DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-06-2019 17:01
SXEU31 DWAV 271800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.06.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Freitag im Südwesten, am Samstag und Sonntag in fast ganz Deutschland starke
Wärmebelastung. Nur an der See nicht ganz so warm.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... Die Kaltfront eines Tiefs über Westrussland ist im Süden angelangt,
kommt kaum weiter zu den Alpen voran und löst sich nachts auf. Ursache ist
zunehmender Hochdruckeinfluss über Deutschland: Der Keil des Hochs bei
Schottland verstärkt sich über der Mitte Deutschlands. Grund hierfür ist ein
kräftiger Höhenkeil, der von Großbritannien etwas nach Osten vorankommt und bei
uns eine antizyklonale Randstruktur bekommt. Mit dem Abzug des Tiefs wird im
Norden auch der Gradient schwächer, so dass der Wind an der Küste abnimmt.
Windwarnungen sind daher an der See nicht mehr nötig in der Nacht. Während im
Nordwesten weiter SC-Bewölkung von der Nordsee heranzieht, ist es im übrigen
Deutschland meist gering bewölkt. So wird die Nacht deutlich frischer als
bisher: Meist liegen die Werte zwischen 8 Grad in Storman und örtlich 17 Grad am
Oberrhein.

Freitag ... ändert sich an den Strömungsverhältnissen über Mitteleuropa nicht
viel. Eine Hochdruckzone von der Nordsee bis zum Balkan wird vom Keil über
Westeuropa gestützt, der nur sehr zögernd, wenn überhaupt Boden nach Osten
gutmacht. Die wärmste Luft wird dabei über Westeuropa, auf der Vorderseite eines
Troges, nach Norden geführt, allerdings liegen wir immer noch am Rand dieser
heißen Luftmasse, während in den Norden und Nordosten weniger warme Luft über
die Nord- und Ostsee herangeführt wird.
Über Frankreich werden in 850 hPa 27 Grad erwartet, bei uns sind es im Südwesten
ca. 18 Grad, im Nordosten knapp unter 10 Grad. Entsprechend verteilen sich auch
die Höchsttemperaturen, die im Südwesten über 30 Grad liegen, im Norden
gebietsweise unter 25 Grad, an der Nordsee bei Seewind sind auch die 20 Grad
kaum drin. Unter Absinken scheint fast überall die Sonne, im Norden und Osten
gibt es vielleicht ein paar flache Quellwolken, Schauer aber nirgends.

Der Gradient ist soweit aufgefächert, dass auch der Wind keine Rolle mehr
spielt.

In der Nacht zum Samstag verschiebt der Rücken seine Achse in unsere Richtung,
das zugehörige Hochdruckgebiet verlagert seinen Schwerpunkt über Mitteleuropa
nach Südosten. Die sehr warme Luft breitet sich damit wieder nach Nordosten aus.
Bei klarem Himmel ist die Nebelneigung gering, nur an der Nordsee können sich
ein paar SC oder St-Felder halten, sonst bleibt es klar. Die Luft kühlt sich auf
recht angenehme 16 bis 11, gebietsweise auf Werte um 10 Grad ab.

Samstag ... setzt sich der Rücken etwas mehr nach Osten in Bewegung, da seine
Amplitude bei gleichzeitiger Abschwächung kleiner wird. Die Achse liegt abends
etwa über der Mitte des Landes. Die Bodenhochdruckzone verliert gleichfalls an
Kontur, übrig bleibt eine flache Zone erhöhten Druckes über dem östlichen
Mitteleuropa, während sich über Westeuropa eine flache Tiefdruckrinne formiert
mit eingelagerter Konvergenz und rückseitiger Kaltfront.

Das hat für uns aber noch keine Bedeutung. Vielmehr kommt die heiße und trockene
Luft von Südwesteuropa erneut nach Nordosten voran. Dabei dominiert der
Höhenrücken mit Absinken, so dass bei anhaltendem Sonnenschein wieder verbreitet
mehr als 30 Grad erwartet werden. Im Westen und Südwesten sind örtlich wieder an
die 36/37 Grad möglich (schließlich liegen die 850-hPa-Temperaturen zwischen 21
Grad im Südwesten und 18 Grad im Nordosten). Die Wärmebelastung nimmt in ganz
Deutschland zu.

Die Nacht zum Sonntag wird deutlich wärmer als die Vornächte und taugt teilweise
nicht mehr so gut zum Durchlüften. Im Westen und in größeren Städten wird die 20
Grad-Marke als Minimum angepeilt. Sonst werden bei klarem Himmel meist 14 bis 19
Grad erwartet.

Sonntag ... verlagert sich der Rücken unter weiterer Abflachung nach Osteuropa
und wir kommen an seinem Westrand in eine recht glatte Südwestströmung. Die
Kaltfront eines Tiefdrucksystems über dem südlichen Nordmeer und Südskandinavien
verlagert sich damit etwas schneller ostwärts. Sie liegt morgens noch an der
Belgischen Küste und auf der östlichen Nordsee, mittags dann wird eine Linie
Nordfriesland-Belgien erreicht und abends erfasst sie Rügen und den Hunsrück.
Zuvor sorgt eine Konvergenz nach derzeitigem Stand für einen Windsprung.
Insgesamt wird aber kaum Wetteraktivität von den Globalmodellen simuliert
(Ausnahme: GFS). Offenbar kommt sie stabil nach Deutschland und wird von KLA und
Druckanstieg überlaufen.
Abgesehen vom äußersten Nordwesten, wo es möglicher Weise örtlich bereits etwas
frischer wird, gibt es erneut einen heißen Tag mit Werten zwischen 30 Grad auf
Fehmarn und 38 Grad im Südwesten, in der Mitte und im Osten. Erneut stehen die
Chancen nicht schlecht für die Verbesserung des Juni-Temperaturrekordes von 38,6
Grad, zumal der Wind nachmittags etwas auffrischt.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumigen synoptischen Strukturen werden recht ähnlich simuliert


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden