DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-06-2019 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.06.2019 um 10.30 UTC



Am Wochenende erneut teils extreme Hitze. Zu Wochenbeginn im Süden Gewitter mit
Unwetterpotential.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 03.07.2019


Am Samstag schwenkt ein breiter Höhenrücken über Mitteleuropa nach Osten bis
Südosten. Auch der Schwerpunkt des hohen Druckes am Boden verlagert sich zum
Alpenraum und in die östlichen Landesteile. Dabei gelangt - überlagert von
Absinken - mit südlicher Strömung heiße Luft nach Deutschland, in die
Temperaturen bei anhaltendem Sonnenschein auf 30 bis 37 Grad steigen. An den
Küsten sind teilweise nur Werte um 23 Grad auf der Karte.
Am Sonntag kippt der Höhenrücken weiter nach Osten weg, lediglich der Süden
bleibt unter seinem direkten Einfluss, sonst stellt sich eine westsüdwestliche
Strömung ein. Infolge der weiteren Aufheizung der Luftmasse bildet sich eine
Bodentiefdruckrinne mit eingelagerter Konvergenz, die über uns nach Osten
schwenkt. Auf den Nordwesten greift im Tagesverlauf die Kaltfront eines Tiefs
über Mittelschweden über. Aufgrund der vorangegangenen Austrocknung der
Luftmasse sollte sich konvektiv aber nicht viel tun. Auch die nachfolgende
Kaltfront ist mangels dynamischer Unterstützung kaum wetteraktiv. Der auf West
drehende Wind kann allerdings teilweise kräftig auffrischen.
Allenfalls über dem süd- und mitteldeutschen Bergland sind vereinzelte heftige
Gewitter nicht ganz ausgeschlossen. Die Hitze erreicht wieder einen Höhenpunkt.
Außer ganz im Nordwesten und an der See werden mehr als 30 Grad erreicht, lokal
sind 38 bis 39 Grad möglich.
Am Montag liegen wir am Rand eines Troges über Nordeuropa in einer
westsüdwestlichen Strömung, die nach Norden hin leicht zyklonale Kontur
aufweist. Die Bodentiefdruckrinne zieht rasch nach Osten ab. Auf ihrer Rückseite
kommt die Kaltfront mit der auf Nordwest drehenden Strömung langsam nach Süden
voran, erreicht den äußersten Südosten aber tagsüber noch nicht. Die
Wetteraktivität am Tiefausläufer ist durch kräftige Kaltluftadvektion über dem
Norden und auch meist über der Mitte stark gedämpft, so dass - außer dem erneut
stark böig auffrischendem Wind - nicht viel passiert. Erst über dem Süden und
über der östlichen Mitte zeichnet sich eine aktivere Passage ab. Hier muss im
Tagesverlauf mit teils heftigen Gewittern mit Unwetterpotential gerechnet
werden. Im Norden und Westen kühlt es postfrontal deutlich ab, sonst wird es
nochmal heiß mit 30 bis 34 Grad.
Am Dienstag überquert die Kaltfront auch den äußersten Süden, wo allerdings die
heiße und instabile Luft nicht vollständig ausgeräumt wird. Hier sind im
Tagesverlauf einzelne starke Gewitter nicht ausgeschlossen. Ansonsten liegen wir
zwar unter einer leicht zykonalen nordwestlichen Strömung. Es baut sich vor dem
nächsten Rücken über dem Nordostatlantik rasch wieder ein Hoch auf, das einen
Keil in unsere Richtung ausstreckt. Ganz im Norden fließt eine sehr kühle
Luftmasse ein, in der die Temperaturen in 850 hPa zum Abend nur noch wenig über
0 Grad liegen, während im Süden mehr als 14 Grad in diesem Level zu finden sind.
Dies spiegelt sich dann auch bei den Höchstwerten wieder, die kaum 20 Grad ganz
im Norden betragen, während am Oberrhein um 30 Grad zu erwarten sind.
Am Mittwoch verschiebt das Hochdruckgebiet seinen Schwerpunkt unter Abschwächung
in die Nordsee. Sein Einfluss auf unser Wetter ist damit ungebrochen. In den
Norden fließt in flacher Schicht kühle Luft ein. Der äußerste Süden verbleibt
dagegen weiter unter einer sehr warmen, instabilen Mischluftmasse, in der an und
in den Alpen im Tagesverlauf einzelne Schauer und Gewitter ausgelöst werden
können.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS Modells ist über weite Strecken gut. Nur in Details
unterscheiden sich die letzten Läufe. So ist der aktuelle Lauf etwas langsamer,
was die Passage der Kaltfront angeht, als der direkte Vorlauf.
Zum Ende und in der erweiterten Mittelfrist werden die Unterschiede größer. So
sahen die letzten Läufe zum Ende wieder ein kräftigeres Hochdruckgebiet vor,
dass aktuell durch ein schwächeres Exemplar ersetzt wurde. Die erweiterte
Mittelfrist wird aktuell in einer westlichen Strömung leicht wechselhaft
simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


grundsätzlich sehen die auch GFS und ICON dem IFS relativ ähnlich. Wirkliche
Alternativen zur gezeigten Entwicklung gibt es damit nicht. Was die Kaltfront am
Montag angeht simulieren GFS und ICON schneller und mit etwas dynamischer
Unterstützung durch den Trog im Norden, so dass auch über dem Norden und der
Mitte ein paar Schauer denkbar wären. Zum Ende der Mittelfrist am nächsten
Mittwoch folgt im ICON ein weiterer Randtrog über die Nordsee, der für einen
leicht zyklonaleren Touch sorgen könnte.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die
Aussagen des operationellen Laufs. Die Kurvenschar der Temperatur 850 hPa und
des Geopotentials 500 hPa verlaufen mit relativ geringem Spread bis zum Ende des
Vorhersagezeitraums. Die Kurve des operationellen Laufs hält sich nahe dem
wahrscheinlichsten Bereich der Members auf. Ab Montag gibt es im Norden
wiederholt, nach Süden zu teilweise nur sporadisch Niederschlagssignale.
Bis +96 h existieren 3 Cluster die sich für Mitteleuropa nur wenig
unterscheiden. Die 3 Cluster im nächsten Zeitraum bis +168h zeigen etwas
zonalere Verhältnisse, wobei sich von Westen her aber rasch wieder ein
Höhenrücken nähert, zumindest in Cluster 1 und 2, nur Cluster 3 (12 Member)
bleibt bis zuletzt im Trograndbereich und ähnelt der ICON Lösung.
In der erweiterten Mittelfrist liegen dann 5 Cluster vor, die überwiegend
antizyklonale Lösungen zeigen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikant wird am kommenden Wochenende die Temperaturentwicklung. Teilweise
muss mit extremer Hitzebelastung gerechnet werden. Diese zeichnet sich auch im
EFI ab, der eine starke positive Temperaturanomalie zeigt. Diese zieht am Montag
in den Südosten zurück. Dort existierten dann auch Signale für erhöhte
Cape-Shear Werte, die das Unwetterpotential belegen. Zuvor kommt es am
Wochenende wahrscheinlich kaum zu Gewittern, falls doch, werden auch diese rasch
unwetterartig. Am Dienstag ziehen sich die Gewitter zum Alpenrand zurück, dort
kann es weiter starke Entwicklungen geben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS, IFS EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner