt auf Werte zwischen
6 Grad im Nordosten und 11, vielleicht knapp 12 Grad in Südbaden. Vor allem in
der Südhälfte scheint dabei überwiegend die Sonne, auch an den Küsten kann sich
die Sonne nach Passage des Kurzwellentroges wieder häufiger zeigen. Das mündet
in Höchstwerte zwischen 18 Grad an den Küsten und 26 Grad am Oberrhein.



Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle simulieren die Wetterlage im Kurzfristzeitraum relativ
ähnlich. Größere bzw. warnrelevante Unterschiede lassen sich so gut wie keine
ausmachen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff