DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-06-2019 07:30
SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 28.06.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HM
Nach vorübergehender Entspannung am Wochenende wieder zunehmende Wärmebelastung.



Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegt am Boden eine Hochdruckzone, die sich von der Nordsee bis zum
Balkan erstreckt. Gestützt wird sie von einem Keil über Westeuropa, der sich nur
sehr langsam ostwärts verlagert. Auf der Rückseite des Keils befindet sich ein
Trog über dem östlichen Atlantik und mit der sich dadurch einstellenden süd- bis
südwestlichen Strömung wird westlich der Achse des Keils nach Frankreich heiße
Luft advehiert. Bei uns wird, östlich der Achse, mit einer nördlichen Strömung
nicht so warme Luft herangeführt wird. Aufgrund dessen stellt sich bei der 850
hPa Temperatur ein recht starker Gradient ein. Sind es im Südwesten 19 Grad, so
werden im Nordosten nur kaum 10 Grad erreicht. Über dem südlichen Frankreich
werden sogar T850-Werte von unfassbaren 28 Grad simuliert! Daher auch bei uns
die recht deutlichen Unterschiede bei der Temperatur. An der Nordsee bei Seewind
kaum 20 Grad, sonst im Norden meist unter 25 Grad und im Südwesten wieder über
30 Grad.
Durch das vorherrschende Absinken scheint fast überall die Sonne. Die anfangs
recht dichte Bewölkung im Norden und Osten wird im Tagesverlauf aufgelöst.
Lediglich im Norden und Osten gibt es noch ein paar flache Quellungen, die aber
nicht für einen Schauer reichen.
Auch der Wind spielt keine Rolle, da der Gradient recht aufgefächert ist.

In der Nacht zu Samstag schwächt sich der Rücken im Westen geringfügig ab. Seine
Achse kommt aber kaum ostwärts voran. Das damit korrespondierende Bodenhoch
schwächt sich ebenfalls leicht ab und verlagert sich mit Schwerpunkt über
Mitteleuropa nach Osten. Somit kann sich die sehr warme Luft nicht nachhaltig
nach Nordosten ausbreiten, immerhin erreicht uns die 20-Grad-Isotherme in 850
hPa unseren äußersten Westen. Der Himmel ist aufgrund des Absinkens klar und die
Nebelneigung gering. Richtung Nordsee breiten sich wieder St oder Sc Wolken aus.
Die Nacht eignet sich bei angenehmen 16 bis 8 Grad zum Durchlüften.


Samstag... kommt der Rücken dann weiter nach Osten voran, verkürzt dabei seine
Amplitude und schwächt sich auch ab. Seine Ache liegt am Tagesende etwa über der
Mitte Deutschlands. Auch der Bodenhochdruck schwächt sich ab und verliert an
Kontur und somit verbleibt eine flache Zone erhöhten Druckes über dem östlichen
Mitteleuropa. Über Westeuropa bildet sich eine flache Tiefdruckrinne aus. Die
nachfolgende Kaltfront liegt rückseitig davon am Rande des Kontinents.
Bein uns dominiert aber weiterhin Absinken und von Südwesten her wird wieder
etwas heißere Luft zu uns geführt. Somit ist es fast überall wolkenlos und die
Temperaturen steigen außer in Küstennähe über 30 Grad an. Vor allem im Südwesten
und Westen sind bis 36 Grad möglich und auch die Wärmebelastung nimmt vor allem
im Südwesten wieder zu.
Somit wird es auch in der Nacht zum Sonntag wieder deutlich wärmer als in den
Vornächten und vor allem in den größeren Städten im Westen ist wieder mit einer
tropischen Nacht zu rechnen. Dagegen sinken im Südosten und Süden die
nächtlichen Minima auf 15 bis 11 Grad. Warntechnisch ist bei meist klarem Himmel
nichts zu erwarten.


Sonntag... liegen der Süden und der Osten im Einflussbereich des allmählich nach
Osten wegkippenden Höhenrückens. Der Rest des Landes gelangt aber auf die
Vorderseite eines Langwellentroges, der vom Seegebiet östlich von Island bis
nach Irland reicht. In der sich dadurch einstellenden südwestlichen Strömung
wird wieder heiße bis sehr heiße Luft nach Deutschland geführt: Die Temperaturen
im 850-hPa-Niveau liegen zum Mittagstermin zwischen knapp 20°C an der dänischen
Grenze und knapp 24 Grad am Alpenrand. Allerdings nimmt ab Mittag im Nordwesten
die Bewölkung zu. Ursache ist das Übergreifen der Kaltfront eines Tiefs über dem
mittleren Norwegen. Bis zum Abend erreicht die Kaltfront und die daran
befindliche meist mittelhohe oder hohe Bewölkung in etwa eine Linie von der
Lübecker Bucht bis zur Eifel. Niederschläge sind auf Grund mangelnder
dynamischer Unterstützung daran aber nicht zu erkennen. Hinter der Kaltfront
sinkt die Temperatur in 850 hPa bis zum Abend im Nordwesten von 20 auf 10 Grad
ab. mit der Kaltfront kommt es weiterhin zu einer Windzunahme. Vor allem in der
Nordhälfte frischt der Wind mit Frontannäherung böig auf und dreht von Südwest
auf Nordwest. Dabei gibt es bis in tiefe Lagen steife, an der Küste auch
stürmische Böen (Bft 7 bis 8).

Die Temperaturen in zwei Metern über Grund abgesehen vom Küstenbereich
verbreitet auf über 30 °C, meist sogar auf über 35 °C. Lokale Spitzen bis 39
Grad sind vor allem im Südwesten und in der Lausitz möglich.

In der Nacht zum Montag kommt die Front langsam weiter südwärts voran. An den
Alpen wird von den deutschen Modellen auch etwas Regen prognostiziert, teilweise
treten demnach Richtung Alpen sogar Gewitter auf, die dann auch recht kräftig
ausfallen könnten. Die anderen Modelle sind aber deutlich zurückhaltender.
Ansonsten gibt es in der Nacht vor allem in der Mitte und im Süden mehr Wolken.
Die Temperaturen gehen in der Nordhälfte auf 15 bis 13 Grad, im Süden auf 18 bis
15 Grad zurück. In den Städten im Südwesten kann es nochmals eine tropische
Nacht geben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Auch die anderen Modelle zeigen eine recht ähnliche Entwicklung, sodass keine
warn- oder prognoserelevanten Unterschiede auszumachen sind.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich