DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-05-2019 17:01
SXEU31 DWAV 301800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 30.05.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Hochdruckrandlage. Meist keine markanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland an der Südflanke der Frontalzone, die vom
mittleren Nordatlantik über Südskandinavien nach Nordwestrussland verläuft. Eine
darin eingelagerte Warmfront überquert bis Freitagfrüh weitgehend das
Vorhersagegebiet, mit mehrschichtiger Bewölkung, aber ohne nennenswerte
Niederschläge zurückzulassen. Von Westen her setzt Geopotentialgewinn ein, was
einem Keil zuzuschreiben ist, der sich von der Iberischen Halbinsel nach
Frankreich erstreckt und sich nach Nordosten ausweitet. Vorerst macht sich noch
die Nähe zur Frontalzone in Form von Windböen an der Nordsee bemerkbar. Von dem
sich kräftigenden Höhenkeil wird ein Bodenhoch gestützt, Druckanstieg lässt den
Gradienten auffächern, so dass der Wind beginnt abzuflauen und in der Nacht zum
Freitag dann nicht mehr warnrelevant ist.
Im Südwesten und ganz im Westen sowie im Südosten lässt Absinken den Himmel
aufklaren. In Tallagen und Niederungen können sich daher flache Nebelfelder
bilden.

Freitag ... schiebt sich zum einen der o.g. Keil weiter nach Osten vor, zum
anderen bewirkt relativ weit nördlich ansetzende Warmluftadvektion über der
Nordsee Geopotentialanstieg, wodurch sich dort ein Keil aufwölbt. Hierdurch wird
die Frontalzone allmählich weiter nach Norden gedrückt. Eine schwache, über
Dänemark und der Südspitze Schwedens wellende Kaltfront sorgt im Norden noch für
teils mehrschichtige Bewölkung und im Küstenbereich für geringe Niederschläge.
Ansonsten sollte es weitgehend trocken bleiben. Großräumiges Absinken lässt die
Wolken verbreitet auflockern; mehr zum Höhenkeil hin, d.h. im Südwesten und
Westen, sind längere sonnige Abschnitte vorstellbar. Nahezu landesweit ist daher
ein Temperaturanstieg auf 20 bis 26 Grad zu erwarten. Eine Ausnahme sind die
küstennahen Gebiete und höhere Berglagen, aber auch der Südosten Deutschlands
(wo sich noch die Bewölkung eines über der Adria liegenden Höhentiefs bemerkbar
macht). In diesen Regionen werden 15 bis 19 Grad erreicht.
In der Nacht zum Samstag läuft in der Frontalzone ein Kurzwellentrog nach Osten
ab, der über der nördlichen Nordsee eine Zyklogenese induziert. Das
resultierende Tief wird bis Samstagfrüh vor die Südspitze Norwegens gesteuert.
Dessen Einfluss beschränkt sich auf mehrschichtige Wolkenfelder über dem Norden
und der Mitte, aber keine nennenswerten Niederschläge. Zudem kann an der Nordsee
der Wind wieder etwas auffrischen, wahrscheinlich ohne warnrelevant zu werden.
Im Süden und zumeist auch in der Mitte klart es auf, in Tallagen und Niederungen
kann in der zweiten Nachthälfte die Entstehung flacher Nebelfelder nicht
ausgeschlossen werden.

Samstag ... erfolgt über dem Ostatlantik eine Austrogung. Warmluftadvektion an
der Vorderseite des sich entwickelnden Troges, die über die Britischen Inseln
hinweg nach Norden vorstößt, bewirkt Geopotentialgewinn und somit die Aufwölbung
eines breiten Rückens über der Nordsee. Über Mitteleuropa festigt sich hierdurch
der Hochdruckeinfluss. Absinken lässt auch in den Gebieten die Wolken
auflockern, wo zuvor mehrschichtige Bewölkung dominiert hatte. Einem weiteren
Temperaturanstieg auf 24 bis 28 Grad sollte daher nicht mehr viel im Wege
stehen. Im Küstenbereich und im höheren Bergland werden 19 bis 23 Grad erreicht.

Mit der fortschreitenden Erwärmung wird die Luftmasse zusehends labiler; zudem
gelangt auch feuchtere Luft bin das Vorhersagegebiet, was den Gehalt an
niederschlagbarem Wasser auf 20 bis etwas über 25 mm steigen lässt. Noch ist
aber, bedingt durch das Absinken im Bereich des Keils, die Konvektion gedeckelt,
so dass selbst mit orografischer Unterstützung keine konvektiven Umlagerungen
zustande kommen sollten. Allenfalls ganz im Südosten kann von einer geringen
Gewitterneigung die Rede sein.
In der Nacht zum Sonntag gelangt Deutschland in den Bereich des sich über der
Nordsee aufwölbenden Keils. Mit der in der unteren Troposphäre auf Südwest
drehenden Strömung wird deutlich wärmere Luft advehiert. Der Schwerpunkt des
Bodenhochs verschiebt sich dann zum östlichen Mitteleuropa und zu den Alpen, so
dass im Osten und Süden die Bildung flacher Nebelfelder vorstellbar ist.

Sonntag ... greift der Trog, vom nahen Ostatlantik kommend, auf Irland über. Der
stromab liegende Keil kommt dann nach Südskandinavien voran. Mit der Verlagerung
des Zirkulationsmusters nach Osten verstärkt sich von Südwesteuropa her die
Zufuhr subtropischer Warmluft. Bedingt durch die weitere Aufheizung setzt von
Nordwesten und Westen her leichter Druckfall ein, so dass sich auch in den
bodennahen Schichten die süd- südwestliche Strömung verstärkt. Hierdurch macht
die Labilisierung Fortschritte. Da aber nach wie vor die Achse des Keils über
dem Osten und Süden Deutschlands liegt, dauert das Absinken an. Auch wenn in
diesen Gebieten der Gehalt an niederschlagbarem Wasser am höchsten und die
Auslösetemperatur am ehesten erreichbar ist, sollte hoch reichende Konvektion
selbst bei orografischer Unterstützung ausbleiben. In die anderen Gebiete
gelangt etwas trockenere Luft mit einem Flüssigwassergehalt um 20 mm; zudem
leistet die Dynamik keinen Beitrag, so dass auch dort konvektive Umlagerungen
ausbleiben dürften.
Bei nahezu ungehinderter Einstrahlung sind Tageshöchsttemperaturen zwischen 27
und 32 Grad (und in weiten Teilen Deutschland der erste heiße Tag des Jahres) zu
erwarten. Unmittelbar an der See und im höheren Bergland bewegen sich die
Temperaturen zwischen 19 und 26 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Synoptisch nicht erklärbar sind die vergleichsweise kräftigen
Niederschläge, die GFS am Freitag im Nordosten und am Samstag im Südosten
Deutschlands im Programm hat. COSMO-LEPS und das EPS des EZMW zeigen derartige
Strukturen in abgeschwächter Form nur als Worst case Szenario.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann