DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-03-2019 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 09.03.2019 um 10.30 UTC



Weiterhin sehr aktive Westwetterlage mit zeitweiligen Niederschlägen in rascher
Abfolge sowie Schauern und Gewittern. Zeit- und gebietsweise stürmisch.
Vorübergehend etwas absinkende Schneefallgrenze.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 16.03.2019


Dienstag ... schiebt sich ein flacher Rücken von West- nach Mitteleuropa. Die
Keilachse ist zum Mittagstermin vom südlichen Frankreich über Deutschland hinweg
nach Dänemark gerichtet. Allerdings ist die damit verbundene Wetterberuhigung
nur von kurzer Dauer, denn im Bodendruckfeld nehmen die zyklonalen Einflüsse vor
allem im Nordwesten rasch wieder zu. Das okkludierende Frontensystem eines
Sturmtiefs zwischen Island und Schottland erreicht zu Mittag bereits die
deutsche Nordseeküste. Der damit verbundene Regen weitet sich anschließend ins
Landesinnere aus. Die herangeführte atlantische Mischluft ist im Norden in 850
hPa mit -2 bis -4 Grad definiert, im Süden sind es zuvor noch +4 Grad, im
alpennahen Bereich bei einem schwach föhnigen Effekt um +6 Grad. In der
Nordwesthälfte sorgt eine markante Gradientverschärfung am Boden zunehmend für
starke bis stürmische Böen. Im Bereich des heranrückenden Bodentroges sind
Sturmböen möglich, an der Nordsee wahrscheinlich. In der Nacht zum Mittwoch
erreicht die erwärmte Meeresluft subpolaren Ursprungs (T 850 hPa um -5 Grad)
auch die Regionen südlich der Donau. Durch die schleifende Okklusion sind am
direkten Alpenrand längere Schneefälle gering wahrscheinlich. Weite Teile des
Landes sind nun durch den heranschwenkenden Trog beeinflusst, der auch thermisch
sehr gut ausgeprägt ist. In 500 hPa werden Temperaturen unter -30 Grad
simuliert, teils auch bis -35 Grad. Damit sind einzelne Schauer, die im Bergland
als Schnee niedergehen, wahrscheinlich.

Mittwoch ... nähert sich die markante Trogachse langsam dem Westen des
Bundesgebiets an und erreicht eingangs der Nacht zum Donnerstag die Mitte des
Landes. Aufgrund der weiterhin vorhandenen Höhenkaltluft ist schon in den
Vormittagsstunden eine rege Schauertätigkeit gegeben. Mit der Annäherung der
Trogachse nimmt das Schauer- und Gewitterrisiko dann von Westen her deutlich zu.
Im Bodendruckfeld ist weiterhin ein starker Gradient gegeben, sodass Wind- oder
stürmische Böen auftreten werden. Besonders in Verbindung mit Gewittern sind
auch einzelne Sturmböen möglich. In der Nacht zum Donnerstag erreichen die
Schauer, teils auch noch Gewitter, den Osten und Südosten. Der Fokus liegt nun
auf der Schneefallgrenze, denn bei 850-hPa-Temperaturen um -5 Grad können sich
die Schneeflocken teils auch bis in tiefere Lagen halten. Vor allem entlang und
südlich der Alb wäre die Ausbildung einer dünnen Schneedecke keine Überraschung.
Im Schwarzwald sowie am Alpenrand sind mehr als 10 cm/12h möglich.

Donnerstag ... verlässt die Trogachse langsam Mitteleuropa in Richtung Osten.
Aufgrund der aber weiterhin vorhandenen guten thermischen Ausprägung des Troges
stehen Schauer, teils auch Gewitter weiter auf der Tagesordnung. Diese können
durchaus auch mit der einen oder anderen stürmischen Böe in Verbindung stehen.
Am Nachmittag schiebt sich der nächste flache Rücken von Nordwesteuropa langsam
in Richtung Mitteuropa. Damit startet die Advektion von deutlich wärmerer Luft,
die maritim geprägt ist. Bodennah wird die damit in Verbindung stehende
Warmfront von einem Sturmtief bei Island gesteuert. Nach kurzer Schauerpause
setzten die WLA-induzierten Regenfälle während der ersten Nachthälfte zum
Freitag im Westen ein, ausgangs der Nacht bleiben voraussichtlich nur die
Gebiete an der östlichen Landesgrenze trocken. Mit der deutlich milderen
Luftmasse (T 850 hPa steigt im Nordwesten bis auf +4 Grad an) ist auch ein
starker Anstieg der Schneefallgrenze verbunden. In den Frühstunden reicht die
Keilachse etwa von der Iberischen Halbinsel bis nach Südschweden.

Freitag ... verläuft die Warmfront voraussichtlich diagonal über Deutschland
hinweg, damit fällt gebietsweise Regen. Am Nachmittag schwenkt der Randtrog des
umfangreichen nordwesteuropäischen Langwellentroges über Dänemark hinweg.
Bodennah beeinflusst die damit in Verbindung stehende Kaltfront nur
Norddeutschland, im Süden und Südwesten bleibt es weiterhin bei leichter WLA und
damit einhergehenden Niederschlagsprozessen. Staueffekte an den Alpen können
nochmals zu mehr als 10 cm/12h Neuschnee führen.

Samstag ... und in der Nacht zum Sonntag ändert sich an der Westwetterlage kaum
etwas. Der vorhin erwähnte Langwellentrog weitet sich nach Mitteleuropa aus, im
äußersten Norden ist auch wieder markante Höhenkaltluft gegeben. Dort überwiegt
daher der Schauercharakter, wohingegen im Süden durch die schleifende
Luftmassengrenze längerer Regen auftritt.

Weiterer Trend ... weiterhin wechselhaft mit Regen, Schauern und einzelnen
Gewittern.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs ist im Allgemeinen als gut einzuschätzen. Die
genaue Position des Bodentiefs am Mittwoch ist allerdings noch Unschärfen
unterworfen. Die aktuelle Tendenz ist, dass der Tiefkern eine südlichere Zugbahn
einschlägt und damit über Norddeutschland hinweg ziehen würde. Unmittelbare
Auswirkungen würden sich dann für die Böenprognose ergeben. Das nachfolgende
Übergreifen des Rückens in der Nacht zum sowie am Freitag tagsüber wird zeitlich
progressiver gerechnet. Damit erreichen die WLA-induzierten Niederschläge
rascher das Bundesgebiet. Ansonsten bestehen an der anhaltenden Westwetterlage
kaum Zweifel, wenngleich sich die Feinheiten, besonders bezüglich der
Windentwicklung, erst in den nächsten Tagen herauskristallisieren werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die beständige Westwetterlage zeigen neben dem EZMW auch ICON und GFS.
Allerdings indizieren ICON und GFS deutlich, dass die Windentwicklung noch nicht
ganz in trockenen Tüchern ist. Zwischen starken Windböen und gar einzelnen
schweren Sturmböen reicht dabei der Interpretationsspielraum. Klar ist jedoch,
dass die kommende Woche durch zeitweilige stürmische Böen, durchziehende
Niederschlagsgebiete, Schauer und Gewitter sowie einer zeitweise absinkender
Schneefallgrenze gekennzeichnet sein wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne für verschiedene deutsche Städte zeigt den typischen Verlauf bei
einer westgeprägten und damit wechselhaften Wetterlage. Besonders gut ist das
Auf und Ab bei der Luftmassentemperatur im Süden ausgeprägt, wo immer wieder WLA
kurzzeitig die T 850 hPa ansteigen lässt. Im Norden verläuft die Kurve deutlich
flacher. Generell lässt sich sagen, dass die Unsicherheiten im
Mittelfristzeitraum verhältnismäßig gering ist.

Cluster +120 ... 168h: Es liegen insgesamt 4 Cluster vor, wobei die Memberanzahl
zwischen 5 und 18 schwankt. Cluster 1 beinhaltet 18 Member, wobei sowohl der
deterministische Lauf als auch der Kontrollauf in Cluster 2 fallen (17 Member).
Beide Cluster zeigen zunächst das Regime atlantischer Rücken, ab Zeitschritt 2
und 3 eine positive NAO. Der Wechsel zwischen dem zunächst bestehenden
Trogeinfluss und dem anschließend von Westen herankommenden Rücken wird von den
Ensembles gestützt.

Cluster +192 ... 240h: Die auf 3 Cluster etwa gleichverteilten Member zeigen
weiterhin eine positive NAO, teilweise das Muster atlantischer Rücken. Auch die
weitere Mittelfrist wird daher durch eine wechselhafte Witterung mit Regen und
Schauern geprägt sein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch von Nordwesten nach Südosten und Osten
ausgreifend stürmische Böen wahrscheinlich (EZMW-EPS für > Bft 8 teils über 50
%), Sturmböen gering wahrscheinlich (> Bft 9 teils 15 bis 30 %). An der Nordsee
sowie im Bergland Sturmböen wahrscheinlich.

Am Mittwoch sind erneut stürmische Böen wahrscheinlich, Sturmböen nicht
ausgeschlossen. Allerdings verhält sich das EZMW-EPS deutlich defensiver als der
deterministische Lauf. Am Donnerstag Fortsetzung der stürmischen Witterung.

GEWITTER:
Zeitweise Gewitter wahrscheinlich, teils mit Sturmböen. Vereinzelt sind schwere
Sturmböen nicht ausgeschlossen.

SCHNEE:
In der Nacht zum Mittwoch direkt an den Alpen mehr als 10 cm/12h gering
wahrscheinlich. Am Mittwoch zunächst im Schwarzwald, ab der Nacht auch wieder an
den Alpen mehr als 10 cm/12h gering wahrscheinlich. Am Donnerstag an den Alpen
fortsetzend.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW det., EZMW-EPS, EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri