DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-07-2019 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.07.2019 um 10.30 UTC



Leicht wechselhaft und allenfalls nur mäßig warm. Erst deutlich nach Wochenmitte
mehr Sonne, weniger Regen und allmählich wieder wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 12.07.2019


Am Montag liegt Deutschland an der Südflanke eines Troges, in welchen ein
Höhentief über den Baltischen Staaten eingelagert ist. In der über Mitteleuropa
vorherrschenden nordwestlichen Strömung läuft ein Kurzwellentrog nach Südosten
ab, der am Dienstag den mit der Hauptachse über Osteuropa liegenden Trog
regeneriert. Der wetterbestimmende Trog wird von einem blockierenden Höhenhoch
über dem Nordmeer flankiert. Das korrespondierende Bodenhoch liegt ein wenig
nach Süden versetzt und hält über eine Brücke, die über die Britischen Inseln
hinweg südwestwärts gerichtet ist, Verbindung mit dem Azorenhoch. Im
Zusammenspiel mit tiefem Luftdruck über Osteuropa ergibt sich eine nordwestliche
bis nördliche bodennahe Strömung, mit der in den Norden und in die Mitte
Deutschlands eher kühle Luft gelangt und selbst im Süden die 20 Grad-Marke nur
wenig überschritten wird. Bedingt durch die Trograndlage und erst recht durch
Hebung, die durch den südostwärts schwenkenden Sekundärtrog ausgelöst wird,
kommt es vor allem nach Osten hin und staubedingt im östlichen Mittelgebirgen
sowie an den Alpen zu schauerartigen Niederschlägen. Nach Westen hin sind,
bedingt durch einen Bodenhochkeil, Auflockerungen am wahrscheinlichsten.
Am Mittwoch weitet sich der Trog in Richtung Adria aus, was auch
mitteltroposphärisch die Strömung eher auf Nord drehen lässt. Der Gradient
beginnt aufzufächern, so dass die Luftmasse allmählich zur Ruhe kommen dürfte.
In den östlichen Mittelgebirgen und am Alpenrand sind, wenn auch mit
nachlassender Tendenz, weitere schauerartige Niederschläge zu erwarten, die eher
aus Stau an den Gebirgen als aus dynamischen Hebungsprozessen resultieren.
Bis Donnerstag wandelt sich das blockierende Höhenhoch über dem Nordmeer in
einen Höhenkeil um, der sich unter Verkürzung der Wellenlänge allmählich nach
Osten in Bewegung setzt. Dessen Achse erreicht die Nordsee und Ostfrankreich.
Absinken in dessen Bereich dürfte die Niederschlagstätigkeit weitgehend zum
Erliegen bringen. Im Bodendruckfeld zeichnet sich eine gradientschwache, aber
antizyklonal geprägte Lage ab. Hierdurch ergeben sich vermehrt Auflockerungen,
im Westen und Süden ist dann wieder ein Temperaturanstieg auf Maxima deutlich
über 25 Grad vorstellbar.
Am Freitag verlagert sich der Keil nach Mitteleuropa. Allerdings bewirkt der
Keil die Aufspaltung der Frontalzone in einen nördlichen und einen südlichen
Ast, wobei letzterer über die Biskaya, Italien und Griechenland hinweg zum
Kaukasus verläuft. Kurzwellige Tröge, die in diesem Ast ablaufen, sorgen im
Südwesten und Süden Deutschlands für eine leichte Unbeständigkeit, was sich in
einer Zunahme der Gewitterneigung äußert. Dabei zeichnet sich nahezu über dem
gesamten Vorhersagegebiet wieder ein Temperaturanstieg ab.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verabschiedet sich der Keil
rasch nach Osten. Nachfolgend stößt erneut ein Trog über die Nordsee hinweg nach
Süd- Südost vor, wodurch der Temperaturanstieg am Wochenende nur von
vorübergehender Natur ist und sich zu Wochenbeginn eine erneute Abkühlung
abzeichnet.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden
gestrigen Modellläufen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede
lassen sich bis dahin nicht ableiten. Am Freitag ergeben sich Unterschiede, was
die Verlagerung des Zirkulationsmusters nach Südosten betrifft. Hier zeigt der
heutige 00 UTC-Lauf die rascheste Entwicklung. Größere Abweichungen ergeben sich
im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum. Den erneut über die Nordsee
und Deutschland hinweg nach Südosten vorstoßenden Trog hatten die beiden
gestrigen Modellläufe nicht im Programm. Der gestrige 00 UTC-Lauf war dagegen
deutlich antizyklonaler geprägt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Mittwoch zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend ähnliche
Entwicklung. Allerdings steilt nach ICON die nordwestliche Strömung an der
Rückseite des o.g. Troges weniger deutlich auf als nach EZMW und GFS. EZMW lässt
daher auch am raschesten den Trog nach Osten abziehen und den Höhenkeil
übergreifen. Dieser ist jedoch nach UKMO, ICON und nach dem Modell des
kanadischen Wetterdienstes kaum ausgeprägt. Vielmehr behalten diese Modelle eine
nordwestliche Strömung bei. Am Freitag lassen ICON und GFS, in verstärkter Weise
jedoch das kanadische Modell, einen weiteren Trog nach Südosten ablaufen, was
einen Temperaturanstieg eher unwahrscheinlich werden ließe. Das EZMW-Modell
nimmt hier eine Außenseiterposition ein. Im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum zeigt GFS eine auf Mitteleuropa übergreifende Blockierung,
wogegen das CMC wie auch EZMW einen Trog nach Südosten ablaufen lässt.
Allerdings wird dieser Trog von CMC weiter östlich gesehen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt bis etwa Freitag kommender Woche eher die Version des
EZMW-Hauptlaufs, wobei (anhand der 500 hPa Geopotential-Anomaliefelder des
EPS-Mittels) sogar eine Ausweitung des osteuropäischen Troges bis ins
Tyrrhenische Meer hinein vorstellbar wäre. Danach lassen sich Signale für eine
mögliche Blockierung über der Nordsee ausmachen. Der Spread ist nicht allzu
ausgeprägt, vielmehr lässt sich ab Wochenmitte auch hier ein Trend zu
ansteigenden Temperaturen ausmachen. Allerdings bleibt der leicht wechselhafte
Wettercharakter erhalten. Kräftigere Niederschlagssignale lassen sich an den
Alpen ausmachen, was zumindest zeitweise auf Stauniederschläge hindeutet.
Das EPS des EZMW folgt der oben beschriebenen Entwicklung, wobei auch hier der
Spread vor allem nach Norden hin vergleichsweise gering ist. Dabei sind die
beiden ungestörten Läufe für die Mitte und dem Süden Deutschlands im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum eher am unteren Rand der Verteilung der
Einzellösungen zu finden, d.h. das oben beschriebene Szenario ist noch nicht
unbedingt sicher. Zudem fällt auf, dass das EZMW deutlich weniger
Niederschlagssignale zeigt als das EPS des GFS. Für weite Teile von Deutschland
wären nach dem EPS des EZMW für den gesamten und auch erweiterten
Vorhersagezeitraum keine nennenswerten Niederschläge zu erwarten.
Das Clustering stützt mit 32 Fällen das oben beschriebene Szenario (mit dem
allmählich übergreifenden Keil), wogegen 19 Einzellösungen eher der Version der
anderen Modelle, wonach sich (mehr oder weniger mäandrierend) die nordwestliche
Strömung wieder durchsetzen soll.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag kann es an den Alpen noch kräftiger regnen, vereinzelte eingelagerte
Gewitter sind wenig wahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschließen. Für
Starkregen sollte es nicht mehr reichen.
Am Dienstag können mit geringer Wahrscheinlichkeit an der Ostseeküste (vor allem
Vorpommerns) sowie in exponierten Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge
einzelne stürmische Böen auftreten. Ansonsten sind keine markanten
Wetterereignisse zu erwarten.
Auch am Mittwoch und Donnerstag ist aufgrund der zu erwartenden
Hochdruckrandlage die Gefahr markanter Wettergefahren gering.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann