DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-07-2019 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 06.07.2019 um 10.30 UTC



Zunächst mäßig warm, im Norden kühl und meist trocken. Ab Donnerstag etwas
wärmer, am Freitag gebietsweise starke Gewitter möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 13.07.2019


Dienstag ... ist die Wetterlage gekennzeichnet durch einen Langwellentrog über
Osteuropa, dessen Achse zum Mittagstermin von Weißrussland bis in die
Westukraine und Rumänien reicht. Über Westeuropa folgt ein Rücken nach, dessen
Achse aber das europäische Festland noch nicht erreicht. Bodennah weitet sich
das Hochdruckgebiet aber bereits bis nach Westdeutschland aus. Diese
Konstellation ist prädestiniert dafür, dass sich das gesamte Bundesgebiet im
Zustrom kühler Meeresluft befindet. Während an den Alpen noch T850 von +9 Grad
erreicht werden, sind es im Norden nur noch +1 bis +2 Grad (deutlich
unterdurchschnittliche Werte). In der Nacht verlagert sich der westeuropäische
Rücken nur langsam ostwärts. Allerdings macht sich im Nordwesten schon WLA
bemerkbar, die sich vor allem in Form von dichteren Wolken zeigen wird. Regen
sollte noch nicht fallen.

Mittwoch ... steigt die T850 im Süden und Westen etwas an, im Norden sind
weiterhin +4 Grad das Ende der Fahnenstange. Der Anstieg der Lufttemperaturen
hält sich damit in Grenzen. Zwischen dem Langwellentrog über Osteuropa und dem
Rücken über dem Westen des Kontinents ist über Mitteleuropa vor allem das
Bodenhoch wetterwirksam. Von Hochglanzsonnenschein ist man aber im Norden und
der Mitte doch etwas entfernt, im Süden können zumindest ein paar Sonnenstunden
gesammelt werden. Zu Niederschläge kommt es wahrscheinlich nicht bzw. nur sehr
lokal. In der Nacht erreicht die Keilachse Nordostfrankreich, Belgien und die
Nordsee. Die schwache WLA setzt sich zwar fort, die Erhöhung der T850 hält sich
aber weiterhin in Grenzen. Damit verläuft die Nacht meist trocken mit einigen
Wolkenfeldern.

Donnerstag ... liegt der Rücken von Südwest nach Nordost diagonal über
Deutschland. Allerdings kann sich die WLA im Nordosten Deutschlands noch immer
nicht richtig durchsetzen. Die T850 verbleibt dort um +7 Grad, im Südwesten
werden über +15 Grad erreicht. Während es in weiten Teilen des Landes den ganzen
Tag über trocken bleibt, sorgt ein nachrückender Randtrog ab dem Nachmittag vor
allem im Nordwesten Deutschlands für Schauer und einzelne Gewitter. In der Nacht
weiten sich diese etwas südostwärts aus, sollten die Südosthälfte zunächst aber
nicht erreichen.

Freitag ... befindet sich das Bundesgebiet auf der Vorderseite des scharfen
Randtroges, dessen Achse zu Mittag von den Benelux-Staaten bis zum Zentralmassiv
verläuft. Zum einen kommt es dabei auch im Nordosten zu einer Verstärkung der
WLA, zum anderen greifen Schauer und Gewitter sowie teils schauerartiger Regen
auf die Westhälfte über. Auch aus den Alpen heraus sind teils kräftige Gewitter
zu erwarten. Einzelne Unwetter müssen dabei in Betracht gezogen werden. Die
Temperaturen erreichen regional wieder sommerliches Niveau oder befinden sich
zumindest in einem Wertebereich zwischen 20 und 25 Grad. In der Nacht schwenkt
der Randtrog über Deutschland hinweg, das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt
langsam nach Polen. Die Schauer und die teils starken bzw. eventuellen schweren
Gewitter weiten sich auf die Osthälfte aus.

Samstag ... stellt sich wieder die Nordwestlage ein. Die kühle Meeresluft
flutete nach Lesart des EZWM weite Teile des Landes. Zudem kommt es im Süden
noch zu weiteren schauerartigen Niederschlägen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs ist am Beginn der Mittelfrist relativ
hoch. Die aus der Kurzfrist in die Mittelfrist reichende Nordwestlage mit einer
unterdurchschnittlich temperierten Luftmasse scheint gesichert. Ab Mittwoch
steigen die Unsicherheiten dann deutlich an. Im gestrigen 00-UTC-Lauf etablierte
sich über der südwestlichen Nordsee ein Bodenhoch mit einem korrespondierenden
Rücken über Großbritannien. Dagegen ist im aktuellen Lauf das Bodendruckfeld
dort tiefdruckgeprägt, der Rücken deutlich abgeflachter. Infolgedessen ist auch
die einsetzende WLA progressiver. Der Donnerstag ist nun keilgeprägt, der
Freitag durch den heranrückenden scharfen Trog gekennzeichnet. Dieser Ablauf
weist in den letzten Läufen eine sehr geringe Konsistenz auf. Die Unsicherheiten
sind damit in der zweiten Wochenhälfte noch erheblich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Dienstag ergeben sich zwischen den Globalmodellen EZMW, GFS und ICON keine
synoptisch relevanten Unterschiede. Am Mittwoch zeichnet GFS eine Einzellösung,
indem das Bodentief über der Nordsee deutlich ausgeprägter simuliert wird. ICON
propagiert dagegen die EZMW-Läufe von gestern mit hohem Luftdruck über
Nordwesteuropa. Prognoserelevant sind diese Unterschiede vor allem bezüglich des
Niederschlags: GFS rechnet im Nordwesten Deutschlands deutlich höhere Menge als
EZMW, bei ICON bleibt es trocken. Das Geopotential in der zweiten Wochenhälfte
ist ebenfalls noch unsicher. Sowohl die Ausprägung der Rücken und Tröge sowie
der zeitliche Ablauf schwankt zwischen den Globalmodellen deutlich. Allerdings
deutet vieles auf eine nordwestgeprägte Wetterlage hin mit nur kurzen
Südwestanteilen. Eine weitere Hitzewelle ist damit nächste Woche sehr
unwahrscheinlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für die Regionen Nord, Mitte und Süd bestätigen den bisher
beschriebenen Wettercharakter. Die Luftmassentemperatur steigt zwar zu Beginn
des Mittelfristzeitraums etwas an, bleibt aber vor im Norden und der Mitte
deutlich, im Süden leicht unterdurchschnittlich. Im Süden wird die etwas
verstärkte Warmluftzufuhr am Donnerstag und Freitag von den Ensembles nicht
richtig gestützt (obere Grenze). Bezüglich des Niederschlags herrscht im Norden
und der Mitte bis einschließlich Donnerstag weitgehend Fehlanzeige. Erst
nachfolgend zeigen auch die Ensembles Niederschlagssignale aufgrund des
durchschwenkenden Randtroges.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


GEWITTER:
Am Freitag von Nordwesten her einzelne starke Gewitter, im Tagesverlauf nach
Osten und Süden ausweitend. Einzelne Unwetter sind dabei möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det, EZMW-prob, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Florian Bilgeri