DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-07-2019 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 07.07.2019 um 10.30 UTC



Anfangs ruhiges und warmes Sommerwetter. Ab Donnerstag im Westen beginnend und
am Wochenende insgesamt wechselhaft, teils mit Gewittern. Danach von Nordwesten
her wieder vermehrt Auflockerungen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 14.07.2019


Deutschland liegt an der Westflanke eines osteuropäischen Langwellentroges. Die
Frontalzone verläuft vom mittleren Nordatlantik und über die Britischen Inseln
und von dort weiter südost-gerichtet den Karpatenraum und das nördliche
Schwarzmeergebiet weiter nach Mittelsibirien. Ein darin eingelagerter flacher
Rücken überquert die Britischen Inseln und die Nordsee und am Donnerstag unter
weiterer Abflachung das Vorhersagegebiet. Zunächst vermag dieser Rücken einen
schwachen Bodenkeil zu stützen, der von einem Hoch westlich der Azoren über den
Ärmelkanal hinweg nach Deutschland gerichtet ist. Der nachfolgende, relativ
breite Trog, der am Donnerstag auf Westeuropa übergreift, sorgt vorderseitig für
Druckfall, so dass sich eine eher schwachgradientige Lage ohne eindeutige
Strukturen ergibt, die bis in den Freitag hinein andauert. An der Vorderseite
des sich annähernden Troges wird feuchtwarme und labil geschichtete Luft
eingesteuert, so dass am Donnerstag ganz im Westen und Südwesten sowie ab
Freitag an den Alpen die Gewitterneigung zunimmt.
Am Samstag wird der von Westeuropa übergreifende Trog von dem über Osteuropa
liegenden langwellentrog "eingefangen". Gleichzeitig wölbt sich über dem nahen
Ostatlantik ein Keil auf, der bis nach Grönland gerichtet ist. Hierdurch wird
ein Bodenhoch westlich von Irland gestützt, das einen Keil bis ins Nordmeer
schiebt. Zwischen diesem Hoch und tiefem Luftdruck über Ost- und Südosteuropa
stellt sich eine schwache nördliche Strömung ein, die auch mitteltroposphärisch
zu finden ist. In dieser läuft am Sonntag ein weiterer Kurzwellentrog nach Süden
ab, so dass der wechselhafte Wettercharakter erhalten bleibt. Die Temperaturen
gehen ein wenig zurück, wobei es noch meist mäßig warm bleibt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum greift erneut ein flacher
Rücken auf die Nordsee und später auf das Vorhersagegebiet über. Der
korrespondierende Bodenkeil weitet sich nach Deutschland aus. Absinken mit
Auflockerungen, das am Sonntag bereits den Nordwesten erfasst, dürfte sich bis
Wochenmitte auch bis zu den Alpen durchsetzen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Samstag ist der aktuelle Lauf gegenüber den gestrigen Simulationen
weitgehend konsistent. Allerdings zeigt der gestrige 12 UTC-Lauf in Bezug auf
den von Nordwesten übergreifenden Trog eine Doppelstruktur. Auch wenn man den
Sonntag betrachtet, lässt sich davon ausgehen, dass mehrere Kurzwellentröge über
Mitteleuropa hinweg nach Südosten gesteuert werden. Im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitaum bestehen Unterschiede in Bezug auf den
südostwärts übergreifenden flachen Höhenrücken. Dieser war beim gestrigen 00
UTC-Lauf kräftiger ausgeprägt, beim nachfolgenden 12 UTC-Lauf jedoch
verschwunden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bereits ab Donnerstag beginnen sich Unterschiede zwischen den verfügbaren
Modellen abzuzeichnen. EZMW lässt neben UKMO und APREGE den südostwärts
schwenkenden Rücken rascher abflachen als die anderen Modelle, wogegen GFS und
auch das Modell des kanadischen Wetterdienstes den Rücken, wenn auch
abgeschwächt, selbst am Freitag noch zeigen. Der nachfolgende Trog ist bei den
meisten Modellen weitgehend ähnlich ausgeprägt. Lediglich GFS zeigt eine
zyklonale Nordwestströmung ohne eindeutige Keil-Trog-Strukturen. Am Sonntag
folgt nach EZMW ein weiterer Kurzwellentrog nach (was auch den Erfahrungen
entspricht, in einer Nordwestströmung kommt ein Trog selten allein), nach dem
kanadischen Modell ist dieser Trog nur sehr schwach ausgeprägt und die anderen
Modelle sind am Sonntag bereits wieder auf der antizyklonalen Schiene. Dieser
Trend setzt sich im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum fort. EZMW
lässt gegenüber den anderen Modellen das nachfolgende Bodenhoch mit einer
gewissen Verzögerung übergreifen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Version, wonach nicht nur einer,
sondern mehrere, aber relativ schwache Kurzwellentröge über Deutschland hinweg
südostwärts gesteuert werden. Zu Wochenbeginn sollte sich aber rasch wieder
antizyklonaler Einfluss durchsetzen. Der Spread nimmt dabei stetig über den
Vorhersagezeitraum hinweg zu.
Beim EPS des EZMW lässt sich ebenfalls die o.g. Entwicklung nachvollziehen.
Allerdings sind die über Deutschland hinwegschwenkenden Kurzwellentröge im EPS
weniger deutlich ausgeprägt als beim deterministischen Lauf. Größere
Niederschlagsereignisse, die vielleicht zu einer großflächigen Überregnung
führen könnten, sind auch hier nicht in Sicht. Der meiste Niederschlag fällt
staubedingt an den Alpen, wenngleich auch am Alpenrand keine warnrelevanten
Regenmengen zu erwarten sind.
Das EPS wird in drei Clustern zusammengefasst, die sich in der Geschwindigkeit
des Übergreifens des Troges am kommenden Wochenende unterscheiden. Dabei ist die
Wahrscheinlichkeit für eine raschere Passage dieses Troges höher als für eine
verzögerte Version. Die GFS-Variante (mit der zyklonalen Nordwestströmung) wird
in einem Cluster mit 13 Einzellösungen abgebildet. Der antizyklonale Einfluss im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum scheint nur von vorübergehender
Natur zu sein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Mittwoch sind keine signifikanten Wetterereignisse zu erwarten. Am Donnerstag
können sich in der einfließenden labil geschichteten Luft im Westen und
Südwesten erste Gewitter entwickeln, die bereits zu Starkregen führen können.
Am Freitag sind Gewitter mit Starkregen wahrscheinlicher, aber eine
ausgewachsene Schwergewitterlage zeichnet sich nicht ab. Am Samstag ist
weiterhin schauerartiger Regen zu erwarten, der vor allem im Süden noch
Gewittern einhergehen kann. Dabei nimmt die Wahrscheinlichkeit von Gewittern und
Starkregen im Sinne markanter Wettergefahren tendenziell ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann