DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-06-2019 17:01
SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 24.06.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunehmende Hitze, sonst keine Warnungen. Erst am Donnerstag an den Alpen Gefahr
von Gewittern


Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... verstärkt sich der wetterbestimmende Höhenkeil, der vom westlichen
Mittelmeerraum in Richtung Alpenraum weist, etwas und so liegt in der Nacht die
Achse über unseren westlichen Landesteilen. Dadurch wird mit einer südlichen bis
südwestlichen Strömung weiterhin Luft aus Südeuropa und Nordafrika zu uns
geführt. Westlich davon weitet sich der Trog über dem östlichen Nordatlantik
weiter nach Süden aus. Das stützt am Boden ein Tief über Frankreich, das sich in
der Nacht unter Abschwächung mit seinem Kern zum Kanal verlagert. Das daran
befindliche Frontensystem beeinflusst aber nur das westliche Europa, da sich das
Bodenhoch über der Ostsee weiter verstärkt und eine Progression der Front in
Richtung Osten blockiert.
Bis zu den Frühstunden bleibt es somit warnfrei und die Temperatur in 850 hPa
nimmt weiter zu und liegt morgen früh bei Werten zwischen 14 Grad in
Schleswig-Holstein und 23 Grad am Oberrhein. Die Tiefstwerte liegen zwischen 21
Grad im Westen und 13 Grad in der Lausitz und in Bayern.

Dienstag ... verstärkt sich der Keil durch weitere WLA auf der Westflanke des
Rückens. Eine weitere Ausdehnung des Keils in Richtung Norden wird durch die
Frontalzone über dem südlichen Skandinavien begrenzt. Im Bodendruckfeld weitet
sich das Hoch weiter nach Süden bis ins nördliche Rumänien aus und über
Westeuropa liegt weiterhin eine Tiefdruckrinne, die sich mit mehreren
Drehzentren von Frankreich und Benelux bis zur Nordsee ausweitet. Ein
Übergreifen auf unsere westlichen Landesteile ist aber nicht zu erwarten, da
sich bodennah teilweise eine südöstliche Strömung einstellt. Mit dieser Strömung
wird trockene und heiße aber auch labilere Luft zu uns geführt. Daher werden von
ICON CAPE Werte bis über 2500 J/kg in Süddeutschland prognostiziert, allerdings
verbunden mit einem starken Deckel, der sich in den hohen CIN-Werten
widerspiegelt. Daher sind Gewitter eher nicht zu erwarten. Auch die Orografie
reicht wahrscheinlich dafür nicht aus. Sollte es widererwartend doch dazu
kommen, sind schwere Gewitter möglich.

Bei Temperaturen in 850 hPa von 16 Grad im Nordosten bis 24 Grad im Südwesten
sind Tageshöchstwerte von 29 Grad im Nordosten bis 37 Grad im Westen und Süden
zu erwarten. damit verbunden ist eine starke Wärmebelastung in weiten Teilen der
Mitte und des Südens. Die entsprechende Warnung wurde bereits herausgegeben.
Dämpfend auf die Tageshöchstwerte kann sich allerdings doch die simulierte recht
kräftige hohe Bewölkung im Westen im Verbund mit dem Saharastaub in der
Atmosphäre auswirken.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt ein Randtrog von der Nordsee in Richtung
Festland und hobelt den Rücken etwas ab. Dies stützt das flache Tief über der
Nordsee und dem angrenzenden Festland. Im Rest des Landes wirkt allerdings noch
das Bodenhoch über dem östlichen Mitteleuropa mit seinem Keil, der bis in den
Alpenraum weist. Durch das Absinken klart der Himmel auf und vor allem im Westen
sowie in den Ballungszentren muss erneut mit einer Tropennacht gerechnet werden.


Mittwoch ... zieht der Trog langsam nach Osten, bleibt aber noch über der
Nordsee und greift später auf Dänemark über. Der Höhenrücken wird etwas nach
Süden abgedrängt, bildet aber wieder einen nach GB gerichteten Keil aus. Über
Deutschland ergibt sich meist eine antizyklonale westliche Strömung. Der Süden
verbleibt im direkten Einflussbereich des kräftigen Rückens.

Das mit dem Trog verbundene Bodentief verlagert sich bis zum Abend nach
Südschweden und rückseitig sorgt niedertroposphärische Kaltluftadvektion für
kräftigen Druckanstieg über dem Westen der Britischen Inseln und der Nordsee.
Mit der auf Nordwest drehenden Bodenströmung gelangt weniger heiße, bzw. warme
Nordseeluft in den Nordwesten und Norden des Landes. Vor allem im Nordseeumfeld
können sich an einer niedrig liegenden Inversion eventuell auch ausgedehntere
SC-Felder entwickeln.

In 850 hPa macht sich die Abkühlung nur bedingt bemerkbar, dort sinkt die
Temperatur auf etwa 15 Grad im Nordseeumfeld. Mit auffrischendem Nordwestwind,
der mit dem sich verschärfenden Gradienten zunächst über der Nordsee, abends
auch im Ostseeumfeld Warnrelevanz (Bft 7) erreichen kann, überschreitet die
Temperatur direkt an der Küste eventuell kaum mehr die 20 Grad-Marke.

In der Mitte und im Süden dominieren dagegen weiterhin der Einfluss des
Höhenrückens und Absinken. In der Grundschicht kommt es zu einer weiteren
Feuchteanreicherung und die Luftmasse ist oberhalb des Deckels hochreichend
labil geschichtet (ML Cape über dem Süden bis 5000 J/kg im ICON), dennoch dürfte
es wohl nach wie vor kaum zur Auslöse reichen. Die Temperaturen in 850 hPa
bewegen sich weiterhin zwischen 20 Grad in der nördlichen Mitte und 25 Grad im
Südwesten.

Bewölkung - auch hohe - sollte kaum noch vorhanden sein. Stellt sich die Frage,
ob Saharastaub die Einstrahlung etwas hemmt. Wenn nicht, stehen vielerorts neue
Junirekorde ins Haus, Höchstwerte zwischen 33 und 38 Grad, eventuell sogar 39
Grad (die den neuen Deutschland-Junirekord bedeuten würden) sind dann zu
erwarten, ob irgendwo tatsächlich die 40 Grad "geknackt" werden, die z.B. vom
MOSMIX simuliert, steht in den Sternen.

In der Nacht zu Donnerstag zieht sich der Rücken retrograd nach Westen bis
Südwesten zurück. Das Bodentief verstärkt sich noch etwas und zieht in Richtung
Baltikum. Sein Ausläufer kommt in Form einer Kaltfront langsam südwärts voran.
Rückseitig der Front breitet sich mit einer nordwestlichen Strömung die weniger
warme Luft noch etwas nach Süden aus. Beim Durchzug einiger flacher Wolkenfelder
gehen die Temperaturen im Norden auf 18 bis 12 Grad zurück und der Wind frischt
vor allem an der See zeitweise stark auf mit Bft 7 bis 8 aus West bis Nordwest.
Im Süden und der Mitte werden gebietsweise die 20 Grad nicht unterschritten.

Donnerstag ... baut sich rückseitig des abgezogenen Randtrogs der Rücken über
Westeuropa erneut auf. Die Kaltfront ist nur wenig wetteraktiv und kommt mit der
weniger warmen Luft weiter nach Süden voran. Sie ist zwar im Theta-Feld deutlich
ausgeprägt, aber weder bei den Feuchte- noch die Windfelder oder gar von Seiten
der Wetterinterpretation gibt es Hinweise auf sie. Immerhin stellt sich bis zum
Abend ein recht beachtlicher Temperaturgradient über Deutschland ein. Die Spanne
reicht von 11 Grad an der Odermündung bis 24 Grad am Oberrhein.

Der Gradient zwischen dem Hoch über Schottland und dem Tief über Weißrussland
sorgt nur noch für vereinzelte steife Windböen (Bft 7) im Bereich der
nordfriesischen Küste und der Inseln. Ansonsten, wie an den Vortagen,
Hochdruckeinfluss und meist wolkenlos, lediglich im Norden ein paar Wolken,
Höchsttemperaturen im Süden wieder nahe 40 Grad, im Norden allerdings nur noch
22 bis 25 Grad. Allerdings ist der mögliche Einfluss des Saharastaubs am
Donnerstag geringer als an den Vortagen.
Unter Umständen können sich, mit Annäherung der Kaltfront an den Alpen einzelne
Gewitter bilden, die können dann allerdings bei CAPEs bis nahe 4000 J/kg und
PPW-Werten über 35 mm sehr kräftig mit Starkregen und großen Hagel ausfallen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Im Vergleich zu anderen Modellen zeigen sich kaum prognose- oder gar
warnrelevante Unterschiede zwischen den Modellen. Über die Problematik der
Temperaturvorhersage wurde bereits im Text eingegangen.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich