DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-03-2019 09:01
SXEU31 DWAV 110800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.03.2019 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z

Windig mit stürmischen Böen, bei Schauern und exponiert Sturmböen. Teils
kräftige Schnee- und Graupelschauer begleitet von kurzen Gewittern. Auch
tagsüber bis in tiefe Lagen vorübergehend Glätte möglich. Am Mittwoch wieder
stürmisches Schauerwetter.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegen wir weiter im Bereich einer westlichen Strömung, die allerdings
etwas stärker ins Schwingen gerät. Der Trog über Nordosteuropa weitet sich mit
einem kurzwelligen Anteil über Mitteleuropa nach Süden aus wobei der
Kurzwellentrog nach Osten Boden gut macht. Ein weiterer Kurzwellentrog folgt ab
den Mittagsstunden mit der nordwestlichen Höhenströmung rasch von der Nordsee
nach. Dabei passiert auch ein mit dem Trog korrespondierender
Bodentrog das Vorhersagegebiet südostwärts. ICON und C D2 simulieren auch ein
eingelagertes Bodentief, in externen Modellen fehlt dieses teilweise.
An der Südwestflanke des Troges verschärft sich der Gradient im Westen und Süden
des Landes vorübergehend erneut und es gibt auch außerhalb von Schauern einzelne
stürmische Böen, in den Schauern sind Sturmböen wahrscheinlich, auf den
Bergen muss mit schweren Sturmböen aus West bis Nordwest gerechnet werden,
exponiert mit orkanartigen Böen. Im Norden und Nordosten werden an der
Nordflanke des Troges dagegen kaum warnrelevante Böen erreicht. Nach Passage des
Troges nimmt der Wind von Norden her deutlich ab, wie zum Abend allgemein auch
in den anderen Landesteilen; stärkere Böen gibt es dann von allem noch im
Bereich des Bodentroges und im Bergland.

Die Zufuhr höhenkalter Luftmassen dauert an, in 500 hPa liegen die Werte
zwischen -36 und -38 Grad, in 850 hPa um -7 Grad. Die Folge sind zahlreiche
Schneeregen-, Schnee- und Graupelschauer und kurze Gewitter, begleitet von
Sturmböen. Innerhalb der Schauer kann es auch in den Niederungen zumindest
vorübergehend "weiß" werden und Glätte durch Schnee bzw. Graupelmatsch
auftreten. In Lagen oberhalb von etwa 300 bis 600 m akkumulieren sich die
Schneeschauer und es fallen etwa 5 cm Neuschnee, in den Staulagen der zentralen
und westlichen Mittelgebirge sowie später im Alpenstau auch um 10 cm, punktuell
- je nach Niederschlagsintensität im Bereich des Bodentroges - auch mehr
(Bergisches Land, Sauerland).
Die Temperaturen erreichen vor allem in der Südhälfte nicht mehr die Werte des
Vortages. Die Höchstwerte liegen in der gut durchmischten polaren Meeresluft
zwischen 2 und 8 Grad, wobei diese auch nur mit etwas Sonne in den Schauerpausen

erreicht werden. In einem kräftigem Schauer kann es rasch mal auf nahe 0 Grad
abkühlen. Im Bergland, oberhalb von etwa 500 bis 700 m, herrscht leichter
Dauerfrost.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Höhentrog über Skandinavien mit
seinem Drehzentrum allmählich nach Nordwestrussland. Gestützt durch
Warmluftadvektion vorderseitig eines weiteren Trogvorstoßes nordwestlich der
Britischen Inseln wölbt sich ein Höhenrücken über die Nordsee hinweg nach Norden
auf und kommt bis Dienstagfrüh nach Mitteleuropa voran. Im Bodenfeld schwenkt
vorderseitig des Rückens ein Hochkeil nach Süd- und Ostdeutschland.
Im Nordwesten setzt dagegen mit Annäherung eines mit dem Trog korrespondierenden
Frontensystems, das morgens bereits auf die Nordsee übergreift, rasch wieder
Druckfall ein. Die kräftige mitteltroposphärische WLA führt zu einer deutlichen
Stabilisierung der Luftmasse, so dass die Konvektion von Nordwesten her rasch
nachlässt.

Zunächst treten über der Mitte und nach Südosten hin noch recht verbreitet
Schneeregen-, Schnee- und Graupelschauer auf, in der zweiten Nachthälfte fällt
dann lediglich im Südosten (Bayern, Erzgebirge) noch gebietsweise etwas Schnee
(an den Alpen vereinzelt bis nahe 10 cm), ansonsten lockern die Wolken auf,
teilweise klart es auf. Vielerorts gibt es leichten Frost und es muss mit Glätte
durch gefrierende Nässe gerechnet werden, lediglich im Nordwesten bleibt es oft
frostfrei, da dort die Wolken bereits im Laufe der Nacht wieder dichter werden.

Es bleibt dort aber noch trocken. Der Wind nimmt abends und im Laufe der Nacht
rasch weiter ab und ist später lediglich auf einigen Berggipfeln vielleicht noch
warnrelevant. Er dreht im Westen später auf Süd und frischt etwas auf, für
warnwürdige Böen reicht es dort noch nicht.


Dienstag... greift der Trog über dem Ostatlantik auf die Britischen Inseln über.
Ein vorlaufender Randtrog erreicht abends den Ostausgang des Ärmelkanals und die
südwestliche Nordsee, wodurch der vorgelagerte Höhenrücken über dem
Vorhersagegebiet nach Osten abgedrängt wird.
Das Frontensystem eines bis zum Abend nach Schottland ziehenden Sturmtiefs
greift im Tagesverlauf auf den Nordwesten und Westen des Landes über. Der mit
der Warmfront verbundenen Regen breitet sich schon vormittags über den
Nordwesten aus, die Kaltfront nähert sich nachmittags über Benelux.
Warnrelevante Mengen werden aber nicht simuliert und in großen Landesteilen
bleibt es ohnehin trocken.

Mit Annäherung der Front verschärft sich der Gradient und der Wind nimmt
deutlich zu. Häufig treten im Norden und Westen sowie teilweise in den mittleren
Landesteilen steife bis exponiert stürmische Böen aus Süd auf. Auf den
Berggipfeln gibt es häufiger Sturm-, exponiert schwere Sturmböen; auf dem
Brocken deutet Mos schon wieder Orkanböen an.

Präfrontal werden vor allem in den Südosten deutlich mildere Luftmassen
advehiert, die Temperatur in 850 hPa steigt dort bis +6 Grad, wobei es an den
Alpen föhnig wird. Vor allem im Südosten und Süden scheint für längere Zeit die
Sonne. Dort wird es mit Höchstwerten zwischen 8 und 13 Grad, mit Föhn an den
Alpen auch bis über 15 Grad sehr mild.

Auch sonst geht es mit den Temperaturen wieder etwas aufwärts und es bleibt mit
7 bis 11 Grad nicht allzu kühl.

In der Nacht zum Mittwoch breitet sich der Trog rasch über Mitteleuropa nach
Osten aus. Das Bodentief zieht ebenfalls zur Nordsee, befindet sich
achsensenkrecht unterhalb des Höhentroges und hat somit den Höhepunkt seiner
Entwicklung
abgeschlossen. Nach Lesart des aktuellen ICON-EU-Laufes füllt es sich auf knapp
unter 975 hPa auf.
Die vorderseitigen Tiefausläufer passieren uns ebenso rasch ostwärts, woran auch
eine schwache Zyklogenese über dem Ligurischen Meer nichts ändert. Der frontale
Regen bleibt mengenmäßig eher gering, nur im Süden, vor allem Richtung Alpen
kann es etwas kräftiger regnen. Postfrontal fließt wieder kältere Meeresluft
ein, die unter dem folgenden Trog (T500 bis -34 Grad) auch recht instabil
geschichtet ist. Dabei kommt es zu Schauern, die im Bergland oberhalb von 400
bis 700m (850 hPa um -5 Grad) wieder in Schnee übergehen, viel sollte sich aber
nicht akkumulieren. Lediglich im Allgäu sind 5 bis 10 cm Neuschnee zu erwarten.
Auch kurze Gewitter sind nicht ausgeschlossen.

Der Wind lässt vorübergehend nach, nimmt aber mit Annäherung des Tiefzentrums
über der Nordsee später im Westen und Nordwesten wieder zu. Dann sind wieder
häufiger steife bis stürmische Böen zu erwarten, an der Nordsee und im Bergland

auch Sturmböen. Allgemein bleibt es natürlich auch in den Schauern windig mit
teils stürmischen Böen. Im mittleren und höheren Bergland, oberhalb ca. 500 bis
600. gibt es auch leichten Frost mit der entsprechenden Glättegefahr.


Mittwoch... verlagert der Haupttrog mit seiner Achse ostwärts und liegt genau
über Deutschland, ein eingelagertes Drehzentrum findet sich abends über Dänemark
bzw. Südnorwegen ein. Das korrespondierende Bodentief zieht ebenfalls nach
Dänemark und füllt sich dabei aber kaum auf. Somit gerät das Vorhersagegebiet
zunehmend in dessen Hauptsturmfeld.

Erneut simuliert ICON-EU nahezu flächendeckend (vielleicht der äußerste Südosten
Bayerns ausgenommen) markante Böen Bft 8 bis 9 aus Südwest, im Westen und
Nordwesten auch schwere Sturmböen (Bft 10), sporadisch taucht auch mal eine Bft
11 auf. IFS simuliert in ähnlicher Größenordnung, in den Maxima aber etwas
weniger. Auf den Bergen gibt es häufig schwere Sturmböen bis Orkanböen (Bft 12).
Auch weitere vorliegende Modelle stehen den Lösungen des ICON-EU und IFS kaum
nach, Lage und Intensität des Sturmtiefs werden sehr ähnlich simuliert.

Schauerartige Niederschläge werden vor allem im Bereich der Trogachse über dem
Westen und Norden Deutschlands simuliert, diese kommen zögernd südostwärts
voran, in Teilen Bayerns und in der Lausitz bleibt es noch meist trocken. Bei
Temperaturen um -32 Grad in 500 hPa und -3 Grad in 850 hPa können auch wieder
kurze Graupelgewitter auftreten, Schnee fällt aber eher nur in den Kammlagen der
Mittelgebirge.

Die Temperaturen erreichen innerhalb der nach wie vor gut durchmischten
subpolaren Meeresluft Höchstwerte zwischen 6 und 10 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag zieht der Trog ostwärts ab, gefolgt von einem
weiteren Trog über die Britischen Inseln ziehenden Trog. Dazwischen beruhigt
sich das Wetter von Westen her langsam. Die Schichtung stabilisiert mit der
aufkommenden Warmluftadvektion. Es treten vor allem nach Osten hin schauerartige
Niederschläge auf, oberhalb 600 bis 800m als Schnee. Diese lassen vorübergehend
nach, aus Westen sind als Resultat der WLA im Laufe der Nacht aber wieder
leichte Regenfälle möglich. Der Gradient fächert in der auf westliche Richtungen
drehenden Bodenströmung etwas auf. Der Wind weht in tiefen Lagen noch mit Bft 7
in Böen; im Bergland und an der See gibt es stürmische Böen oder Sturmböen, auf
exponierten Bergen sind schwere Sturmböen wahrscheinlich, Brocken Orkanböen.
Tendenz insgesamt im Laufe der Nacht von Westen her nachlassend.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung ist im groben Maßstab unstrittig. Unterschiede im Detail sind
kaum prognoserelevant. In der kommenden Nacht ist recht verbreitet leichter
Frost zu erwarten, mit Glätte sollte, wegen der Niederschläge zuvor, offensiv
umgegangen werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner