DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-06-2019 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 09.06.2019 um 10.30 UTC



Meist sommerlich warme, aber oft durch Schauer und starke Gewitter geprägte
Witterung. Örtlich unwetterartige Entwicklungen wahrscheinlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 16.06.2019


Mittwoch ... wird, wie auch schon die ersten Tage der neuen Woche, durch
umfangreiches konvektives Geschehen geprägt sein. Verantwortlich dafür ist ein
abgeschlossenes Höhentief mit Kern über der Bretagne sowie bodennah eine
Tiefdruckzone, die von Nordwestfrankreich bis in den Norden Englands reicht. Der
nördliche Tiefkern steuert dabei eine Kaltfront bereits am Vormittag in den
Westen Deutschlands. Damit sinkt dort T850 bereits auf Werte von unter 9 Grad
ab. Der Osten des Landes befindet sich dagegen noch in der deutlich wärmeren
Luftmasse, an der Oder sowie an der unteren Donau wird diese mit einer T850 von
etwa 15 Grad charakterisiert. Außerdem befindet sich im Bereich der Landesgrenze
zu Polen die schon aus den Vortagen bekannte Konvergenz, die weiterhin an ein
flaches Bodentief gekoppelt ist. Die präfrontal zu erwartenden Gewitter werden
stark ausfallen und können lokal auch unwetterartige Züge annehmen. Der
Alpenbereich befindet sich zudem in einer leicht föhnigen Überströmung. In der
Nacht zum Donnerstag ziehen die Gewitter voraussichtlich nach Osten ab, die
Kaltfront kann aber besonders im Süden nicht für einen kompletten
Luftmassenaustausch sorgen.

Donnerstag ... macht sich genau dieser Umstand bemerkbar, denn nach Lesart von
EZMW wird die Konvektion im Tagesverlauf des Donnerstags wieder angefacht.
Starke Gewitterentwicklungen mit Starkregen, kleinem Hagel und Sturmböen sind
dann nicht ausgeschlossen. Allerdings unterscheidet sich dieses Szenario etwas
von den anderen Modellgruppen, die die konvektiven Umlagerungen deutlich
defensiver rechnen. Die thermischen Unterschiede in 850 hPa pausen sich
natürlich auch auf den Boden durch, in der Sudosthälfte steht ein weiterer
Sommertag auf der Karte, wohingegen an der Nordsee nur knapp über 20 Grad
erreicht werden. In der Nacht zum Freitag klingen die eventuellen Schauer und
Gewitter ab, nachfolgend klart der Himmel über dem Südosten Deutschlands auf. Im
Nordwesten wirkt dagegen weiterhin das abgeschlossene Höhentief, das einen
schwach ausgeprägten Randtrog über die Niederlande hinweg nach Norden steuert.
Daraus resultieren in der Nordwesthälfte Deutschland während der Nacht einzelne
Schauer, Gewitter sind aber eher unwahrscheinlich.

Freitag ... verlagert sich das zuvor erwähnte Höhentief auf den Atlantik und
verliert damit an Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa. Dort wölbt
sich nämlich ein schwacher Keil auf, dessen Hauptachse von Tunesien bis nach
Osteuropa reicht. Die wärmere Luftmasse gelangt damit auch in die mittleren
Regionen Deutschland und sorgt dort sowie in der Südosthälfte für sommerliche
Temperaturen. Örtlich ist in Niederbayern auch die Überschreitung der 30
Grad-Marke wahrscheinlich. Etwas kühler bleibt es weiterhin im Nordwesten. Das
Schauer und Gewitterrisiko ist aufgrund des antizyklonalen Einflusses deutlich
geringer als an den Vortagen. In der Nacht zum Samstag reicht der
westeuropäische Trog wieder näher an die westlichen Landesgrenzen heran. Entlang
der über West- und Nordwestdeutschland liegenden Luftmassengrenze, die durch ein
flaches Bodentief aktiviert wird, breiten sich Schauer, Gewitter sowie teils
schauerartiger Regen aus. Trocken bleibt es im Südosten.

Samstag ... ändert sich am synoptischen Grundmuster nur wenig. Auf der
Vorderseite des westeuropäischen Troges gelangt weiterhin eine feuchtwarme
Luftmasse in weite Teile des Bundesgebiets. Das flache Bodentief sorgt zudem für
weiterhin anhaltende Konvektion.

Sonntag ... zonalisiert die Strömung etwas. Die Kaltfront erreicht nun auch den
Südosten Bayerns und kommt an den Alpen etwas ins Schleifen. Daher sind dort
auch länger anhaltende Regenfälle möglich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf ist bis Freitag weitgehend konsistent zu den Vorläufen. Ab
diesem Zeitpunkt wird der südosteuropäische Keil deutlich weniger ausgeprägt
simuliert. Auswirkungen hat dies auf die Lage der schleifenden Front an den
Alpen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zu Beginn der Mittelfrist sind die Unterschiede zwischen den Modellgruppen nur
gering. Die erhöhte Gewittergefahr in der Osthälfte am Mittwoch ist damit
weitgehend gesichert. Am Donnerstag bildet sich der Zwischenhocheinfluss bei
ICON und GFS etwas besser heraus als bei EZMW. Dies dürfte die Ursache dafür
sein, dass ICON und GFS kaum Niederschlagssignale aufbieten. Hinter der
möglichen Konvektion am Donnerstag stehen daher noch ein paar Fragezeichen. In
weiterer Folge sind sich die Modelle wieder einig, besonders die kräftige WLA in
den Südosten am Freitag wird einheitlich simuliert. Auch die in der Nacht zum
Samstag heranschwenkende Kaltfront ist in ICON so zu finden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Die Rauchfahnen für drei repräsentative Orte stützen die deterministischen
Aussagen eines sommerlich warmen Witterungsabschnitts in der Südosthälfte sowie
in Teilen der Mitte und eines etwas kühleren Nordwestens. Die räumlichen
Unschärfen der konvektiven Umlagerungen lassen sich natürlich auch bei den
Ensembles herauslesen. Es besteht aber nur mehr wenig Zweifel, dass Gewitter das
prägende Warnelement sein werden. Die erhöhten Niederschlagmengen am Wochenende
an den Alpen werden hingegen durch die EPS nicht in dem Maße gestützt.

Cluster:
Im Zeitraum +120...168h gibt es 3 Cluster, die alle eine "negative NAO"
beschreiben. Die Position und Ausprägung des westeuropäischen Troges variiert
nur geringfügig.

Bei +192...240h wird das Bild etwas heterogener. Zwar werden nur 2 Cluster
aufgeboten, allerdings bieten diese eine Bandbreite zwischen "negative NAO" und
"positive NAO" bis hin zu einer "Blockingsituation". Die Strömungsrichtung
bleibt allerdings weiterhin Südwest, wobei die Cluster zwischen einem sich
aufwölbendem Keil über Mitteleuropa und einer etwas flacher konfigurierten
Strömungsrichtung variieren.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Mittwoch sind in der Osthälfte Deutschlands starke Gewitter mit Starkregen,
Hagel und Sturmböen sehr wahrscheinlich. Örtlich muss auch mit unwetterartigen
Entwicklungen gerechnet werden.

Am Donnerstag sind weiterhin starke Gewitter möglich, am Freitag nimmt die
Gefahr dafür vorübergehend ab. In der Nacht zum Samstag greifen von Westen her
neue starke Gewitter auf den Westen und den Nordwesten, später auch auf den
Osten Deutschlands, über. Unwetterartige Entwicklungen sind nicht
ausgeschlossen.

Auch am Samstag ist das Potential für starke Gewitter weiterhin erhöht, am
Sonntag ist am Alpenrand zudem länger anhaltender Regen möglich. Die
Überschreitung von Warnschwellen ist aber noch sehr unsicher.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det., EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri