DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-03-2019 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 15.03.2019 um 10.30 UTC



Anfangs nasskalt, im Verlauf zunehmend sonnig und trocken, ab Mittwoch mild bis
sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 22.03.2019


Am Montag zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums liegt Deutschland im Bereich
eines Langwellentroges, der sich von Skandinavien bis nach Nordafrika erstreckt
und dessen Kern sich über Südschweden befindet. Gleichzeitig kann sich über dem
Atlantik ein kräftiger Rücken bis ins Nordmeer ausdehnen. Am Boden korreliert
das Höhentief über Südschweden mit einem Bodentief, auf dessen Westflanke
rückseitig einer nach Osten abgezogenen Kaltfront polare Meeresluft nach West-
und Mitteleuropa geführt wird. Im Bereich der höhenkalten Luft sowie bei
durchschwenkenden, kurzwelligen Anteile wird Hebung generiert, sodass sich
zahlreiche, teils kräftige Schauer bilden können. An den Alpen sowie dem
Bayerischen Wald entsteht eine Nordweststausituation.

Zum Dienstag kann der Langwellentrog unter Verkürzung der Wellenlänge sowie
einer leichten, ostwärtigen Verlagerung seine Amplitude weiter nach Süden
vergrößern und über dem westlichen Mittelmeer ein eigenständiges Höhentief
bilden. Die Trogachse verläuft dabei von der nördlichen Ostsee über
Südostdeutschland hinweg bis nach Nordafrika. Westlich davon kann der sich
weiter aufbäumende und nach Westeuropa schwenkende Rücken seinen Einfluss
zunehmend stärken. Großbritannien und weite Teile Frankreichs sollten schon
unter antizyklonalen Verhältnissen liegen. Deutschland liegt jedoch weiter in
einer nordwestlichen bis nördlichen, in der Höhe zyklonal geprägten
Grundströmung, sodass die Schaueraktivität vor allem in der Osthälfte zunächst
weiter erhalten bleibt. Am Boden macht sich von Westen her Hochdruckeinfluss
breit. Da auf 850 hPa die Temperaturen im Zufluss der kalten polaren Luftmasse
meist nur zwischen -4 und -8 Grad liegen, fallen die Schauer vielerorts nochmals
in der festen Phase.

Zum Mittwoch tropft der Trog über dem westlichen Mittelmeer ab. Gleichzeitig
verlagert sich der nördliche, deutlich verkürzte Teil nach Polen und dem
Baltikum. Der kräftige Rücken nutzt die Chance und stößt vom Atlantik bis nach
Mitteleuropa vor. Am Boden korreliert dieser mit einer lang gestreckten
Hochdruckzone, die vom Ostatlantik bis ins westliche Polen und Tschechien
reicht. Somit gelangen auch weite Teile von Deutschland unter hochreichenden
antizyklonalen Einfluss. Dichtere Wolkenfelder und mögliche Schauer sind nur
noch auf der Nordseite des Hochs im Umfeld der Nord- und Ostsee zu erwarten.

Bis Freitag verlagert sich der Rücken weiter nach Westen, um am Freitag
schließlich ein großräumiges, abgeschlossenes Höhenhoch mit Zentrum über der
Nordsee zu bilden. Am Boden herrscht weiter Hochdruckeinfluss, wobei sich der
Schwerpunkt des Hochs allmählich ostwärts verlagert. Abgesehen vom Nordosten des
Landes, wo mit einer nördlichen Strömung noch feuchtere Luft einsickern kann,
liegt Deutschland in einer östlichen bis südlichen Grundströmung. Vor allem im
Westen steigen dabei die Temperaturen im 850 hPa Niveau wieder bis an die
10-Grad-Marke. Mit Niederschlägen wäre bis einschließlich Samstag allgemein
nicht zu rechnen. Auch von der Wetterlagenklassifikation wird dieses
hochreichend antizyklonale Szenario durch dominierende Wetterlagen wie "Brücke
Mitteleuropa" oder "Hoch Mitteleuropa" gestützt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen 0 UTC Laufes des IFS ist als sehr gut zu
bezeichnen. Bis einschließlich Donnerstag gibt es kaum nennenswerte Abweichungen
zu den Vorläufen. Ab Freitag scheint das Höhenhoch stabiler und das
korrelierende Bodenhoch entsprechend auch etwas stärker auszufallen. Mit
Niederschlägen wäre demnach ab Dienstag landesweit vorerst nicht mehr zu
rechnen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Grundsätzlich simulieren die Globalmodelle der führender Wetterdienste (ICON,
IFS, GFS, GEM, UKMO) die großskalige Geopotential- und Luftdruckverteilung
vergleichbar. Vor allem das GFS liefert ein zum IFS sehr ähnliches Szenario. Am
Anfang zeigt es die Entwicklungen lediglich etwas progressiver und zum Ende des
mittelfristigen Zeitraums lässt es das Höhenhoch etwas schneller nach Süden
verlagern. Auch das GEM und das UKMO zeigen eine vergleichbare Entwicklung.
Größere Unterschiede sind im Verlauf des betrachteten Zeitraums vor allem beim
ICON verifizierbar. Bis Mittwoch ist die Geopotential- und Luftdruckverteilung
noch analog zu den bereits beschriebenen Modellen simuliert. Im weiteren Verlauf
lässt das ICON den Trog jedoch nicht sofort ostwärts abwandern, sondern länger
nahezu stationär über dem östlichen Mitteleuropa liegen. Gleichzeitig werden
kurzwellige Anteile mit der nordwestlichen Grundströmung über Deutschland hinweg
gesteuert. Einhergehend sind nach Leseart von ICON bis Freitag regional
Niederschläge zu erwarten. Zwar zeigt das ICON am Freitag über weite Teile des
Landes ebenfalls hochreichende antizyklonale Verhältnisse, von einem
abgeschlossenen Höhenhoch, entsprechend des IFS, GFS und GEM, fehlt über
Mitteleuropa aber jede Spur.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen mehrerer größerer Städte über Deutschland verteilt zeigen
aufgrund eines geringen Spread bis einschließlich Mittwoch eine sehr hohe, bis
Freitag noch eine hohe Vorhersagegüte. Erst ab Freitag nehmen die Unsicherheiten
sowohl bei den Temperaturen in 850 hPa als auch beim Geopotential in 500 hPa
signifikant zu. Die Mehrheit der ENS-Member zeigt jedoch weiter einen milden
Verlauf bei leicht abnehmendem Geopotential. Einzelne Läufe simulieren jedoch
auch einen deutlichen Abfall des Geopotentials sowie spürbar kältere
Verhältnisse. Als Grund für die Unsicherheiten lässt sich der Abbau sowie die
Verlagerung des Höhenhochs und das Vorstoßen bzw. Durchschenken von
Kurzwellentrögen von Westen ausmachen.

Die zunächst hohe Vorhersagegüte bis Freitag stützen auch die kleinen Boxplots.
Lediglich bei der Bewölkung sind schon ab Dienstag größere Unsicherheiten zu
erkennen.

Die Clusteranalyse für den Zeitraum +72h bis +96h bildet die Unsicherheiten in
insgesamt drei Cluster ab, die alle einen Übergang von dem Schema der negativen
NAO zu einer blockierenden Situation wiedergeben. Dabei zeigen die Cluster eine
vergleichbare Geopotential- und Luftdruckverteilung. Die Unterschiede sind
gering und vor allem in der Wellenlänge und Amplitude des Troges über
Mitteleuropa zu finden. Sowohl der Hauptlauf als auch der Kontrolllauf befinden
sich in Cluster 1.
Im Zeitraum +120h bis +168h werden die Abweichungen des ENS insgesamt in fünf
Cluster aufgeteilt. Die Cluster 1 bis 3 sowie 5 zeigen bei einem großräumigen
Höhenhoch und somit mehr oder weniger stark ausgeprägten meridionalen Strömung
weiter überwiegend blockierende Verhältnisse. Cluster 4 beschreibt bei einer
zunehmend westlichen Grundströmung dagegen einen raschen Wechsel zu einem
erneuten negativen NAO-Schema. Die Unterschiede zwischen den restlichen Cluster
sind weiter gering. Abweichungen gibt es vor allem in Lage und Intensität des
Cut-Offs über dem westlichen Mittelmeer, was wiederum auch die Lage des hohen
Geopotentials beeinflusst. Der Hauptlauf wird dabei in Cluster 1 und der
Kontrolllauf in Cluster 3 zugeordnet. Das ICON könnte am ehesten im Cluster 4
angesiedelt werden.
In der erweiterten Mittelfrist im Zeitraum von +192 bis +240h beschreiben drei
Cluster die Unterschiede des ENS in der Geopotential- und Luftdruckverteilung.
Während Cluster 1 und 2 weiter blockierende Verhältnisse zeigen, gibt Cluster 3
vorübergehend zonale Bedingungen vor. Deutschland würde dabei aber bis über den
Sonntag hinaus im Einflussbereich von hohem Geopotential und somit
antizyklonalen Verhältnissen liegen. Das Übergreifen eines Kurzwellentroges wird
erst zum Montag angedeutet. Haupt- und Kontrolllauf sind dem Cluster zugeordnet.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag wiederholt Schauer und einzelne Gewitter, teils bis in tiefe Lagen
Schnee oder Graupel. Dazu im Norden und Teilen der Mitte sowie im Bergland
starke bis stürmische Böen, zeit- und gebietsweise Sturmböen. In exponierten
Kamm- (Harz) und Küstenlagen auch schwere Sturmböen.
Von der Probabilistik gibt es für Bft 8 bis 9 vom C-Leps und EZ-EPS Hinweise von
10 bis 50%, ICON-EPS stützt die Deterministik sogar mit 75% im Ostseeumfeld.
Auch vom EFI gibt es ein Signal für überdurchschnittliche Windbedingungen.
An den Alpen bei Nordweststau länger anhaltende, schauerartig verstärkte
Schneefälle mit über 10 cm in 12 Stunden. Das C-Leps stützt mit einer 10%
Wahrscheinlichkeit sogar unwetterartige Neuschneemengen über 15 cm in 12 Stunden
im Allgäu, das ICON mit 10% im Berchtesgadener Land. Markante Mengen über 10 cm
in 12 Stunden am Alpenrand zeigen beim C-Leps 10 bis 30% und bei ICON-EPS 10 bis
50% der ENS-Läufe.

Am Dienstag gibt es vom C-Leps für Böen der Stärke 8 und 9 nur noch in den
Kammlagen im Südosten des Landes noch geringe Wahrscheinlichkeiten um 5%.
Hinweise auf markante Niederschläge gibt es nicht mehr.

Ab Mittwoch gibt es nur im Umfeld von Rügen vom EZ-EPS zeitweise mal ein paar
ENS-Member, die markante Windspitzen simulieren (5 bis 15%).
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, det. EZ, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel