DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-03-2019 08:30
SXEU31 DWAV 130800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 13.03.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z
Heute verbreitet stürmische Böen, besonders im Nordwesten Sturmböen bis Bft 9,
in Verbindung mit Schauern und kurzen Gewittern Gefahr schwerer Sturmböen um 100
km/h. Im höheren Bergland generell schwere Sturmböen, auf exponierten Gipfeln
Böen bis Orkanstärke. In der Nacht etwas abflauender Wind, im Nordosten und im
Bergland jedoch weiterhin stürmische Böen, exponiert schwere Sturm- und
vereinzelt orkanartige Böen.
Nach vorübergehender Windabnahme im Laufe des Donnerstags erneut auffrischender
Wind, zwischen Nordsee und Alpen verbreitet mit stürmischen Böen und einzelnen
Sturmböen, im Bergland durchweg schwere Sturmböen, auf exponierten Gipfeln Böen
bis Orkanstärke. Wind in der Nacht zum Freitag abflauend, im höheren Bergland
aber weiterhin Böen bis Sturmstärke.
Am Freitag noch einmal auflebender Wind, vor allem, an der See, im Nordwesten
und in freien Lagen mit stürmischen Böen, im Bergland durchweg mit Sturm- und
exponiert mit schweren Sturmböen. In der Nacht zum Samstag andauernd.
In der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag im höheren Bergland schauerartiger
Schneefall, in Staulagen oberhalb von 800 m mehr als 10 cm Neuschnee innerhalb
von 12 Stunden. Unterhalb davon in Staulagen der südwestdeutschen Mittelgebirge
und im Allgäu bis weit in den Freitag hinein Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland unter einer kräftig mäandrierenden zyklonalen
Westströmung. Ein darin eingelagerter Trog greift heute auf Mitteleuropa über.
Das korrespondierende Bodentief hat bereits mitteltroposphärisch in Form von
einem entsprechenden Höhentief seine Spuren hinterlassen und weist mit diesem
eine senkrechte Achse auf. Folglich hat dieses Tief den Höhepunkt seiner
Entwicklung bereits überschritten und beginnt sich bei seiner Verlagerung in
Richtung Kap Skagen allmählich aufzufüllen. Immerhin ist dieses Tief noch
kräftig genug, um an seiner Südflanke eine Verschärfung des Gradienten zu
generieren, was eine entsprechende Windzunahme bewirkt. Somit kommen verbreitet
stürmische Böen auf, vor allem im Nordwesten sind Sturmböen bis Bft 9 zu
erwarten. Im höheren Bergland muss im Tagesverlauf generell mit schweren
Sturmböen, auf exponierten Gipfeln mit Böen bis Orkanstärke gerechnet werden.
Lediglich ganz im Osten und in tieferen Lagen Süddeutschlands frischt der Wind
mit Böen bis Bft 7 wahrscheinlich nicht ganz so stark auf. Ein weiteres Problem
ist die Konvektion, die im Bereich des Troges zu erwarten ist und wodurch
wiederholt Schauer und kurze Gewitter ausgelöst werden können. Die Schichtung
ist hinreichend labil, die Temperaturdifferenz zwischen 850 und 500 hPa erreicht
30 K; auch Scherung (vor allem niedertroposphärisch) ist vorhanden, so dass die
Voraussetzungen für Konvektion in Form vom kurzen Wintergewittern gegeben ist.
Wenig wahrscheinlich ist deren Organisation in Form einer staffelartigen
Anordnung; hierzu ist die hochreichende Scherung zu schwach ausgeprägt; auch die
Richtungsscherung ist nur relativ gering. Aber der inzwischen gut ausgeprägte
Tagesgang dürfte einiges an Konvektion bewirken. Bei einem Oberwind im 850
hPa-Niveau bis 50 kt sind dann schwere Sturmböen um 100 km/h vorstellbar;
orkanartige Böen sind wenig wahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschließen.
Auflockerungen sind im Süden und Südosten am wahrscheinlichsten. Ansonsten
überwiegt rasch wechselnde Bewölkung. Auch wenn die Luftmasse als maritime
Polarluft zu bezeichnen ist, so sind doch aufgrund der regen Durchmischung
Höchsttemperaturen zwischen 7 und 11 Grad und im höheren Bergland Maxima um 3
Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Donnerstag setzt von Westen her kräftige Warmluftadvektion ein.
Hierdurch wird ein flacher Rücken gestützt, der auf Mitteleuropa übergreift und
den Trog nach Osten abdrängt. Im Bereich eines schwachen Zwischenhochkeils
sollte daher eine vorübergehende Wetterberuhigung einsetzen.
Im höheren Bergland muss mit schauerartigen Schneefällen gerechnet werden, wobei
die Schneefallgrenze zwischen 600 und 800 m liegt, aber der Schnee erst oberhalb
von 800 m liegen bleibt. Aufgrund des geringen Flüssigwassergehalts der
Luftmasse reicht es oberhalb davon nur für wenige Zentimeter Neuschnee,
allenfalls in den Staulagen der süddeutschen Mittelgebirge und im Allgäu können
mehr als 10 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden fallen. Leichter Frost sollte
auf Lagen oberhalb von 800 m beschränkt bleiben.

Donnerstag... gelangt Deutschland unter den flachen Höhenrücken, der rasch nach
Osten gesteuert wird. Ein in der Frontalzone eingelagerter Kurzwellentrog
überquert weitgehend die Nordsee. Das korrespondierende Bodentief wird auf
relativ weit nördlicher Zugbahn bis vor die Norwegische Küste gesteuert. Dessen
okkludierendes Frontensystem weist eine nahezu frontsenkrechte Windkomponente
auf und überquert im Tagesverlauf weitgehend das Vorhersagegebiet. Da der
Kurzwellentrog aber relativ weit nördlich verbleibt, gelangt mit einer erneut
zunehmenden westlichen Strömung stabil geschichtete Luft nach Mitteleuropa. Von
der Gradientverschärfung sind vor allem die Gebiete zwischen Nordsee und Alpen
betroffen, so dass in diesen Gebieten der Wind erneut auffrischt. Im Westen und
Süden sind daher Wind- und stürmische Böen, in freien Lagen (mit geringerer
Wahrscheinlichkeit als heute) einzelne Sturmböen zu erwarten. Im Bergland gibt
es durchweg Sturmböen, auf exponierten Gipfeln orkanartige Böen. Aufgrund der
stabilen Schichtung und des etwas schwächeren Gradienten dürften die Böen
gegenüber heute aber durchweg um 1 Bft geringer ausfallen.
Bedingt durch die kräftige Warmluftadvektion setzen teils länger andauernde
Niederschläge ein. In den Staulagen der süddeutschen Mittelgebirge und im
Allgäu, mit geringerer Wahrscheinlichkeit auch in den westlichen Mittelgebirgen,
können die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden, wobei die
Schneefallgrenze von Ost nach Südwest gestaffelt auf 700 bis 1100 m ansteigt. In
den östlichen Mittelgebirgen können oberhalb davon noch einmal mehr als 10 cm
Neuschnee hinzukommen. Da es sich hierbei um nassen Schnee handelt, ist die
Gefahr von Verwehungen gering. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 3 bis 9, am
Niederrhein Werte um 10 Grad.
In der Nacht zum Freitag greift ein weiterer flacher Rücken auf Mitteleuropa
über, wodurch ein schwacher Bodenkeil gestützt wird. Dieser sorgt für eine
erneute vorübergehende Wetterberuhigung, so dass Wind- und in freien Lagen
einzelne stürmische Böen dann wahrscheinlich auf die nordöstlichen Teile
Deutschlands beschränkt sind. Abgesehen davon muss im Bergland weiterhin mit
Böen bis Sturmstärke, auf exponierten Gipfeln der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge mit teils schweren Sturmböen gerechnet werden. Absinken sorgt für
ein vorübergehendes Nachlassen der Niederschläge. In den Mittelgebirgen reicht
es dann nur noch für wenige Zentimeter Neuschnee, an den Alpen oberhalb von etwa
1000 m können noch einmal um 10 cm Neuschnee hinzukommen. Frost sollte wie in
der Nacht zuvor auf höhere Berglagen beschränkt bleiben.

Freitag... gelangt Deutschland in den Bereich eines breiten Warmsektors. Während
die Warmfront eine über die nördliche Nordsee hinweg ostwärts ziehenden Tiefs
Deutschland weitgehend überquert, setzt bei der nachfolgenden Kaltfront über der
südlichen Nordsee infolge einer bereits das Seegebiet westlich von Irland
erreichenden Welle Schleifen ein. Im Bereich des Warmsektors steigt die
Schneefallgrenze rasch an, so dass die feste Phase dann kein Thema mehr sein
sollte. Allerdings lässt kräftige Warmluftadvektion die Niederschläge erneut
aufleben, so dass in Staulagen weitere 10 bis 20 mm Niederschlag hinzukommen.
Zudem frischt mit Passage der Warmfront der Wind auch wieder auf; landesweit
sind Wind- und in freien Lagen stürmischen Böen, an der Nordsee und im Bergland
Sturmböen und auf exponierten Gipfeln schwere Sturmböen zu erwarten. Die
Böenentwicklung wird etwa 1 Bft unterhalb der Werte des Vortages verbleiben. Im
Bereich des Warmsektors erreichen die Temperaturmaxima 7 bis 12 Grad.
In der Nacht zum Samstag verbleibt Deutschland im Bereich eines breiten
Warmsektors. Die o.g. schleifende Kaltfront kann zwar bis in den Norden
Deutschlands vordringen, wird dann aber als Warmfront rückläufig. Da die straffe
westliche Strömung bestehen bleibt, ändert sich an der Windsituation vom Freitag
vorerst nur wenig. Erst in der zweiten Nachthälfte beginnt der Wind abzuflauen,
so dass dann in freien Lagen nur noch einzelne stürmische Böen auftreten. An der
See und im Bergland muss aber bei weiterhin stabiler Schichtung noch mit Böen
bis Sturmstärke, exponiert mit teils schweren Sturmböen gerechnet werden. Dabei
sollte es nahezu überall frostfrei bleiben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bis Freitagfrüh zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend ähnliche
Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten. Freitag im Tagesverlauf lässt EZMW die schleifende Kaltfront bis in
den Mittelgebirgsraum und in der Nacht zum Samstag bis knapp südlich der
Mainlinie vordringen, was dann auch Einfluss auf die entsprechende
Niederschlagsverteilung hat. Nach GFS erreicht die Kaltfront immerhin die
nördlichen Mittelgebirge. Daher ist die Entwicklung für den Tagesverlauf des
Freitags und erst recht für die Nacht zum Samstag noch relativ unsicher.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann