DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-07-2016 21:00
SXEU31 DWAV 011800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 01.07.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Samstag im Südosten örtlich markante Gewitter. Unwetterartige Entwicklungen
möglich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... Auf der Vorderseite des Zentraltiefs mit Kern bei Schottland und dem
zugehörigen Höhentrog über Westeuropa gelangt in den Osten und Süden
Deutschlands sehr warme oder warme Luft. Der Westen und Norden Deutschlands
liegt im Bereich der zunächst noch schleifenden Kaltfront, wobei einzelne
schauerartige Regenfälle auftreten. Im Laufe der Nacht kommt der Höhentrog mit
seiner Achse bis nach Frankreich voran und vorderseitig greift KLA ganz
Deutschland über, wenn man mal vom äußersten Osten absieht. Die Kaltfront kommt
damit bis etwa zur Mitte Deutschlands voran und die Kaltluftadvektion überläuft
die Front. Im Laufe der Nacht breiten sich somit schauerartige Regenfälle vom
Nordwesten weiter nach Südosten aus und auch vor der Front werden besonders in
der 2. Nachthälfte Schauer und Gewitter simuliert. Die damit verbundenen
Regenmengen belaufen sich nach den meisten Modellen auf 2 bis 10 mm in 6
Stunden, vereinzelt auch bei bis zu 15 mm (CosmoEU). Starkregen ist in der 1.
Nachthälfte unwahrscheinlich. Erst in der 2. Nachthälfte steigen bei CosmoDE-EPS
in Schleswig-Holstein örtlich auf 10 bis 20 Prozent.

Samstag ... greift der LW-Trog von Westen her auf Deutschland über und überdeckt
zum Tagesende das ganze Bundesgebiet. Vorderseitig werden durch Advektion
zyklonaler Vorticity (PVA) zwar Hebungsimpulse erzeugt, die aber durch den Trog
überlaufende KLA um einiges gedämpft wird.
Fakt ist, dass sich das Drehzentrum des hoch reichenden Tiefs zu den Shetlands
verlagert und die zugehörige Kaltfront schwenkt relativ zügig über Deutschland
hinweg, so dass am Abend auch der äußerste Südosten überquert wird. Während die
Schichtung im Frontbereich selbst stabil und somit gewitterunfreundlich bleibt,
wird in der präfrontalen Warmluft noch etwas ML-CAPE aufgebaut, vor allem im
äußersten SO Bayerns sowie in der Oberlausitz wo es noch am längsten
einstrahlt; dort sind Energiemengen von 300 bis knapp 1000 J/kg möglich (C-EU),
dazu PPWs von über
30 mm. Ob diese CAPE-Werte tatsächlich erreicht werden (oder evtl. noch höhere)
hängt nicht zuletzt vom Timing der Front bzw. der präfrontalen Bewölkung ab, die
ja doch ziemlich schnell nach SO vorstoßen soll.
Wie auch immer, im S und SO muss schon am Vormittag mit schauerartigen
Regenfällen und ersten markanten Gewittern gerechnet werden, wobei Starkregen
im Fokus steht.
Zum Mittag und frühen Nachmittag hin sind dann von Südostbayern bis zur Lausitz
stärkere konvektive Entwicklungen mit Starkregen, Hagel und Sturmböen möglich,
lokale Unwetter nicht ganz ausgeschlossen (s. u., hängt wie gesagt stark vom
Timing der Front und auch von möglicher Organisation der Konvektion ab).
Rückseitig der Kaltfront strömt ein Schwall erwärmter Meeresluft polaren
Ursprungs in den Vorhersageraum, in der die 850-hPa-Temperatur in weiten Teilen
der N-Hälfte auf 5°C oder etwas darunter zurückgeht. Auch in 500 hPa sinkt die
Temperatur, im N und W auf unter -20°C, lokal auf nahe -25°C. Dort werden sich,
nach einer vorübergehend trockenen postfrontalen Phase, Schauer und auch
einzelne (Kaltluft-)Gewitter entwickeln, die aufgrund der hohen Scherungswerte
in unteren Schichten vorderseitig des Troges durchaus linienhaft organisiert
sein können. ML-CAPE bis etwa 300 J/kg, abnehmende PPWs auf unter 20 mm sowie
eine vergleichsweise flotte Grundströmung deuten vornehmlich auf stürmische
Böen, vielleicht noch auf kleinkörnigen Hagel hin, während Starkregen weniger in
Frage kommt.
Der auf südwestliche bis westliche Richtungen drehende Wind frischt besonders
bei Konvektion sowie bei Frontpassage auf mit Spitzen 7 bis 8 Bft. An der
Nordsee sind auch über längere Zeit Böen 7 Bft möglich.

Sonntag ... verbleibt vor allem die Nordhälfte im Einflussbereich des
umfangreichen Langwellentroges, dessen Drehzentrum sich Sonntagabend in etwa
über dem Nordmeer befindet (also deutlich weiter im Norden als am Vortag). Ein
kurzwelliger Anteil zieht am Abend über Norddeutschland hinweg ostwärts und die
höhenkälteste Luft sorgt mit -20 bis -24 Grad in 500 hPa für Labilisierung.
Hinter der Haupttrogachse über Polen weitet sich im Bodendruckfeld die flache
Hochdruckbrücke über Süddeutschland noch etwas weiter nach Norden aus. Somit
steht in weiten Teilen Süd- und Ostdeutschlands, eventuell auch bis in die
mittleren Landesteile, ein wettertechnisch ruhiger Tag ins Haus. Dort wechseln
sich Sonne und Quellwolken ab, Schauer sollte es kaum geben. Die Quellwolken
breiten sich tagsüber gebietsweise verstärkt horizontal unterhalb der
Absinkinversion aus, was vorübergehend starke Bewölkung bedeutet.
Nach Norden und Nordwesten zu entwickeln sich innerhalb der labilen
Meeresluftmasse - unterstützt durch den Tagesgang und den oben erwähnten
Troganteil - erneut Schauer und auch kurze Gewitter. Dabei kann es starke Böen
geben, markante Begleiterscheinungen sind dagegen wohl voraussichtlich eher
selten anzutreffen.
Die Höchstwerte bewegen sich in der einströmenden erwärmten polaren Meeresluft
(4 bis 9 Grad in 850 hPa, von Nord nach Süd ansteigend) zwischen 17 Grad auf
Sylt und 23 Grad am Oberrhein.

Montag ... befindet sich Deutschland zwischen dem hoch reichenden Tief über dem
Nordmeer und einer Hochdruckzone, die vom südöstlichen Mitteleuropa über
Süddeutschland bis zu den Azoren reicht in einer recht glatten westlichen
Strömung.
Im Tagesverlauf gelangt in allen Schichten der Troposphäre wärmere Luft, so dass
im Süden die 850-hPa-Temperatur wieder auf 10 bis 13 Grad steigt, so dass dort
in Tallagen wieder sommerliche Temperaturen auf der Karte stehen. Nach Norden
hin liegen die Temperaturen nur bei 19 bis 23 Grad. Da keine großen
Hebungsantriebe erkennbar sind, sind auch keine stärkeren Regenfälle zu
erwarten. Während in der deutschen Modellkette lediglich im Küstenbereich
einzelne Schauer simuliert werden, sind nach EZMW und GFS auch im Norddeutschen
Tiefland und in der Mitte einzelne kurzen Schauer möglich.

Abgesehen von steifen Windböen an der Küste verläuft der Tag wahrscheinlich
warnfrei.



Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die externen Modelle zeigen bis Montag ähnliche synoptischen Basisfelder.

Was die Unwettergefahr morgen angeht, so gibt es bereits morgen Vormittag nach
CosmoDE-EPS in Sachsen leicht erhöhte Wahrscheinlichkeiten für heftigen
Starkregen über 35 mm in 6 Stunden. Am Nachmittag verstärken sich die Signale
und dehnen sich in den Südosten Brandenburgs aus.
Auch im Südosten Bayerns gibt es Starkregengefahr.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden