DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-03-2019 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.03.2019 um 10.30 UTC



Anfangs noch kühl und einzelne Schauer, ab Mittwoch deutlicher Temperaturanstieg
und meist trocken.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 23.03.2019


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, am kommenden Dienstag liegt
Deutschland an der Westflanke eines osteuropäischen Höhentroges in einer sich
eher abschwächenden nördlichen Strömung. Dabei kann der Langwellentrog unter
Verkürzung der Wellenlänge sowie einer leichten, ostwärtigen Verlagerung seine
Amplitude weiter nach Süden vergrößern und über dem westlichen Mittelmeer ein
eigenständiges Höhentief bilden, das im weiteren Verlauf nach Nordafrika
abtropfen soll.
Seine Trogachse verläuft dabei von der nördlichen Ostsee über Südostdeutschland
hinweg bis nach Nordafrika. Westlich davon kann der sich weiter aufbäumende und
nach Westeuropa schwenkende Rücken seinen Einfluss zunehmend stärken.
Großbritannien und weite Teile Frankreichs befinden sich daher schon unter
antizyklonalen Verhältnissen. Die über Deutschland noch vorhandene nördliche
Grundströmung sorgt vor allem in der Osthälfte noch für einzelne Schauer, die
bei 850 hPa Temperaturen von -5 bis -8 Grad, meist in der festen Phase
niedergehen werden. Im Westen ist die Schaueraktivität auf Grund des
einsetzenden Hochdruckeinflusses dagegen gedämpft.
Am Mittwoch tropft der Trog über dem westlichen Mittelmeer ab. Gleichzeitig
verlagert sich der nördliche, deutlich verkürzte Teil nach Polen und dem
Baltikum. Der kräftige Rücken nutzt die Chance und stößt vom Atlantik bis nach
Mitteleuropa vor. Am Boden korreliert dieser mit einer lang gestreckten
Hochdruckzone, die vom Ostatlantik bis ins westliche Polen und Tschechien
reicht. Somit gelangen auch weite Teile von Deutschland unter hochreichenden
antizyklonalen Einfluss. Dichtere Wolkenfelder und mögliche Schauer sind nur
noch auf der Nordseite des Hochs im Umfeld der Nord- und Ostsee zu erwarten.
Zumal sich dort noch ein schwach ausgeprägter Ausläufer eines Tiefs über dem
Eismeer bemerkbar macht.
Bis Samstag verlagert sich der Rücken weiter nach Osten, um am Freitag
schließlich ein großräumiges, abgeschlossenes Höhenhoch mit Zentrum über
Nordfrankreich zu bilden. Am Boden herrscht in Deutschland weiter
Hochdruckeinfluss, wobei sich ein Schwerpunkt der Hochdruckbrücke über den
Benelux-Staaten etabliert. Abgesehen vom Nordosten des Landes, wo mit einer
nordwestlichen Strömung gelegentlich noch feuchtere Luft einsickern kann, liegt
Deutschland in einer östlichen bis südlichen Grundströmung. Vor allem im Westen
und Süden steigen dabei die Temperaturen im 850-hPa Niveau weiter an und
erreichen wieder die 10-Grad-Marke. Mit Niederschlägen ist bis einschließlich
Samstag allgemein nicht zu rechnen. Auch von der Wetterlagenklassifikation von
Paul James wird dieses hochreichend antizyklonale Szenario durch dominierende
Wetterlagen wie "Brücke Mitteleuropa" oder "Hoch Mitteleuropa" gestützt.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen 0o UTC Laufes des IFS (ECMWF) ist als sehr gut zu
klassifizieren. Bis einschließlich Freitag gibt es kaum nennenswerte
Abweichungen zu den Vorläufen. Ab Samstag verlagert sich das Höhenhoch wieder
eher nach Westen Richtung Britische Inseln. Deutschland würde dann eher in eine
antizyklonal geprägte Nordwestlage gelangen und sich damit wieder eine leichte
Abkühlung einstellen. Mit Niederschlägen ist demnach von Mittwoch bis Samstag
landesweit nicht mehr zu rechnen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle wie GFS, GEM, ICON und UKMO zeigen bis
einschließlich Dienstag zunächst den Einfluss eines osteuropäischen
Langwellentroges, der allmählich nach Osten abzieht und je nach Modell auch nach
Süden hin Richtung Mittelmeer abtropfen soll. Fakt ist, dass dadurch der Keil
des Azorenhochs ostwärts Richtung Mitteleuropa nachfolgen soll, um damit das
einzige wetterbestimmende Element für Deutschland zu werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen mehrerer größerer Städte über Deutschland verteilt zeigen
aufgrund eines geringen Spread bis einschließlich Donnerstag eine sehr hohe, bis
Samstag noch eine mäßig hohe Vorhersagegüte. Erst ab Freitag nehmen die
Unsicherheiten sowohl bei den Temperaturen in 850 hPa als auch beim Geopotential
in 500 hPa allmählich zu. Die Mehrheit der ENS-Member zeigt jedoch noch einen
milden Verlauf bei leicht abnehmendem Geopotential. Einzelne Läufe simulieren
jedoch auch einen deutlichen Abfall des Geopotentials sowie spürbar kältere
Verhältnisse. Niederschlagsignale sind von Mittwoch bis Samstag hingegen kaum
vorhanden. Ab Sonntag nehmen die Unsicherheiten weiter zu, was sich auf den
Abbau sowie die Verlagerung des Höhenhochs Richtung Westen sowie das Vorstoßen
bzw. Durchschenken von Kurzwellentrögen von Westen ausmachen.

Die Clusteranalyse für den Zeitraum +72h bis +96h bildet die Unsicherheiten in
insgesamt vier Cluster ab, die alle einen Übergang von dem Schema der negativen
NAO zu einer blockierenden Situation wiedergeben. Dabei zeigen die Cluster eine
vergleichbare Geopotential- und Luftdruckverteilung. Die Unterschiede sind
gering und vor allem in der Wellenlänge und Amplitude des Troges über
Mitteleuropa zu finden. Sowohl der Hauptlauf als auch der Kontrolllauf befinden
sich in Cluster 1.
Im Zeitraum +120h bis +168h werden die Abweichungen des ENS insgesamt in sechs
Cluster aufgeteilt, wobei auch hier die jeweiligen Unterschiede eher gering sind
und für Mitteleuropa generell eine antizyklonal geprägte Variante aufzeigen.
Abweichungen gibt es vor allem in Lage und Intensität des Cut-Offs über dem
Mittelmeerraum, was wiederum auch die Lage des hohen Geopotentials beeinflusst.
Der Hauptlauf wird dabei in Cluster 1 und der Kontrolllauf in Cluster 3
zugeordnet.
In der erweiterten Mittelfrist im Zeitraum von +192 bis +240h beschreiben 5
Cluster die Unterschiede des ENS in der Geopotential- und Luftdruckverteilung.
Während Cluster 1 und 2 eine antizyklonal geprägte Nordwestlage simulieren,
spiegeln Cluster 3 bis 5 eher die Wetterklassifikation Hochdruckbrücke
Mitteleuropa wieder. Haupt- und Kontrolllauf sind den Clustern 1 und 2
zuzuordnen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Kurzfristigen Bereich zeigt EFI deutliche Signale für ein Starkwindereignis
und gebietsweise kräftige Niederschläge.
Danach also im mittelfristigen Vorhersagebereich liegen keine Signale für
warnwürdige Wettereignisse vor.

Diese Aussage wird auch von den probabilistischen Modellen gestützt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS, IFS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer