DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-05-2019 17:01
SXEU31 DWAV 291800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 29.05.2019 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts Ende der Dauerregenlage im Süden, ansonsten keine markanten
Entwicklungen. Am Samstag vielerorts sommerlich warm.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir unter einem Höhentrog, der nach Mittelitalien und zur
Adria hin abgetropft ist und dessen Resttrog im Norden sich langsam nach Osten
verlagert, dabei abschwächt und kaum noch wetterwirksam ist. Am Boden hat sich
eine Hochdruckzone gebildet. In ihrem Bereich kommt die eingeflossene
trocken-kühle Luftmasse zur Ruhe. So dass bei Aufklaren vor allem nach Nordosten
und Osten hin gebietsweise Bodenfrost, vereinzelt auch leichter Frost in 2m Höhe
möglich sind.

Da sich die Achse des hohen Druckes aber nach Süden verschiebt, kommt im Norden
später wieder ein leicht zyklonale Westströmung auf. In dieser wird eine
Warmfrontwelle nach Osten geführt, deren Niederschlagsgebiet ausgangs der Nacht
das Nordseeumfeld und den Niederrhein erreicht. Zudem frischt an der Nordsee der
Wind auf und wird warnrelevant mit 7er Böen.

Ausgehend vom über Südeuropa liegenden Höhentief reicht ein Teiltrog nach Ungarn
und zur Slowakei. Die kräftigsten Niederschläge setzen über
Ostösterreich und Ungarn an, an den Alpen bei uns kommen aber auch noch mal 5
bis 10 mm Regen hinzu, allerdings werden die Niederschläge schwächer, so dass
darangegangen werden kann, die Warnungen sukzessive aufzuheben.

Donnerstag ... stößt, gestützt durch Warmluftadvektion an dessen Nordflanke, von
der Biskaya her ein Höhenkeil nach Mitteleuropa vor, der die Bodenhochdruckzone
mit Schwerpunkt über Süddeutschland stützt. Diese weitet sich bis nach
Nordwestrussland aus.

Die Druck- und Geopotentialverteilung allein spräche für sonnige Abschnitte oder
größere Auflockerungen, allerdings wird das Feiertagswetter auch durch die auf
den Nordwesten und Westen Deutschlands übergreifende Warmfront beeinflusst.
Diese verpasst dem Wettercharakter im Nordwesten einen Dämpfer.
Auch wenn es mit dieser Front nur wenig Regen (1 bis 4mm) gibt, so dominiert in
diesen Gebieten starke Bewölkung, was auch die Temperaturen im Zaum hält.
Zudem treten in Nordseenähe Windböen, an exponierten Küstenabschnitten
stürmische Böen auf.

Größere Auflockerungen sind in der Südosthälfte, abseits der Alpen, zu erwarten.
An den Alpen halten sich Restwolkenfelder, aber auch dort lassen die
Niederschläge nach. Und die Dauerregenlage findet spätestens dann ein Ende.

Gegenüber den Vortagen ist ein leichter Temperaturanstieg auf Maxima
zwischen 18 und 23 Grad zu erwarten. An der Nordsee werden allerdings kaum 15
Grad erreicht und auch unter den Wolken am Alpenrand ist bei 16/17 Grad Schluss.


In der Nacht zum Freitag dringt die Warmfront langsam weiter nach Osten vor. Bei
überlagertem Höhenrücken und nur schwacher WLA regnet es kaum noch. Aufgrund der
Nähe zur Frontalzone und der über Südskandinavien schleifenden Kaltfront fällt
im Küstenbereich und Schleswig-Holstein etwas Regen, in S-H gebietsweise um 5
mm/12h.

Der Gradient fächert auf, so dass der Wind auch an der Küste im Laufe der Nacht
nicht mehr warnrelevant ist.

In der Mitte und im Süden lockert die Bewölkung später teilweise auf und in den
Frühstunden bilden sich gebietsweise Nebel- und Hochnebelfelder.

Freitag ... kräftigt sich der Höhenrücken durch andauernde leichte
Warmluftadvektion etwas und behält seine Position über Deutschland bei. Er
stützt die von der Biskaya über Mitteleuropa bis in den Westen Russlands
reichende Hochdruckzone.

Restfeuchte der Warmfront sorgt zunächst gebietsweise für starke, teils
hochnebelartige Bewölkung mit höchstens unbedeutendem Regen oder Nieselregen zum
Tagesanfang.

Im Norden halten sich aufgrund der Nähe zur Frontalzone und des über Dänemark
und der Ostsee schleifenden Tiefausläufers ebenfalls kompaktere Wolken und ganz
im Norden kann es leicht regnen.

Außer in Teilen des Nordens, wo sich die starke Bewölkung hält, setzt sich im
Tagesverlauf ab und zu, im SW auch häufiger die Sonne durch. In der Folge bilden
sich in der recht feuchten Luft Quellwolken, die an der Absinkinversion in 750
bis 800 hPa breitlaufen. Schauer bilden sich dabei kaum.
Mit Zufuhr der wärmeren Luft, aber auch durch Absinken steigen die Temperaturen
in der unteren Troposphäre an und erreichen in 850 hPa zum Tagesende 7 bis 10
Grad. Die Luft erwärmt sich entsprechend verbreitet auf 20 bis 25 Grad,
besonders im Bergland des Südostens und ganz im Norden bleibt es etwas kühler.

Der Wind ist meist schwach unterwegs und erlangt keine Warnrelevanz.

In der Nacht zum Samstag klart es vor allem über der Mitte und dem Süden
gebietsweise auf und es bildet sich gebietsweise Nebel. Im Norden hält sich
teilweise starke Bewölkung, es regnet aber auch dort kaum noch.

Samstag ... steht verbreitet der erste Sommertag ins Haus und das auch noch mit
Beginn des meteorologischen Sommers.

Dabei nähert sich ein Trog den Britischen Inseln, während sich stromab das hohe
Geopotential etwas nach Norden ausbreitet. Damit wird die Frontalzone nach
Norden gedrückt und auch der Norden Deutschlands gelangt unter
Hochdruckeinfluss. Das Bodenhoch verschiebt unterdessen seinen Schwerpunkt ins
östliche Mitteleuropa.

Die Strömung dreht in der unteren Troposphäre auf südwestliche Richtungen womit
sich die Zufuhr der warmen Luft verstärkt. Die Temperaturen steigen in 850 hPa
auf 10 bis 15 Grad, was am Erdboden bei teils anhaltender, kräftiger
Einstrahlung Maxima verbreitet im sommerlichen Bereich zur Folge hat. Im
Südwesten sind regional 28/29 Grad möglich.

Ganz im Norden und im SE sind die Maxima - mit etwas Bewölkung und nicht ganz so
warmer Luft- etwas gedämpft und verfehlen die 25 Grad Marke knapp.

Die Luftmasse wird nach Westen hin im Tagesverlauf auch labiler, allerdings ist
die Labilität durch eine Inversion stark gedeckelt, die Luft ist auch ohnehin
nicht allzu feucht, so dass keine größeren konvektiven Umlagerungen ausgelöst
werden.
Der Wind weht im Norden teilweise mäßig aus westlichen Richtungen; über der
Mitte und dem Süden kommt der schwache Wind aus unterschiedlichen, im Süden
häufig östlichen Richtungen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellunterschiede sind gering, die Entwicklung im Großen und Ganzen
unstrittig.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner