DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-07-2019 18:01
SXEU31 DWAV 051800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.07.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ab morgen Nachmittag ganz im Süden örtlich gewittriger Starkregen über 25 mm
innerhalb von 1 bis 6 Stunden. Bei länger andauerndem Regen innerhalb von 24 bis
36 Stunden ab morgen Nachmittag/Abend auch Dauerregen über 30 mm. Unwettermengen
über 50 mm möglich (besonders im Allgäu).
An der See ab morgen steife, exponiert auch stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir in einer recht glatten westlichen bis nordwestlichen
Strömung, mit der in den Norden kühle und wolkenreiche Luft herangeführt wird.
Vereinzelt regnet es hier.
In der Mitte und im Süden ist es locker bewölkt oder klar. Es kühlt auf 10 bis
15 Grad ab mit den höchsten Werten am Hochrhein und an der Nordsee.
Der Wind schwächt sich im Norden etwas ab, so dass zunächst keine 7er Böen
auftreten. Samstagfrüh nimmt der Wind aber wieder zu mit ersten steifen Böen an
der Nordsee, die vor der sich langsam annähernden Kaltfront auftreten.

Samstag ... verlagert sich das hoch reichende Tief weiter von Südnorwegen nach
Südschweden und der von diesem Tief ausgehende Höhentrog erfasst weite Teile
Deutschlands. Seine Kaltfront arbeitet sich leicht schleifend von der Deutschen
Bucht auch bis zum Abend zum nördlichen Mittelgebirgsraum voran. Dabei werden
meist Regenmengen zwischen 2 und 6 mm innerhalb von 6 Stunden simuliert.
Rückseitig dreht die bodennahe Strömung auf Nordwest, der Wind frischt auf und
erreicht im Norden meist nur 6er Böen, exponiert bringt er vereinzelt mal eine
Bft 7. An der Küste können dann verbreitet steife, exponiert stürmische Böen
auftreten.
Mit dem (vor allem in den diagnostischen Feldern) weit nach Süden reichenden
Trog kann sich die nach wie vor an den Alpen liegende feuchtlabile Luft wieder
etwas mehr nach Norden, d.h. bis ins nördliche Alpenvorland, vorschieben. Zudem
wird die Luftmasse aktiviert, Hebung lässt konvektive Umlagerungen
wahrscheinlicher werden. Das HKN sinkt auf teils unter 2000 m, der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser steigt auf deutlich über 30 mm, so dass die Konvektion
durchaus wieder heftiger ausfallen kann. Zudem ist die Scherung
(mitteltroposphärisch) mäßig ausgeprägt, so dass organisiertere Entwicklungen
möglich erscheinen. Die Modelle simulieren am Nachmittag ganz im Süden meist 4
bis 15 mm, ICON örtlich über 20 mm. Am Abend kommen nochmal teils über 10 mm
dazu. Mit dem Druckfall verschwindet die bisher wetterbestimmenden Hochbrücke.
Das äußert sich auch in einem Übergreifen hoher und mittelhoher, aber zunächst
lockerer
Wolkenfelder auf den Süden und Teile der Mitte. Da in diese Gebieten advektiv
eher etwas wärmere Luft gelangt, ist es ähnlich warm wie am Vortag und südlich
des Mains gebietsweise auch etwas heißer.
In der Nacht zum Sonntag schwenkt der nördliche Teil des Troges über den Norden
Deutschlands hinweg nach Polen, wogegen der südliche Trogteil "zurückhängt" und
ausgangs der Nacht erst den Südwesten Deutschlands erreicht. Immerhin dürfte die
Kaltfront dann die Mitte überqueren. Da diese Front von Kaltluftadvektion
überlaufen wird, sind daran allenfalls in Staulagen einige Millimeter
Niederschlag gekoppelt.
Der Süden verbleibt noch größtenteils an der Trogvorderseite, so dass die
Konvektion nicht so rasch zum Erliegen kommen dürfte und unmittelbar an den
Alpen vielleicht sogar eine Intensivierung, möglicherweise bis hin zum
unwetterartigen Starkregen bzw. Dauerregen, vorstellbar ist.

Sonntag ... ist die Höhenströmung über Deutschland im Randbereich des
Höhentiefkomplexes über dem Baltikum und über Südskandinavien deutlich zyklonal
gekrümmt, wobei der Wind aus West bis Nordwest kommt. Die Kaltfront des zum
Baltikum ziehenden Bodentiefs erreicht im Tagesverlauf die Alpen und stößt auf
die dort liegende feuchtlabile Luftmasse. Vom Südschwarzwald bis nach
Südostbayern werden abermals teils gewittrige Regenfälle ausgelöst, die häufig
im markanten Bereich liegen, was auch die Modelle zeigen (ICON örtlich über 20
mm/6 Stunden). Unwettermengen sind möglich (s. u.)
Postfrontal strömt von Nordwesten Meeresluft polaren Ursprungs nach Deutschland,
die im Norden naturgemäß relativ frisch ankommt (T850 um 2°C), während sie in
Süddeutschland modifiziert und deutlich erwärmt ankommt (T850 6 bis 11°C). Der
postfrontalen KLA folgend setzt Druckanstieg ein, der sich in Form eines vom
nahen Ostatlantik bis nach Mitteleuropa vorstoßenden Hochkeils widerspiegelt.
Unten antizyklonal, oben zyklonal ergibt unter dem Strich gemischtes Wetter mit
wechselnder Bewölkung und einzelnen Schauern, die aber nicht allzu ergiebig
ausfallen dürften. Im äußersten Nordosten, wo etwas Höhenkaltluft vorhanden ist
(T500 um -21°C) wird z.B. von ICON-Nest sogar ein kurzes Gewitter (auf Rügen)
zugelassen, was es aber abzuwarten gilt. Wahrscheinlicher als das ist auf alle
Fälle ein bevorzugt im Norden und Nordosten auffrischender und böiger West- bis
Nordwestwind mit Maximalböen der Stärke 7 Bft, an der Küste (Ostsee,
Nordfriesland) exponiert 8 Bft. Wie weit diese Windstärke letztlich nach Süden
ausgreift, sprich, wo eine Warnung vonnöten sein wird, kann heute noch nicht
abschließend beantwortet werden.
Die Temperatur erreicht an der Nordsee gerade mal 15/16°C, sonst werden von Nord
nach Süd 17 bis 24°C, am Oberrhein vielleicht 25°C erreicht, was für
Süddeutschland und die Mitte eine merkliche Abkühlung bedeutet (ohne dass es
freilich wirklich kühl wird außer in den Regionen mit Starkregen.

In der Nacht zum Montag werden mit Abzug der Kaltfront nach Oberitalien im
Alpenraum die anfangs teils gewittrigen Regenfälle schwächer. Vor allem in der
Mitte sind die Chancen für einen klaren Himmel am größten. Damit wird es recht
frisch mit Werten zwischen 7 Grad in Mittelgebirgstälern und 12 Grad an der See.
In Südbaden ist es mit 14 Grad nicht ganz so frisch.

Montag ... zieht ein weiterer Randtrog von der Nordsee und England nach
Deutschland. Zwischen dem bis zur westlichen Nordsee reichenden Azorenhochkeil
und dem hoch reichende Tief über Westrussland strömt von Nordwesten weiter
polare Meeresluft nach Deutschland, die sich auf dem Weg nach Süddeutschland
etwas erwärmen kann. Zusammen mit dem Höhentrog ergibt sich nach einem teils
heiteren Tagesbeginn ein wechselnd bewölkter Himmel und einzelne kurze Schauer
breiten sich im Tagesverlauf von Norddeutschland bis zur Mitte aus. Insgesamt
wird aber nur wenig Regen simuliert. Auch ganz im Süden regnet es noch, wobei
der Regen sich zum Abend in die Alpen zurückzieht. Zwischen Main und Donau ist
es weitgehend trocken. In der Nordhälfte werden nur Höchstwerte zwischen 15
Grad an der See und 19 Grad im nördlichen Mittelgebirgsraum erwartet. Im Süden
ist mit 20 bis 24 Grad angenehm warm und am Oberrhein können vereinzelt 25 Grad
erreicht werden.
Der Nordwestwind bleibt im Norden mäßig bis frisch mit steifen Böen an der See.
Im Süden ist der Wind schwach bis mäßig unterwegs.


Modellvergleich und -einschätzung
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Im Großen und Ganzen wird die Entwicklung von den externen Modellen ähnlich
simuliert.
Cosmo LEPS/EZMW-EPS und ICON-EPS berechnet im Zeitraum von morgen 18 UTC bis
Sonntag 18 UTC in einem Streifen vom Südschwarzwald bis nach Südostbayern hohe
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregenmengen über 30 mm. Selbst Unwettermengen über
50 mm sind möglich, vor allem im Allgäu!


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden