DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-06-2019 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 10.06.2019 um 10.30 UTC



Meist warm bis sehr warm, vor allem nach Osten hin vorübergehend auch heiß und
schwül, aber weitere Schauer und teils starke Gewitter. Örtlich schwere Gewitter
(Unwetter) wahrscheinlich. Ab Montag wahrscheinlich leichte Wetterberuhigung.

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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 17.06.2019


Deutschland liegt am Donnerstag im Randbereich eines umfangreichen Zentraltiefs
mit Kern über Nordengland in einer kräftigen südlichen bis südwestlichen
Höhenströmung, in der ein flacher Randtrog über uns hinweg nach Skandinavien
zieht. Am Boden hat eine Tiefdruckrinne, an dessen Westrand sich eine Kaltfront
befindet, bereits Polen erreicht. Dahinter wandert ein flaches Zwischenhoch über
Deutschland nordostwärts.
Am Freitag liegt Mitteleuropa unter einem flachen Höhenrücken, der nach
Nordosten wandert am Rande des sich im Ostseeraum verstärkenden Zwischenhochs.
Auf der Rückseite des Rückens sinkt von Ostfrankreich her bereits der Luftdruck
wieder und ein Gewittertief erreicht zum Tagesende den Westen. Vorderseitig wird
noch einmal heiße Luft von Süden angezapft, so dass in 850 hPa die Temperatur
abgesehen von Nordwestdeutschland auf 15 Grad und mehr steigt.
Am Samstag zieht das Gewittertief von Nordwestdeutschland zur Südspitze
Norwegens und die Kaltfront erreicht mit einer Tiefdruckrinne Polen. Das
Höhentief über Nordwesteuropa verlagert sich derweil von den Hebriden nach
Island und wir geraten auf der Vorderseite des nach Frankreich ziehenden
Haupt-Troges in eine recht glatte Süd- bis Südwestströmung. Dabei dauert die
Kaltluftadvektion von Westen an, so dass sich ein Zwischenhoch nach
Nordwestdeutschland verlagert. Bereits in der Nacht zum Sonntag erreicht ein auf
der Vorderseite des Troges sich bildendes Tief den Südwesten und Westen
Deutschlands mit kräftigem konvektivem Regen.
Am Sonntag tropft dieser Trog zur südwestlichen Nordsee ab und am Boden vertieft
sich vorübergehend ein Tief über Westpolen, so dass sich zwischen dem zur
Nordsee ausdehnendem Azorenhochkeil und dem Tief die Nordwestströmung verstärkt.
Schauer und Gewitter sind erneut die Folge.
Am Montag zieht das kleine Höhentief unter Abschwächung nach Dänemark.
Nachfolgend schiebt sich ein Azorenhochkeil nach Mitteleuropa und zum Tagesende
bildet sich eine Hochzelle über Deutschland.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue EZMW-Lauf berechnet die Wetterentwicklung bis Samstag recht ähnlich.
Ab Sonntag ergeben sich einige Differenzen: Während der alte 00-UTC-Lauf von
gestern das Übergreifen eines flachen Troges von Westen simuliert, der von
Kaltluftadvektion überlaufen wird, so dass sich der Azorenhochkeil zum
westlichen Mitteleuropa vorschiebt und somit es nur noch im Südosten
nennenswerten Regen gibt, ist der Trog im neuen Lauf deutlich schärfer
ausgeprägt und liegt abends mit seiner Achse über Benelux und den Westalpen.
Damit werden im aktuellen lauf verbreitet Schauer und Gewitter über Deutschland
simuliert.
Am Montag erreicht die Trogachse im neuen Lauf den Nordosten und das
nachfolgende Hoch erreicht den Westen Deutschlands. Dies passiert auch nach dem
alten lauf, so dass sich die Modell-Runs wieder annähern. Auch die
Schaueraktivität ist ähnlich wie im alten Lauf (die meisten Schauer im Osten).
Anders der 12-UTC-Lauf von gestern: Hier ist das Hoch am Montag stärker
ausgeprägt und liegt über Dänemark. Damit sollen kräftige Schauer und Gewitter
nur den Südosten beeinflussen, während es sonst weitgehend trocken ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Globalmodelle einschließlich ICON berechnen die Entwicklung recht
ähnlich, wobei naturgemäß unterschiedliche Schauer- und Gewitterschwerpunkte
existieren. Eine leichte Beruhigung der konvektiv geprägten Wetterlagen scheint
sich ähnlich wie bei EZMW spätestens am Montag abzuzeichnen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusternanalyse vom EZMW ergibt heute 5 Cluster, die erst zum Montag hin
größere Unterschiede aufweisen. So ist im 2. Cluster mit 12 Modellruns und im 3.
Cluster mit 9 Fällen die Höhenkonstellation noch recht zyklonal geprägt mit
einem Trog über Mitteleuropa bzw. über Frankreich und dem alten Höhentief bei
Schottland.
Die Mehrzahl der Modell-Runs (30) gehen aber von leichtem Zwischenhocheinfluss
aus.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt von Donnerstag bis Freitagabend einen raschen
Temperaturanstieg in 850 hPa von 9 auf 15 bis 20 Grad und vorübergehend herrscht
Zwischenhocheinfluss ohne Regen. Samstagfrüh ist der Kaltfrontdurchgang an der
erhöhter Regenwahrscheinlichkeit erkennbar. Ab Sonntag geht es mit gemäßigten
Werten zwischen 6 und 12 Grad weiter. Nach einem leicht erhöhtem Regenrisiko am
Wochenende (Medianwert knapp über null) geht die Regenwahrscheinlichkeit ab
Montag wieder nach unten und bei meist nördlichem bis nordöstlichem Wind ist ein
Zwischenhoch über der Nordsee/Skandinavien wahrscheinlich.
Das Temperaturniveau bleibt im Rhein-Main-Gebiet insgesamt sommerlich: am
Donnerstag um 25 Grad, am Freitag um 30 Grad und ab Sonntag vorübergehend knapp
unter 25 Grad im Mittel. Das gilt auch für den Westen, Südwesten und Süden. Im
Osten gibt es nach den EPS-Meteogrammen auch am Samstag noch einen heißen Tag,
da hier die kühlere Atlantikluft einen Tag später ankommt. Ab Montag sind auch
hier Werte um 24 Grad zu erwarten. In der erweiterten Mittelfrist (von Dienstag
bis Donnerstag kommender Woche) steigen die Temperaturen bei leichtem
Hochdruckeinfluss wieder etwas an.
Für den Norden gilt ein etwas niedrigeres Temperaturniveau und bei Seewind oder
wenn der Regen mal etwas länger dauert werden nur knapp 20 Grad erreicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Von Donnerstag bis Sonntag örtlich teils kräftige Schauer und Gewitter mit
Starkregen, kleinem Hagel und stürmischen Böen. Vereinzelt schwere Gewitter
(Unwetter).
Voraussichtlich ab Montag nur noch geringes Gewitterrisiko.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden