DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-03-2019 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.03.2019 um 10.30 UTC



Bis zum Wochenende weitere Andauer der aktiven Westwetterlage mit starken bis
stürmischen Böen, im Bergland Sturmböen, exponiert Orkanböen. Am Donnerstag und
Freitag im westdeutschen und süddeutschen Bergland Dauerregen. Am Sonntag an den
Alpen Schneefälle.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 18.03.2019


Am Donnerstag befindet sich Deutschland rückseitig eines in Richtung Adria
abtropfenden Höhentroges in einer nordwestlichen Höhenströmung. Die
Höhenströmung weist einen leicht antizyklonalen Verlauf auf. Dieser flache
Rücken wird aber bereits von kräftiger Warmluftadvektion überlaufen.
Dementsprechend gibt es nach Osten und Süden noch Auflockerungen, die sich mit
Schauern abwechseln. Die Schneefallgrenze liegt bei 400 bis 600 m.

Von Nordwesten greifen rasch dichte Wolkenfelder mit Regen über. Diese gehören
zu der kräftigen WLA und dem nachfolgenden schon stark okkludierten
Frontensystem. Die 850 hPa Temperatur nähert sich der 0 Grad Marke, sodass auch
die Schneefallgrenze vorübergehend deutlich ansteigt.

Die Niederschläge halten insbesondere im süddeutschen Raum auch in der Nacht auf
Freitag noch an, sodass es dort Hinweise für das Überschreiten der markanten
Dauerregenschwelle gibt. Der Wind weht lebhaft mit starken bis stürmischen Böen,
im Bergland Sturmböen.

Am Freitag wird der Vorhersageraum weiterhin von einer nordwestlichen und sehr
lebhaften Höhenströmung beeinflusst, die aber weiterhin von kräftiger WLA
überlaufen ist. Das Frontensystem vom Vortag ist abgezogen. Allerdings hat die
Kaltfront nicht ganz Deutschland überquert sondern ist durch ein neues Tief bei
den Britischen Inseln bereits rückläufig geworden. Entsprechend liegt der
Südwesten im Bereich der Warmfront. Entsprechend greifen im Tagesverlauf von
Südwesten skalige Niederschläge nordostwärts aus. Auch sonst ist es stärker
bewölkt mit etwas Regen. Schnee ist nur in den Gipfellagen zu erwarten, wobei
die Schneefallgrenze weiter ansteigt.

Der Wind bleibt lebhaft mit starken bis stürmischen Böen, im Bergland Sturmböen,
in Gipfellagen Orkanböen.

Am Samstag richtet sich die Höhenströmung stärker zonal aus. Entsprechend zeigt
die Frontalzone eher eine West-Ost Erstreckung. Der Verlauf der Strömung ist
antizyklonal, aber nur recht flach. Entsprechend kann sich das Absinken gar
nicht wirklich bemerkbar machen. Am Boden wandert ein Tief von England in
Richtung Dänemark. Seine Warmfront sorgt für Niederschläge. Diese ziehen sich in
der zweiten Tageshälfte nach Norden zurück, wo man näher am Tiefzentrum liegt.
Die Südhälfte befindet sich im breiten Warmsektor, wobei dann kaum Niederschlag
erwartet wird. Insbesondere in Richtung Alpenrand wird es sogar sehr sonnig. Die
Höchstwerte steigen im Süden damit lokal auch bis 18 Grad (bei 850 hPa
Temperaturen die bei 10 Grad liegen).

Der Wind spielt weiter eine Rolle, vor allem in der Nordhälfte, wo der Gradient
am schärfsten ist, muss mit Windböen und stürmischen Böen gerechnet werden. Im
Süden ist der Bodengradient stärker aufgelockert.

Am Sonntag und Montag bleibt das wechselhafte Wetter erhalten. Es kommt am
Sonntag zu einer stärkeren Austrogung über Westeuropa. Dieser stärker
amplifizierte Trog greift am Montag auf Deutschland mit seiner Höhenkaltluft
über. Die Kaltfront überquert mit etwas Regen Deutschland, wobei die
Schneefallgrenze nachfolgend absinkt. Montags gibt es gibt es in der
Höhenkaltluft Schauerwetter und einzelne Gewitter. An den Alpen kann es längere
Zeit Niederschlag geben, in den höheren Lagen als Schnee. Der Wind ist schwächer
als unter der Woche. Warnwürdige Böen konzentrieren sich auf die Berglagen.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt die Westwetterlage insgesamt erhalten. Nur
vorübergehend verschiebt sich die Frontalzone mal etwas weiter nach Norden, ehe
auch Deutschland nachfolgend wieder in ihren Einflussbereich gerät.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die grobe mittelfristige Entwicklung wird recht einheitlich vorhergesagt.
Allerdings zeigen sich Unterschiede im Timing. Das gilt schon zu Beginn der
Mittelfrist, wo am Donnerstag das Frontensystem rascher auf Deutschland
übergreift, als noch von den Vorläufen gezeigt. Der 12 UTC Lauf ist auch
nachfolgend näher am aktuellen 00 UTC Lauf, während der gestrige 00 UTC Lauf
schon einen größeren Zeitsprung hat und alles viel langsamer abläuft.

Die Unterschiede der beiden 00 UTC Läufe verstärken sich entsprechend für die
Vorhersage des Wochenendes. Zwischen 12 UTC und 00 UTC Lauf ist die Konsistenz
aber recht gut.

Zu Beginn der kommenden Woche nähern sich die Modellläufe insgesamt wieder an
und zeigen den stärker amplifizierten Trog, der von West- auf Mitteleuropa
übergreift. Erst in der erweiterten Mittelfrist zeigen sich wieder größere
Fragezeichen bezüglich der Fragen wie stark der Trog nach Süden amplifiziert, ob
er abtropft und wie schnell er Deutschland überqueren kann.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich der verschiedenen Globalmodelle zeigt zu Beginn der Mittelfrist
eine gute Übereinstimmung. In Richtung Wochenende nehmen die Unterschiede dann
aber zu. Das von England nach Dänemark wandernde Tief am Samstag wird in seiner
Entwicklungsstärke zum Teil noch unterschiedlich vorhergesagt. Das GFS Modell
ähnelt der Vorhersage von ECMWF, wobei das Tief ein wenig weiter südlich
verläuft und einen stärker geöffneten Warmsektor zeigt. ICON hat anstelle des
Tiefs allerdings nur eine flache Welle.

Die stärkere Amplifizierung des Westeuropatroges wird nachfolgend wieder recht
einheitlich prognostiziert mit nur kleineren Detailunterschieden. Auch das
Übergreifen des Troges auf Deutschland am Montag wird zeitlich in recht guter
Übereinstimmung vorhergesagt, einzig bei der Ausprägung und bezüglich möglicher
Abtropfvorgänge gibt es noch Differenzen.

Auch der Rest der Modellwelt reiht sich gut in die Prognosen der anderen
Globalmodelle ein. Erst in der erweiterten Mittelfrist zeigen doch einige
Modelle ein stärker antizyklonal geprägte Phase, während beim ECMWF Modell wie
angesprochen die Frontalzone schon bald wieder weiter südlich verläuft.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des ECMWF für Offenbach spricht für eine gute Konsistenz zwischen den
verschiedenen Membern. So verlaufen die Temperatur in 850 hPa und das
Geopotential in 500 hPa in einer vergleichsweise engen Bündelung. Zudem sind
Hauptlauf und Kontrolllauf recht nah beieinander und zeigen eher kleinere
Differenzen im zeitlichen Ablauf der Entwicklung. Klar lässt sich ein Maximum
bei den Niederschlagssummen in der Nacht auf Freitag erkennen, sowie ein Minimum
am Sonntag. Insofern passt sich der deterministische Lauf gut in die Mehrzahl
der Member ein.

Das Clustering zeigt für den Zeitraum +120 bis +168 h (Sa 00 bis Mo 00) drei
Member. Die Unterschiede sind für Europa und damit auch Deutschland aber nur
begrenzt. Alle drei Lösungen zeigen den Westeuropatrog. Unterschiede gibt es in
der genauen Positionierung (wie rasch nach Deutschland vorankommend) und
Ausprägung (Stärke der Amplifizierung, mögliche Abtropfung).
Im Zeitraum +192 bis +240 h werden wieder drei Lösungen angeboten. Alle zeigen
nach dem mehr oder weniger schnellen Trogdurchgang eine vorübergehend stärker
antizyklonal geprägte Phase. Unterschiede ergeben sich, wie weit südlich die
Frontalzone nachfolgend wieder ausgreift. Auch gibt es im zeitlichen Bezug
größere Unterschiede.

Das Ensemble des GFS liefert ähnliche Aussagen. Die Member sind sich recht
ähnlich und zeigen in Richtung Wochenende die Zonalisierung und den flachen
Höhenrücken, sowie den Trog zum Montag. Die Ausprägung ist noch etwas unsicher
(Spread bei T500). Anschließend zeigen alle Member einen Anstieg des
Geopotentials und ein Rückgang der Niederschlagsignale, was insgesamt für einen
stärker antizyklonal geprägten Abschnitt spricht.

FAZIT: Die Mittelfrist lässt sich insgesamt als recht gesichert einstufen. Nach
der aktiven Westwetterlage, bis zum Ende der Woche mit einigen Unsicherheiten im
zeitlichen Detail, sorgt ein stärker amplifizierter Trog in Richtung Montag für
dessen Ende und einer Verschiebung der Frontalzone weiter nach Norden.
Nachfolgend stellt sich die Frage, wie langandauernd und wie stark antizyklonal
die Großwetterlage geprägt ist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag und Freitag bleibt das windige bis stürmische Wetter noch erhalten
und die Modelle und Ensembleverfahren zeigen einhellig das Auftreten von starken
bis stürmischen Windböen sowie einzelne Sturmböen. In höheren Berglagen gibt es
einzelne schwere Sturmböen, exponiert Orkanböen. Zum Wochenende lässt der Wind
deutlich nach.

Von Donnerstag bis Freitagvormittag zeigen die Modellen über einen etwa 24 bis
36 h Zeitraum hinweg länger anhaltende Niederschläge, sodass in den Staulagen
der westdeutschen und süddeutschen Mittelgebirgen markante Dauerregenschwellen
recht wahrscheinlich überschritten werden (zeigen alle Ensembles). Vornehmlich
für den Schwarzwald und die Alpen sind unwetterartige Dauerniederschläge nicht
ausgeschlossen.

Am Sonntag treten einzelne Gewitter auf. An den Alpen kann es länger anhaltende
Schneefälle geben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, ECMWF, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer