DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-03-2019 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 07.03.2019 um 10.30 UTC



Sehr wechselhaft und windig, zeitweise stürmisch, im Bergland Sturm. Schwankende
Schneefallgrenze, zeitweise bis ins Tiefland absinkend. Alpenrand teils kräftige
Stauniederschläge.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 14.03.2019


Zum Beginn der Mittelfrist (Sonntag, der 10. März) zeichnet sich eine
glatte/zonale Höhenströmung ab, in die eingelagert mehrere Kurzwellen
Deutschland von West nach Ost überqueren. Dabei liegt eine schleifende Kaltfront
am Nordrand der Alpen und sorgt dort für anhaltenden Regen, der oberhalb von
1200 bis 1400 m als Schnee fällt. Die Niederschläge dauern auch die Nacht zum
Montag über mit verminderter Intensität weiter an, wobei die Schneefallgrenze
auf rund 600 m absinkt. Dabei werden aus heutiger Sicht im direkten Stau nicht
unerhebliche Niederschlagsmengen gerechnet (30 bis 50 l/qm in 24 Stunden). Im
übrigen Deutschland sorgt tagsüber höhenkalte Luft für wiederholte
Schauertätigkeit, wobei die Schneefallgrenze von Nord nach Süd zwischen 300 und
800 m pendelt, bevor im 2. Tagesverlauf eine Okklusion von Nordwesten mit Regen
auf Norddeutschland übergreift. Diese zieht im Verlauf der Nacht zügig nach
Osten ab, wird jedoch von Nordwesten durch einen markanten Höhentrog ersetzt,
der in Verbindung mit einem ausgeprägten Bodentrog auf Norddeutschland
übergreift. Die Folge ist daher eine auch die Nacht über anhaltende
Schauertätigkeit mit einer Schneefallgrenze zwischen 0 und 300 m. Je nach
Ausprägung des Troges kann über Norddeutschland auch ein regionales und skaliges
Nassschneefallereignis bis in tiefe Lagen nicht ausgeschlossen werden. Die
Höchstwerte liegen bei 8 bis 13 Grad und gehen nachts auf +2 bis -2 Grad zurück,
wobei vorzugsweise im Bergland mit Glätte gerechnet werden muss. Der Südwest-
bis Westwind weht im Tiefland durchweg stark böig, zeitweise auch stürmisch und
besonders tagsüber im Norden mit Sturmböen. Im Bergland treten teils schwere
Sturmböen, exponiert orkanartige Böen auf.

Am Montag erfasst der umfangreiche Höhentrog mit kalter Luft von unter -35 Grad
in 500 hPa Deutschland und auch niedertroposphärisch gehen die Temperaturwerte
auf -5 bis -7 Grad in 850 hPa zurück. Zwar wölbt sich durch die
Kaltluftadvektion gestützt ein niedertroposphärischer Keil nach Deutschland auf,
allerdings wird dieser in der Höhe bis weit in den Tag noch durch PVA
überlaufen. Zudem sorgt das Zusammenspiel aus diabatischer Komponente und
markanter Höhenkaltluft für tageszeitenabhängige Labilisierung, sodass bis weit
in den Tag verbreitet mit kräftigen Schauern gerechnet werden muss, die bis in
tiefe Lagen als Schnee, Schneeregen oder Graupel fallen. Besonders ab der
Mittagszeit sind auch Gewitter nicht ausgeschlossen. In Staulagen schneit es
zeitweise auch länger anhaltend. Erst zum Abend beruhigt sich das Wetter von
Westen, da sich der Höhenkeil mit Absinken und wärmerer Luft in 500 hPa
zunehmend bemerkbar macht.
Dieser Keil verlagert sich in der Nacht zum Dienstag endgültig nach Deutschland,
sodass im Zusammenspiel mit einem Bodenhoch über Süddeutschland deutschlandweit
mit einer durchgreifenden Wetterberuhigung zu rechnen ist. Der tagsüber böig,
zeitweise im Süden und Osten gar stürmisch wehende West- bis Nordwestwind mit
Sturmböen im Bergland lässt in der Nacht deutlich nach, sodass nur noch
exponiert im Bergland Sturmböen zu erwarten sind. Nach einem mäßig-kalten
Märztag mit 4 bis 8 Grad (bei Stauniederschlägen auch darunter) sorgen in der
Nacht Wolkenauflockerungen und ein nachlassender Wind für eine effektive
Strahlungsnacht. Einzig im Norden bleibt es mit +4 bis +1 Grad meist frostfrei
(bezogen auf den Luftfrost), sonst wird es mit 0 bis -4 Grad frostig kalt. Im
süddeutschen Bergland tritt gar mäßiger Luftfrost auf.

Am Dienstag geht die progressive Wetterlage in die nächste Runde. Der bis dahin
wetterbestimmende Keil zieht im Tagesverlauf zügig nach Osten ab und macht einem
neuen Höhentrog Platz, der in der Nacht zum Mittwoch auf ganz Deutschland
übergreift und erneut einen wechselhaften Wetterabschnitt einleitet. Daher
beginnt der Dienstag meist noch trocken, allerdings nimmt im Tagesverlauf die
Bewölkung von West nach Ost rasch zu und ab der Mittagszeit breitet sich im Zuge
einer Okklusionsfrontpassage skaliger Niederschlag über Deutschland aus.
Vorübergehend klettert die Schneefallgrenze auf deutlich über 1000 m, um
postfrontal zum Abend von Westen wieder auf rund 500 m abzusinken. In der Nacht
zum Mittwoch kommt die Okklusion abgesehen vom Süden zügig nach Osten voran.
Fallender Luftdruck südlich der Alpen deutet eine Leezyklogenese über
Norditalien an, die die Okklusion über dem Süden stark abbremst. Daher drohen
die Nacht über besonders entlang der Alpen kräftige Niederschläge, die bei einer
Schneefallgrenze von rund 700 m bis weit herab als Schnee fallen. Im übrigen
Land lockert die dichte Wolkendecke in einer zyklonal geprägten Nordwestströmung
nur kurz auf und es entwickeln sich wiederholt Schauer, die bis in tiefe Lagen
zunehmend als Schnee oder Schneeregen fallen. Der Westwind weht besonders im
Westen und Nordwesten stark böig, zeitweise auch stürmisch und schwächt sich
nach Osten und Süden rasch ab. Im Bergland drohen weiterhin Sturmböen. Die
Höchstwerte liegen tagsüber bei 7 bis 12 Grad und gehen nachts auf +2 bis -2
Grad zurück.

Am Mittwoch ändert sich wenig an der zyklonal geprägten Westwindwetterlage. Ein
umfangreicher Höhentrog erfasst ganz Deutschland mit höhenkalter Luft. Zudem
sind in die stramme Strömung kleine Störungen eingelagert, sodass tagsüber
verbreitet Niederschläge auftreten, die oberhalb von 400 bis 600 m als Schnee
fallen und teils von Blitz und Donner begleitet werden. Die Niederschläge
schwächen sich in der Nacht zum Donnerstag im Osten ab, während sie im Westen
nach kurzer Pause von Westen erneut aufflammen. Tagsüber weht ein stark böiger
Westwind, im Bergland mit Sturmböen, wobei sich in der Nacht abgesehen vom
Bergland der Wind wieder abschwächt. Dabei liegen die Höchstwerte zwischen 7 und
10 Grad und gehen nachts auf +3 bis -2 Grad zurück.

Am Donnerstag wird der Höhentrog ostwärts abgedrängt während sich vom
Nordostatlantik ein kräftiger Höhenkeil nach Frankreich und Irland aufwölbt.
Deutschland gerät daher in eine stramme Nordwestströmung, in die eingelagert
wiederholt Fronten im 12-h Abstand über Deutschland ziehen. Die Schneefallgrenze
steigt im Westen und Südwesten auf über 1000 m an und liegt nach Osten zu
deutlich tiefer. Besonders im Stau der Nordalpen regnet und schneit es ergiebig.
Die Höchstwerte liegen tagsüber zwischen 8 und 11 Grad und nachts zwischen +3
und -2 Grad. Der Westwind weht tagsüber im Tiefland stark böig, im Westen und
Nordwesten zeitweise auch stürmisch und lässt in der Nacht deutlich nach. Im
Bergland hingegen weht er durchweg in Sturmstärke.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Dienstag zeigen der aktuelle und die letzten Läufe vom EZMW
beim Blick auf die synoptisch-skaligen Abläufe ein recht einheitliches Bild.
Einzig bei der Lage von Trog- und Keilachsen sowie deren Ausrichtung ergeben
sich immer wieder geringfügige Abweichungen, die jedoch kaum Auswirkungen auf
den gesamten Wetterablauf haben. Dieser gestaltet sich als sehr wechselhaft und
windig, wobei es im Bergland zeitweise winterlich werden kann.
Am Mittwoch und Donnerstag bleibt es zwar weiterhin wechselhaft, allerdings
nehmen die Unsicherheiten bezüglich der Lage der Druckgebilde zu. Dabei deutet
sich am Donnerstag von Lauf zu Lauf ein markanteres Trogereignis direkt über
Deutschland an und auch der Keil vor Irland wird immer kräftiger gerechnet. Ob
aber nun "West zyklonal" oder "Trog Mitteleuropa", das wechselhafte Wetter
bleibt erhalten.
Die Temperatur schwankt je nach Zufuhr der Luftmassen tagsüber zwischen 5 und 13
Grad (bei Stauniederschlägen gar darunter) und nachts muss im Bergland häufig,
im Tiefland nur zeitweise mit Luftfrost und Glätte gerechnet werden. Auch der
Wind weht immer wieder stürmisch, im Bergland mit Sturmböen, exponiert auch
schweren Sturmböen und schwächt sich nur während kurzer Keilpassagen etwas ab.
Alles in allem also ein sehr wechselhafter, windiger und im Bergland auch teils
winterlicher Wetterabschnitt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Innerhalb der weiteren Globalmodelle ergeben sich bis einschließlich Dienstag
ebenfalls nur geringe Unterschiede bei Phasen und Amplituden der jeweiligen
Tröge und Keile. Sie ändern aber nichts an dem einheitlichen Bild einer
wechselhaften, windigen und im Bergland zeitweise winterlichen Wetterlage. Zum
Mittwoch nehmen die Diskrepanzen rapide zu mit Bodendruckdifferenzen von teils
mehr als 20 hPa (z.B. Mittwoch 06Z über der südlichen Nordsee). Diese
Diskrepanzen haben weniger auf den Niederschlag sondern vielmehr auf die Wind-
bzw. eine mögliche weitere Sturmentwicklung Auswirkungen. Dabei weist GFS die
stärksten Abweichungen auf, während IFS und ICON recht einheitliche Wege gehen.
Es lässt sich daher sagen, dass ab Mittwoch die Unsicherheiten deutlich
zunehmen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Meteogramme stützen die deutschlandweit sehr wechselhafte Wetterlage mit
durchweg vorhandenen Niederschlagssignalen, die in Staulagen zeitweise recht
üppig ausfallen. Dabei wird vorzugsweise in der Nacht auch im Tiefland
wiederholt etwas Schnee gezeigt, erneut mit den maximalen Werten im Alpenstau.
Auch beim Wind wird ersichtlich, dass es eine insgesamt windige Wetterlage ist,
wobei ein zeitweise großer Memberspread das Potential für kräftige
Windereignisse andeutet. Bei durchweg dichter Bewölkung schwanken die
Temperaturwerte je nach Trogvorder- oder -rückseite im leicht zu milden oder zu
kühlen Bereich.

Am Sonntag sind zwei Cluster vorhanden mit dem klimatologischen Regime
"Atlantikrücken". Dabei liegt Deutschland in beiden Clustern in einer strammen
zyklonalen Strömung.
In der Folge bleiben bis Mittwoch zwei Cluster bestehen, wobei das klimat.
Regime zwischen "Atlantikrücken" und "negativer NAO" wechselt. Dabei deutet der
2. Cluster einen deutlich kräftigeren und etwas südlicher gelegenen Höhentrog
an, der über England nach Mitteleuropa zieht. Bezüglich des Ablaufs
unterscheiden sich beide Cluster mit Blick auf Deutschland jedoch nur
geringfügig.
Zum Donnerstag nehmen die Unsicherheiten weiter zu, sodass wir nun vier Cluster
(einmal NAO plus, einmal Blockierungslage und zweimal Atlantikrücken) haben.
Dabei unterscheidet sich das Strömungsmuster über Mitteleuropa doch deutlich,
denn während im 1. Cluster (am stärksten besetzt) eine stramme Nordwestströmung
erwartet wird, kippt diese im 4. Cluster eher auf Nord. Alles in allem deuten
alle Cluster jedoch für den Alpenstau kräftige Niederschläge bei schwankender
Schneefallgrenze an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


STURM:
Die gesamte Mittelfrist über zeigt der EFI erhöhte Werte, wobei der Sonntag und
Montag im Norden und der Dienstag im Westen mit den höchsten Werten
hervorstechen. Dies wird auch vom EZMW-EPS gestützt, wobei an den angesprochenen
Tagen in den entsprechenden Regionen geringe Wahrscheinlichkeiten für Bft 10
Böen bis in tiefe Lagen vorhanden sind. Mit den weiter oben angesprochenen
Unsicherheiten der jeweiligen Druckgebilde sind aber noch große Unsicherheiten
vorhanden, wann welches Windmaximum wo zu erwarten ist. Grundsätzlich deutet
sich aber eine periodisch schwankende windige Witterung an.

REGEN/SCHNEE:
Am Sonntag wird im Umfeld der Deutschen Bucht sowie im Alpenstau kräftiger
Niederschlag mit erhöhten EFI-Werten gezeigt, der im det. Output im Staubereich
mit 24-std. Niederschlagsmengen von 20 bis 40 l/qm gestützt wird. Auch in der
Folge zeigen sich im EFI besonders entlang der Nordalpen geringe
Wahrscheinlichkeiten für kräftige Niederschläge (z.B. Donnerstag bis Freitag 06Z
am Alpenrand mit 20 bis 40 l/qm Niederschlag).
Für Montag, Mittwoch und Donnerstag deuten sich bei schwankender
Schneefallgrenze im Alpenstau teils kräftige Schneefälle an, die im EFI jeweils
mit geringen Werten hervorstechen. Das EZMW-EPS zeigt besonders im Stau an den
jeweiligen Terminen markante Neuschneemengen. Auch sonst kann im Stau der
zentralen Mittelgebirge wiederholt etwas Schnee fallen.

GEWITTER:
Besonders am Montag und Mittwoch muss in höhenkalter Luft mit einigen
Kaltluftgewittern gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, MOSMIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy