DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-03-2019 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.03.2019 um 10.30 UTC



Bis Montag Schauerwetter und windig mit einzelnen Sturmböen. Danach von Westen
her Wetterbesserung, ab Mittwoch durchweg ruhiges Hochdruckwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 21.03.2019


Am Sonntag gelangt Deutschland in den Bereich eines Troges. Das
korrespondierende Bodentief nimmt den Charakter eines Zentraltiefs an und
verlagert sich in den Skagerrak. Dessen Kaltfront überquert mit schauerartigen
Niederschlägen das Vorhersagegebiet. Rückseitig fließt maritime gealterte
Polarluft ein, in deren Bereich sich bei labiler Schichtung einzelne kurze
Gewitter entwickeln können. In Kaltfrontnähe, aber auch in Verbindung mit
kräftigeren Schauern und Gewittern können Böen bis Sturmstärke, exponiert auch
schwere Sturmböen auftreten.
In der Nacht zum Montag verlagert sich die Trogachse nach Deutschland, so dass
die Schauertätigkeit andauert. Die Schneefallgrenze sinkt auf Lagen um 600 m ab.
Im Stau der Mittelgebirge können einige, am Alpenrand auch mehr als 10 cm Schnee
fallen.
Am Montag bleibt die Troglage über Mitteleuropa bestehen, wenngleich sich die
Achse dieses Troges allmählich in den Osten Deutschlands verlagert. Dieser Trog
sollte für eine rege Schauertätigkeit in allen Phasen reichen. Bei kräftigeren
Schauern kann Schnee oder Graupel bis in tiefere Lagen auftreten. Auch kurze
Gewitter sind möglich. Im Norden, Westen und in Teilen der Mitte sind in
Schauer- und Gewitternähe nach wie vor stürmische, im Bergland Böen bis
Sturmstärke vorstellbar. Oberhalb von 600 m können einige, in Staulagen auch bis
10 cm Schnee fallen.
Am Dienstag verlagert sich der wetterbestimmende Trog mit seinem nördlichen Teil
ostwärts, der südliche Teil hängt etwas zurück, wodurch im Nordwesten und Westen
zunächst eine Wetterberuhigung einsetzt und großräumiges Absinken vermehrt für
Auflockerungen sorgt, wogegen in den anderen Gebieten und bevorzugt über dem
Bergland weitere Schauer, wenngleich mit abnehmender Tendenz, zu erwarten sind.
Die Temperatur geht eher noch etwas zurück; die 10 Grad-Marke dürfte dann
allenfalls noch in Rheinnähe erreicht werden.
In der Nacht zum Mittwoch stößt von den Britischen Inseln ein Höhenkeil nach
Osten vor, was die Entwicklung eines Bodenhochs über Deutschland stützt.
Absinken lässt den Himmel landesweit aufklaren, so dass, abgesehen vom Norden,
nahezu flächendeckend leichter Frost zu erwarten ist. Am Alpenrand kann eine
Abkühlung in den Bereich mäßigen Frostes erfolgen.
Am Mittwoch und Donnerstag wandelt sich der Höhenkeil in ein blockierendes Hoch
um, das sich über den Benelux-Staaten und der südlichen Nordsee etabliert. Das
dann über Mitteleuropa liegende Bodenhoch sorgt für großräumiges Absinken und
somit längere sonnige Abschnitte mit allmählich ansteigenden Temperaturen. In
den Nächten bleibt jedoch die Frostgefahr bestehen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich das
blockierende Hoch nach Mitteleuropa, wird aber am Samstag von einem aus dem
isländischen Raum vorstoßenden Trog abgebaut und wandelt sich nachfolgend in
einen Keil um, bevor am Sonntag der Trog von Nordwesten her auf Deutschland
übergreift. Somit bleibt bis einschließlich Samstag die ruhige Hochdrucklage
bestehen. Am Sonntag sorgt dann dieser Trog von Nordwesten her für wechselhaftes
Wetter, auffrischenden Wind und einen Temperaturrückgang.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden gestrigen
Modellläufen weitgehend konsistent. Allerdings zeigt sich bis dahin bereits ein
etwas verzögertes Einsetzen der nachfolgenden Erwärmung, was anhand der
Temperaturen im 850 hPa-Niveau deutlich wird. Am Donnerstag wird das Hoch
(sowohl mitteltroposphärisch als auch im Bodendruckfeld) kräftiger gerechnet als
dies noch beim gestrigen 00 UTC-lauf der Fall war.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird dann die Verlagerung des
Keils nach Osten gegenüber dem gestrigen 00 UTC-Lauf etwas verzögert, wenngleich
der gestrige 12 UTC-Lauf ein etwas stabileres Szenario im Angebot hatte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bereits am Montag, d.h. zu Beginn des Vorhersagezeitraumes, ergeben sich
Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen. ICON zeigt als einiges Modell
bereits eine schwachgradientige Lage, wogegen alle anderen verfügbaren Modelle
die Trogsituation (mit entsprechenden Winden) betonen. Danach setzen sich diese
gravierenden Modellunterschiede fort. ICON entwickelt ein Hoch über
Südskandinavien und der Ostsee und an dessen Südflanke eine kräftige östliche
bodennahe Strömung, wogegen die anderen Modelle weitgehend der oben
beschriebenen Entwicklung folgen. Nach ICON tropft der Trog rasch aus, wobei
sich das Cut-Off-Tief nach Südfrankreich verlagert. Nach den anderen Modellen
hängt der Trog am Dienstag über dem Südosten Deutschlands zurück.
Auch ab Mittwoch liefert ICON eine Außenseiterposition und hält an der
Hochbrücke, die sich von der Nordsee zu den Baltischen Staaten erstreckt, fest.
Nach den anderen Modellen liegt diese Brücke etwa 1000 km weiter südlich und
somit über Mitteleuropa.
EZMW, GFS und auch das Modell des kanadischen Wetterdienstes sind sich im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagzeitraum weitgehend "einig".
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung, wobei das blockierende
Hoch im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wahrscheinlich etwas
langsamer nach Osten zurückweicht als weiter oben beschrieben wurde. Das äußert
sich auch anhand der Niederschlagssignale, die ab dem Wochenende nur sehr
verhalten gezeigt werden. Der Spread nimmt erst im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum deutlich zu. Die aus dem Absinken im Bereich des sich über
Mitteleuropa etablierenden Hochs resultierende Erwärmung wird nach dem
aktuellsten Lauf nicht mehr so ausgeprägt gezeigt wie bei weiter zurückliegenden
Modellläufen.
Das EPS des EZMW stützt die oben beschriebene Entwicklung. Anhand des Clustering
wird es allerdings für wahrscheinlicher gehalten, dass sich die oben
beschriebene Entwicklung eines blockierenden Hochs durch einen über Südschweden
hinweg nach Südosten ablaufenden Trog weiter verzögert wird als dies weiter oben
beschrieben wurde. Hierfür lassen sich auch Niederschlagssignale (immerhin mit
konvektiven Tagesgang) finden, die diese Version stützen. Im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum dürfte sich die relativ weit nördlich
verlaufende Frontalzone wieder nach Osten durchsetzen, was von annähernd 75
Prozent der Einzellösungen gezeigt wird. Die restlichen Ensemblemember (13
Stück) lassen die Blockierungslage fortbestehen. Auch hier wird der Spread
zwischen den Einzellösungen erst im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum rasch größer. Wenngleich dann eine leichte Unbeständigkeit
aufkommt, werden wie beim EPS des GFS Niederschlagssignale jedoch nur sehr
verhalten gebracht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag sind mit Übergreifen einer Kaltfront von Nordwest nach Südost
stürmische Böen 8 Bft, in freien Lagen und im Bergland Sturmböen 9 Bft, höhere
Berggipfel schwere Sturmböen um 100 km/h (10 Bft) zu erwarten. Außerdem kommen
an der Nordsee und im nördlichen Schleswig-Holstein Sturmböen in der zweiten
Tageshälfte Sturmböen auf. Am Abend und in der Nacht zum Montag gibt es
wiederholt Schauer, vereinzelt auch kurze Gewitter, dabei besteht Gefahr von
Sturmböen bis Bft 9. Im höheren Bergland fallen die Schauer als Schnee,
wahrscheinlich sind nur an den Alpen mehr als 10 cm Schneefall innerhalb von 12
Stunden zu erwarten. Zumindest im Bergland besteht Glättegefahr.

Am Montag gibt es wiederholt Schauer und kurze Gewitter, teils mit Schneeregen
und Graupel bis in tiefe Lagen. Damit in Verbindung sind vor allem im Norden und
in Teilen der Mitte sowie im Bergland Sturmböen nicht auszuschließen. Auf
exponierten Berggipfeln besteht Gefahr schwerer Sturmböen. Im Süden gibt es in
tieferen Lagen Böen bis Sturmstärke nur mit geringer Wahrscheinlichkeit.
In der Nacht zum Dienstag sind an den Alpen weitere schauerartige Schneefälle zu
erwarten, wahrscheinlich gibt es nur in Staulagen noch einmal mehr als 10 cm
Neuschnee innerhalb von 12 Stunden.

Am Dienstag setzt von Westen her Wetterberuhigung ein, im Osten und Südosten
treten mit zusehends geringer werdender Wahrscheinlichkeit noch einzelne kurze
Gewitter auf. Am Mittwoch stellt sich auch dort ruhiges Hochdruckwetter ein. In
den Nächten ist vor allem am Alpenrand mäßiger Frost nicht auszuschließen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann