DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-06-2019 07:30
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.06.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu HB
Heute starke bis sehr starke Wärmebelastung, nur ganz im Norden und im Nordosten
angenehmer.
Am Donnerstag nur im Süden, am Freitag nur noch im Südwesten heiß.
Am Donnerstag im Alpenraum örtlich starke Gewitter, Unwetter nicht
ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... wird der mitteleuropäische Höhenkeil durch weitere
Warmluftadvektion an dessen Westflanke gestützt und dehnt sich nach England aus.
Der östliche Teil des Höhenkeils schwenkt vom südöstlichen Mitteleuropa nur sehr
langsam weiter zum nordwestlichen Balkan. Zwischen beiden Keilen wird die
Höhenströmung vorübergehend recht glatt und dreht bei uns auf West.
Derweil zieht ein Bodentief von Dänemark in den Raum Gotland. Zwischen dem Tief
und dem kräftigen Hoch westlich der Hebriden strömt von Nordwesten frischere
Luft nach Nordwestdeutschland, wobei die nicht aktive Kaltfront abends die
nördlichen Mittelgebirge erreicht. Auf ihrer Rückseite stabilisiert sich die
Troposphäre. Mit der Kaltluftadvektion schiebt sich ein Keil des Hochs nach
Norddeutschland vor und im Randbereich verstärkt sich der Wind von der
Nordfriesischen Küste bis zur Ostsee und nach Nordbrandenburg. Damit sind dort
6er und vor allem an der See einzelne 7er Böen möglich und auf dem Brocken auch
stürmische Böen. Südlich der Kaltfront, also in der Mitte, im Süden und im Osten
Deutschlands, baut sich im Tagesverlauf ML-Cape auf meist zwischen 1000 und 2000
J/Kg und örtlich auch mehr Cape bei PPWs zwischen 30 und 40 mm. Schauer oder
Gewitter werden aber dank der wie am Vortag vorhandenen Deckelung und durch
vorherrschendes Absinken kaum simuliert. Lediglich GFS bringt in Nordhessen, in
Sachsen und ganz im Nordosten isolierte Schauer und Gewitter. Hier könnte sich
die Vorderseite eines sich über der Nordsee bildenden Troges bemerkbar machen.
CosmoDE-EPS hat beim Maximum im Gegensatz zu gestern keine Regensignale im
Nordosten Brandenburgs und in Vorpommern, während ICON geringe Signale für
Schauer und Gewitter hat.
Im Nordwesten wird die heißeste Luft zum südlichen Norddeutschland abgedrängt,
die 15-Grad-Isotherme wird abends über der Lüneburger Heide und über dem Emsland
erwartet. Im äußersten Südwesten liegt dann die 850-hPa-Temperatur bei 25 Grad.
Entsprechend liegen die Höchstwerte zwischen 30 Grad knapp südlich von Hamburg
und 38 bis 39 Grad am Oberrhein. Daher ist es durchaus wahrscheinlich, dass von
Mannheim bis nach Breisach örtlich der Deutschland-Temperaturrekord von 38,5
Grad geknackt wird.

In der Nacht zum Mittwoch wird ein in der Frontalzone eingelagerter schwacher
Trog, der sich zwischen den beiden Hochkeilen entwickelt hat, von der Nordsee
nach Westpolen gesteuert und rückseitig verstärkt sich durch WLA der Höhenrücken
über England. Trogvorderseitig verlagert sich die Kaltfront weiter zur
Main-Linie. Rückseitig schiebt sich der o. e. Hochkeil zum nördlichen
Mittelgebirgsraum vor. Niederschlag wird dank des im Norden und der Mitte
wirksamen Keils und des im Süden wirkenden Höhenkeils nicht berechnet.
Dabei geht die Temperatur im Südwesten häufig nicht unter die 20 Grad-Marke
zurück. Ansonsten werden Werte zwischen 12 Grad im Norden und 19 Grad in
Ostbayern erwartet.

Donnerstag... verlagert sich der Trog unter leichter Intensivierung über Polen
hinweg ostwärts. Da sich über die Britischen Inseln hinweg erneut ein Keil in
Richtung Island aufwölbt, stellt sich eine aufsteilende nordwestliche
Höhenströmung ein. Am Rande des nach Schottland wandernden Bodenhochs dreht die
Strömung im Süden auf Nordost und im Norden auf Nordwest. So wird die Kaltfront
nach Süden gedrückt und erreicht bis zum Abend das Alpenvorland. Vorderseitig
erfolgt Hebung, die bisher gefehlt hat. Mit dem Ergebnis, dass in der
feuchtlabilen Luft, die an den Alpen zusammengeschoben wird, sich örtlich
konvektive Umlagerungen entwickeln können, die das gesamte Spektrum, was
sommerliche Gewitter bieten können, umfassen. Die Auslösetemperatur von 29 bis
34 Grad sollte erreichbar sein. Vor allem am östlichen Alpenrand ist die Gefahr
hochreichender Konvektion am größten. Neben teils heftigem Starkregen ist auch
größerer Hagel vorstellbar (Dafür sprechen Cape-ML-Werte teils über 2000 J/Kg
bei PPWs um 35 mm).

In den anderen Gebieten sorgt der in den Nordwesten Deutschlands gerichtete
Keil, der von dem Hoch über Schottland ausgeht, für Absinken. Sc-Felder können
dann von der Nordsee hereindriften. Zudem frischt der Wind auf, antizyklonales
Ausfließen kann, verstärkt durch den Tagesgang, im Norden und Nordosten zu
steifen Windböen führen. Exponiert ist auch mal eine 8er Bö vorstellbar.
In Verbindung mit der postfrontal einfließenden mäßig warmen Luftmasse werden im
Nordwesten und Norden 20 bis 25, in Nordseenähe nur Werte um 18 Grad erreicht.
Von NRW bis zur Lausitz werden 26 bis 29 Grad und südlich von Main und Hunsrück
werden 30 bis 37 Grad erreicht mit den höchsten Werten in Südbaden.

In der Nacht zum Freitag wölbt sich der wetterbestimmende Höhenkeil dicht
westlich von uns noch etwas nach Norden aus. Durch diesen Keil wird das
Bodenhoch bei Schottland gestützt, dessen Keil sich bis zu den Alpen ausweitet.
Das resultierende Absinken lässt die Konvektion auch am östlichen Alpenrand
alsbald in sich zusammenfallen.
Im Norden, Osten und in den mittleren Gebieten führt die postfrontal
eingeflossene merklich kühlere Luft zu einem Temperaturrückgang auf 14 bis 9
Grad. Im Südwesten und ganz im Süden kann sich diese Luftmasse noch nicht so
recht durchsetzen, so dass dort Temperaturminima zwischen 20 Grad (in größeren
Städten) und 19 bis 15 Grad (abseits davon) zu erwarten sind.

Freitag... schwenkt die Achse des Höhenkeils unter leichter Ausweitung nach
Norden zur Nordsee. Das korrespondierende Bodenhoch beginnt sich abzuschwächen,
verlagert sich zur mittleren Nordsee und bestimmt weiter unser Wettergeschehen.
Im Bereich des Hochs haben sich die Luftdruckgegensätze soweit abgeschwächt,
dass der Wind im Norden nicht mehr warnrelevant ist. Großräumiges Absinken lässt
erneut keine Bildung von Konvektionsbewölkung zu. Allenfalls der Norden und
Nordosten wird im Tagesverlauf von Sc-Feldern gestreift, die sich im
Tagesverlauf weitgehend auflösen.
In Verbindung mit der eingeflossenen, etwas gemäßigteren Luftmasse sind im
Norden und Osten Temperaturmaxima zwischen 24 und 29, in Küstennähe zwischen 19
bis 23 Grad zu erwarten. Im Südwesten steigt die Temperatur dagegen erneut auf
30 bis 34 Grad.
In der Nacht zum Freitag verlagert sich das Hoch nach Deutschland und bei klarem
Himmel und schwachem Wind wird es deutlich frischer als in den Nächsten zuvor.
Es werden Tiefstwerte zwischen 10 Grad im Wendland und 17 Grad in Südbaden
erwartet.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die Entwicklung recht ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden